- Mit dem Abzug ihrer letzten Soldatinnen und Soldaten vom Flughafen Kabul haben die USA den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet.
- «Ich bin hier, um die Vollendung unseres Abzugs aus Afghanistan zu verkünden», sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, in einer Videoschaltung mit Journalisten im Pentagon.
- Damit ende auch die militärische Mission zur Evakuierung von amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern, Verbündeten und schutzsuchenden Afghaninnen und Afghanen.
Das letzte US-Militärflugzeug habe eine Minute vor Mitternacht (Ortszeit) vom Kabuler Flughafen abgehoben. Nach Angaben des Weissen Hauses brachten die USA und ihre Verbündeten bei der Evakuierungsmission seit dem 14. August rund 116'700 Menschen in Sicherheit. Immer noch befinden sich aber Zehntausende Menschen in Afghanistan, die vor den Taliban fliehen wollen – bei den meisten handelt es sich um Afghaninnen und Afghanen.
«Es ist ein historischer Moment: Nach knapp 20 Jahren haben die USA Afghanistan verlassen», sagt SRF-Korrespondent Jonas Bischoff im jordanischen Amman. «Bezeichnenderweise feiern die Taliban ihre Machtübernahme mit Freudenschüssen.» Es sei der Moment, vor dem sich viele Menschen in Afghanistan gefürchtet haben. «Da ist die Angst vor den Taliban und ihrer Ideologie. Die Angst vor Verfolgung und Unterdrückung. Aber auch die Angst vor neuen Anschlägen und vor einem möglichen Bürgerkrieg.»
Afghanistan stehe nun am Beginn eines neuen Kapitels. «Viele Afghaninnen und Afghanen sehnen sich nach nichts mehr als nach Ruhe und Friede. Doch danach sieht es bisher nicht aus.» US-Präsident Joe Biden dankte den US-Soldaten, die die «grösste Luftbrücke in der Geschichte der USA» mit Mut, Professionalität und Entschlossenheit betrieben hätten. «Jetzt ist unsere 20-jährige Militärpräsenz in Afghanistan beendet.»
US-Aussenminister Antony Blinken sagte in einer Ansprache, nun beginne die diplomatische Mission in Afghanistan. Die dafür zuständigen US-Diplomatinnen und US-Diplomaten würden vorerst aus Katar arbeiten. Nicht alle Personen, die Afghanistan verlassen wollten, hätten dies bisher tun können. Blinken erinnerte an die Versprechen der Taliban, dass auch künftig Afghaninnen und Afghanen mit gültigen Papieren ausreisen dürften, wenn sie wollten.
Resolution im UNO-Sicherheitsrat
Die USA und die westlichen Partner haben wiederholt betont, dass es auch nach dem Ende des Einsatzes die Möglichkeit geben soll, Menschen in Sicherheit zu bringen. Der UNO-Sicherheitsrat erhöhte am Montag den Druck auf die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan, die Menschenrechte zu wahren und Ausreisewillige ungehindert passieren zu lassen. In seltener Einigkeit verabschiedete das mächtigste UNO-Gremium eine entsprechende Resolution.
Biden hatte im April angekündigt, alle US-Soldaten spätestens bis zum 11. September bedingungslos aus Afghanistan abzuziehen. Das Datum markiert den 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001, die den US-geführten Militäreinsatz in Afghanistan auslösten. Im Juli zog Biden das Datum für den vollständigen Abzug auf den 31. August vor.