In der Schweiz wurde im September insgesamt 2.3 Prozent mehr Energie verbraucht als im Durchschnitt der letzten sieben Jahre im selben Monat. Auf Ebene der Haushalte und Firmen ist der Stromverbrauch allerdings um 13 Prozent gesunken. Energieministerin Simonetta Sommaruga glaubt denn auch, dass die breit angelegte Kampagne des Bundes zum Stromsparen ihr Ziel erreicht.
SRF News: Letzten Monat haben Sie eine grosse Stromsparkampagne lanciert. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf?
Simonetta Sommaruga: Die Kampagne wird breit mitgetragen, von der Bevölkerung, von der Wirtschaft, von den Kantonen und Städten. Das ist sehr erfreulich. Denn es müssen alle mithelfen, damit es diesen Winter für alle gut kommt.
Wenn in Europa ein Stromsparziel beschlossen wird, werden wir das sicher ebenfalls prüfen.
Beim Gasverbrauch gibt es ein freiwilliges Sparziel von 15 Prozent. Beim Strom gibt es das nicht. Müsste der Bundesrat hier nicht vorangehen und ein konkretes Ziel formulieren?
Wir haben in diesem Winter in erster Linie ein Gasproblem. Wladimir Putin hat den Gashahn gegenüber Europa und auch der Schweiz zugedreht, deshalb müssen wir vor allem Gas einsparen. Selbstverständlich ist es sinnvoll, auch beim Strom zu sparen. Wenn in Europa ein Stromsparziel beschlossen wird, werden wir das sicher ebenfalls prüfen. Aber im Moment erlebe ich die Wirtschaft, die Unternehmen, die Kantone und Gemeinden als sehr motiviert und engagiert, beim Gas- und beim Stromsparen einen Beitrag zu leisten.
Der Stromverbrauch lässt sich sehr schwer messen. Befinden Sie sich diesbezüglich nicht in einem Blindflug?
Wir stehen in engem Kontakt mit dem Verband der Schweizer Stromfirmen, um diese Daten zu erhalten. Punkto Digitalisierung gibt es bei den lokalen Netzbetreibern zum Teil schon noch ziemlich viel Verspätung. Aber wir werden sicher immer wieder aufzeigen können, wo ganz konkret Strom eingespart wurde. Wir bekommen beispielsweise Meldungen aus der Wirtschaft oder von Sportzentren, wie viel Energie oder Wärme sie eingespart haben. Wir werden auch ein Monitoring machen, um diese Entwicklung zu verfolgen.
Viele sagen, die Gasspeicher in Frankreich und Deutschland seien relativ gut gefüllt. Könnten wir also eigentlich schon Entwarnung geben?
Das können wir sicher noch nicht. Denn auch wenn die Speicher im Ausland voll sind, muss das Gas noch in die Schweiz gelangen. Ausserdem ändern die vollen Gasspeicher nichts daran, dass wir eine Gasknappheit erleben. Deshalb ergibt es trotzdem Sinn, Energie einzusparen.
Das Gespräch führte Reto Lipp.