Darum geht's: Vier Kampfjets waren im Rahmen der Militärübung «Alpha Uno» erfolgreich auf der Autobahn A1 zwischen Payerne und Avenches im Kanton Waadt gelandet. Nach der Landung wurden die Jets auf der Autobahn betankt und gewartet. Eine Premiere ist diese Übung für die Luftwaffe nicht. Denn vergleichbare Tests auf Nationalstrassen wurden während des Kalten Kriegs insgesamt zehnmal durchgeführt. Der Verkehr wurde grossräumig umgeleitet. Zivile Zaungäste waren bis auf wenige Eingeladene nicht zugelassen, da es sich um eine militärische Übung und nicht um einen Publikumsanlass handelte.
Die Landung: Nach einer langen Vorbereitung und einer nächtlichen Demontage der Leitplanken landete Alain von Büren als erster Pilot einen F/A-18-Kampfjet. Es ist der erste Jet dieses Typs überhaupt in der Geschichte der Schweizer Luftwaffe, der auf einer Autobahn landete. Kurz nach 10 Uhr erfolgte die Landung auf dem drei Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Payerne und Avenches auf der A1. Alle vier Landungen verliefen ohne Probleme. Nach der Landung wurden die Jets auf der Autobahn betankt und gewartet.
Simulation einer Reifenpanne: Zwischen Landung und Start führten Unterhaltstruppen auf der temporären Start- und Landebahn eine Reparaturübung durch. An einem Kampfjet wurde eine Reifenpanne simuliert. Dazu rückten auch mehrere Feuerwehrautos aus. Der Jet blieb vorerst noch auf dem Boden und hob anschliessend nicht zusammen mit den anderen drei Jets in die Luft ab.
Der Start: Alle drei weiteren Jets starteten am Mittag wieder problemlos. Sie begaben sich auf eine zweite Trainingsmission und landeten im Verlauf des Nachmittags erneut auf der Autobahn. Für das zweite Training standen andere Piloten als noch am Morgen im Einsatz.
Die Reaktion: «Es lief alles super. Die Piste war gut vorbereitet», sagte von Büren nach der Landung. Auch der Oberstleutnant und Kommandant Fliegergeschwader 11, Mario Schwarz, zeigte sich zufrieden. Angesichts des Ukrainekriegs seien solche Trainings wieder nötig, so Schwarz: «Die globale Sicherheitslage hat sich verändert. Mit diesen Dezentralisierungen – insbesondere auf Autobahnen – hat man irgendwann aufgehört, da sich die Bedrohungsszenarien und die Armeeaufträge mit dem Ende des Kalten Kriegs geändert haben.»
Darum wurde «Alpha Uno» durchgeführt: Die Luftwaffe verfüge heute über drei Jet-Flugplätze, nämlich in Payerne, Emmen LU und Meiringen im Berner Oberland, wie das Verteidigungsdepartement (VBS) schreibt. Diese Konzentration auf wenige Orte mache sie anfällig und verwundbar. Das Ziel der Übung sei gewesen, die Fähigkeit zur Dezentralisierung zu testen und zu erweitern. Die Luftwaffe will überprüfen, ob ihre Kampfflugzeuge auch von improvisierten Standorten aus einsetzbar sind und dort starten und landen können. Ein Grund dafür ist die sich verschlechternde Sicherheitslage in Europa – die Armee will ihre Verteidigungsfähigkeit stärken.
Kritik der Gsoa: Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (Gsoa) kritisierte die Militärübung scharf. Die Armee solle künftig auf solch überflüssige und «ressourcenverschwendende» Anlässe verzichten, hiess es in einer Mitteilung. Die Politik solle sich endlich an einer nüchternen Bedrohungsanalyse orientieren, anstatt Geld für unrealistische Bedrohungsszenarien zu verpulvern.