Am 5. Juni rollen auf der Autobahn A1 zwischen Avenches und Payerne Flug- statt Fahrzeuge: Pilotinnen und Bodenpersonal der Schweizer Luftwaffe sollen für den Krisenfall die Kampfjet-Landung auf dem ungewohnten Terrain proben. SRF-Aviatikexperte Michael Weinmann erklärt, welches Signal die Militärübung sendet und warum sie im Vergleich zu früher eine ziemlich sichere Sache ist.
Wie aussergewöhnlich ist die Landeübung auf der Autobahn?
Sie ist grundsätzlich aussergewöhnlich, weil es eine etwas skurrile Vorstellung ist, dass Kampfjets auf der Autobahn landen. Man ist sich das halt einfach nicht gewohnt, weil die letzte vergleichbare Übung 33 Jahre zurückliegt. 1991 landete die Luftwaffe bei Lodrino im Tessin letztmals auf einer Autobahn. Seither hat sich viel verändert bei der Luftwaffe. Nach dem Kalten Krieg hat sie sich an die angepasste Bedrohungslage angepasst. So wurde zum Beispiel die Fähigkeit zum Erdkampf, also das Angreifen von Bodenzielen aus der Luft, aufgegeben. Die Flotte wurde drastisch verkleinert. Und es wurde der damals topmoderne F/A-18 Hornet eingeführt.
Welches politische Signal sendet dieses Training?
Diese Autobahnübung ist auch ein Zeichen, wie stark sich die Einschätzung der aktuellen Bedrohungslage verändert hat. Eine Einschätzung, die der Gesamtbundesrat offenbar teilt. Für die Komplettsperrung der Autobahn bei Avenches musste die Regierung nämlich die Genehmigung erteilen.
Mit welchen Risiken ist die Militärübung verbunden?
Ich würde sagen, die Risiken sind minimal. Die Luftwaffe sperrt das Areal weiträumig ab. Der Autobahnabschnitt ist völlig frei von Hindernissen. Es landen nur vier Flugzeuge. Zwei von der einen und zwei von der anderen Seite. Die wenigen Zuschauer, die zugelassen sind, sitzen auf einer Tribüne mehrere hundert Meter weit entfernt. Das war in den 1970er- und 1980er-Jahren ganz anders. Da landeten Dutzende Jets auf der Autobahn. Beim Start beschleunigten sie knapp unter Brücken hindurch. Und gefilmt und fotografiert wurde quasi vom Pannenstreifen aus. Das Risikobewusstsein hat sich offensichtlich stark verändert.
Wie sinnvoll ist dieses Autobahntraining?
Basierend auf den Zielen der Luftwaffe macht diese Übung Sinn. Sie will, dass vor allem die Bodentruppen wieder fähig sind, irgendwo in der Schweiz, abseits der Militärflugplätze, eine Infrastruktur zu erstellen, die den Betrieb von Kampfjets ermöglicht. Diese Fähigkeit ging in den letzten Jahrzehnten verloren. In diesem Zusammenhang wird es sicher auch in Zukunft Übungen geben. Vielleicht das nächste Mal nicht auf einer Autobahn, sondern auf einem ehemaligen Militärflugplatz, der schon lange nicht mehr in Betrieb war.