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Schweizer Waffenexporte Pilatus-Flugzeuge an Luftschlägen in Afghanistan beteiligt

Pilatus-Flugzeuge des Typs PC-12 waren in Afghanistan bei Angriffen dabei, bei denen Hunderte von Zivilisten starben. Das zeigen Recherchen von SRF.

Den entscheidenden Beweis liefert das afghanische Verteidigungsministerium: Am 15. Juli 2021 meldet die Behörde auf Twitter die Tötung von Taliban-Kämpfern bei einem Bombardement. Wenig später beklagen Dorfbewohner auf Social Media den Tod auch von Zivilisten.

In einer gemeinsamen Recherche von «SRF Investigativ», Journalistinnen und Journalisten von RTS, dem Recherchenetzwerk Lighthouse Reports sowie anderen Journalisten haben wir die Videos untersucht. Das Ergebnis: Der Luftschlag wurde von einer Schweizer PC-12-Maschine gefilmt. Das Schweizer Flugzeug fungierte in Afghanistan als fliegende Kommandozentrale, das die Bomber der afghanischen Luftstreitkräfte bei den Angriffen leitete.

Viele zivile Opfer

    Die afghanische Luftwaffe setzt die PC-12 seit 2015 ein – zur Koordinierung von Bodentruppen und zur Unterstützung von A29-Kampfflugzeugen. Seither starben bei solchen Einsätzen Hunderte Zivilisten, wie Daten der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan und Daten der Organisation ACLED belegen.
Video
Der Weg der Pilatus-Flugzeuge von der Schweiz nach Afghanistan
Aus News-Clip vom 22.02.2022.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 30 Sekunden.

Marc Garlasco, ehemaliger Pentagon-Stratege, sagt, dass Angriffe der afghanischen Streitkräfte in den letzten Kriegsjahren etwa 30 Prozent aller Angriffe in Afghanistan ausmachten. Die hohen Zahlen an zivilen Opfern seien auf die schlechte Ausbildung der afghanischen Streitkräfte zurückzuführen.

Mit offenen Daten zum Recherche-Erfolg

Die forensische Arbeit mit offenen Daten half den genauen Ort des Angriffs am 15. Juli 2021 zu bestimmen. Ein Journalist von RTS reiste an den Ort und bestätigte die Schäden des Bombardements. Ein Taliban-Kämpfer sagte gegenüber dem Journalisten, er habe die PC-12 beim Angriff gesehen. 

Beim Angriff kamen Taliban-Kämpfer, aber auch Zivilisten ums Leben. Internationale Agenturen und auch die Dorfbewohner sprachen von 12 zivilen Opfern. 

Ort in Afghanistan auf Satellitenbild
Legende: Am 15. Juli 2021 greift die afghanische Luftwaffe den kleinen Ort Maidan-e-Shuhada in der Badakshan Provinz an. Videos des Angriffs werden wenig später vom afghanischen Verteidigungsministeriums auf Twitter geteilt. Eine Analyse mit offenen Daten verifizierte den Ort und die Zerstörung. Google Earth, Twitter

Zwei PC-12 in den Händen der Taliban

Als Ende August der letzte US-Soldat Afghanistan verliess, wurde viel Ausrüstung zurückgelassen. Schnell wurde laut, dass auch ein Schweizer Flugzeug zurückblieb und den Taliban in die Hände fiel. Offene Daten – Satellitenbilder und Videos – erlaubten es nicht nur den genauen Ort dieser PC-12 zu verifizieren, sondern fanden noch eine weitere PC-12-Maschine unter den Taliban, von der bisher nichts bekannt war.

Satellitenbild vom Flughafen Kabul
Legende: Satellitenbilder vom 1. September 2021 belegen: Eine PC-12 wurde vor einem Hangar am Flughafen Kabul von den abgezogenen Truppen zurückgelassen. Ein Bild zeigt einen Taliban-Kämpfer vor der PC-12. Planet Labs PBC

Pilatus lässt Fragen unbeantwortet

Weitere Bildanalysen zeigten auch die enge Zusammenarbeit zwischen Pilatus und dem US-Rüstungskonzern Sierra Nevada, der für die US-Armee die PC-12-Flugzeuge einst für den Kriegseinsatz umgebaut hatte.

Neue Recherchewerkzeuge

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Mit frei zugänglichen Daten und Tools aus dem Internet war es möglich, nachzuprüfen, von wo aus Videoaufnahmen von afghanischen PC-12-Fliegern aufgenommen wurden. Das Team von Journalisten konnte die genauen Orte der Videos mithilfe von geografischen Analysen bestimmen. Die Journalisten benutzten unter anderem Google Earth für diese Arbeit. Mit Flugdaten konnte der Weg einiger der PC-12 in Afghanistan nachverfolgt werden. Wie eng Pilatus mit dem US-Rüstungskonzern Sierra Nevada zusammenarbeitete, zeigen forensische Bildanalysen einiger der 18 in die USA exportierten und umgebauten PC-12-Flieger.

Wusste die Firma Pilatus schon vor dem Einsatz der PC-12 in Afghanistan, dass die Flieger ins Kriegsgebiet gelangen? Die Verwendung im Kriegsgebiet stand schon früh fest und wurde in den USA in Verträgen von Sierra Nevada publiziert. Auch das Schweizer Parlament beschäftigte sich 2013 mit dem Thema.

Das Unternehmen lässt diese und weitere Fragen von SRF im Zusammenhang mit den PC-12-Maschinen im Afghanistan-Krieg unbeantwortet. «Pilatus ist nicht bereit, auf diese Fragestellungen zu antworten», schreibt Jérôme Zbinden in einer kurzen Stellungnahme. Zbinden ist Assistent des Pilatus-CEO. Technische Informationen über den PC-12 seien auf der Webseite der Firma aufgeführt, hält er fest.

Fall Pilatus: Auf der Spur der PC-12

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Mit einer Luftoffensive versucht die afghanische Armee im Sommer 2021 die Machtübernahme der Taliban doch noch zu verhindern. Die Streitkräfte fliegen in der Endphase des Afghanistan-Kriegs Angriff um Angriff. Nicht nur Talibankämpfer kommen dabei ums Leben, die Bomben töten auch Hunderte von Zivilpersonen. Bei den Luftattacken sind auch Pilatus-Flugzeuge aus der Schweiz im Einsatz. Welche Rolle spielen diese PC-12-Flieger? Wie kommt es, dass sie in einem Krieg im Einsatz sind? Und wo sind die Maschinen heute, nachdem die Taliban die Macht übernommen haben?

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Aufwändig recherchierte Geschichten, die in der Schweiz zu reden geben. In News Plus Hintergründe gibt es die ganze Story.

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HeuteMorgen, 23.02.2022, 6:00 Uhr

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