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Anschläge in Kabul: Wie viel verkraftet Biden politisch noch?
Aus Echo der Zeit vom 27.08.2021. Bild: Keystone
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Anschläge in Afghanistan Biden setzt auf ein Ende mit Schrecken – und auf das Vergessen

Das Entsetzen in den USA über die 13 toten eigenen Soldaten in Afghanistan ist gross, selbst wenn man seit Tagen schon wusste, dass eine grosse Gefahr von Anschlägen besteht.  Die Fahnen in den USA sind seither auf Halbmast und in den ersten Stunden gab man sich noch zurückhaltend.

Nun aber schiessen die Republikaner scharf, einige fordern den Rücktritt Bidens oder ein Impeachment. Die Demokraten sind zwar zurückhaltend, aber ihr Unwohlsein über den eigenen Präsidenten ist dennoch spürbar. Zumindest kurzfristig ist der gestrige Tag ein politisches Desaster für Biden.

Und das hat mit der Optik zu tun: zu den Bildern des Jungen, der sich an ein Flugzeug klammert, kommen nun jene des blutigen Anschlags und das Bild eines müden Präsidenten am Schluss der gestrigen Pressekonferenz. Dazu kommt, dass der verantwortliche US-General Kenneth McKenzie sagte, es gebe ernsthafte Hinweise auf weitere Anschlagspläne.

Raus oder wieder rein nach Afghanistan?

Der frühere Verteidigungsminister und CIA-Chef Leon Panetta sagte auf CNN, dass die USA nun zurückmüssten nach Afghanistan, um ISIS-K zu bekämpfen. Doch derzeit ist kaum vorstellbar, dass der US-Präsident seinen Abzugsentscheid umstösst. Er wird es wohl bei einem gezielten Schlag bewenden lassen.

Denn, um die ISIS-K zu besiegen, müssten die USA die nötige militärische Infrastruktur in Afghanistan wieder aufbauen und mehrere Tausend Soldaten ins Land zurückbringen. Und mit einem solch abrupten Strategiewechsel würde Biden vollends unglaubwürdig. Zudem würde ein solches Vorgehen in kürzester Zeit wohl noch viel mehr US-Opfer fordern als beim Anschlag vom Donnerstag. Vor allem auch, weil dies gegen den erklärten Willen der Taliban geschähe und die USA einen Zweifrontenkrieg riskieren würden.

Gefundenes Fressen für die Gegner

Kurzfristig stellen die derzeitigen Ereignisse in Afghanistan ein enormes politisches Risiko dar für den US-Präsidenten. Denn Biden ist mit dem Versprechen angetreten, dass nun ein erfahrener Politiker mit ruhiger Hand das Land in ruhigere Gewässer führen werde. Dieses Image ist seit dem chaotischen Abzug stark beschädigt. Die Republikaner und die konservativen Medien hauen denn auch genau in diese Kerbe und werfen ihm Inkompetenz und Führungsschwäche vor.

Allerdings ist auch deren Botschaft inkonsistent. Denn es war ja Donald Trump, der den Abzug während seiner Präsidentschaft eingeleitet hatte. Und nicht zuletzt wollen auch republikanische Wählerinnen und Wähler mehrheitlich den 20-jährigen Krieg in Afghanistan endlich beenden. Und: Das, was in Afghanistan passiert, löst derzeit zwar negative Emotionen aus. Doch für viele ist das Land ganz weit weg und hat nichts mit ihren alltäglichen Problemen zu tun. Umfragen zeigen, dass sich die meisten Menschen in den USA langfristig mehr Sorgen machen um Themen wie Wirtschaft, Arbeitsplätze oder Gesundheit.

Man wird den Eindruck nicht los, dass Joe Biden in Afghanistan auf ein Ende mit Schrecken setzt. Denn er hofft, dass Afghanistan nach dem US-Abzug aus den Schlagzeilen verschwinden wird und bald in Vergessenheit gerät. Die nächsten Wahlen sind erst in 14 Monaten und das ist in der US-Politik eine lange Zeit.

Echo der Zeit vom 27.08.2021.

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