Über eine Milliarde Schweizer Franken verfügt der Schweizerische Nationalfonds. Dieses Geld wird in Forschungsprojekte gesteckt. Jetzt wird Kritik über die Verwendung des Geldes laut. Sacha Zala, Leiter der Forschungsstelle Dodis, bemängelt die Ausrichtung des Nationalfonds. Diese sei einseitig auf die Naturwissenschaften fokussiert. Die Direktorin, Angelika Kalt, wehrt sich gegen den Vorwurf, im internationalen Vergleich erhielten die Geisteswissenschaften viel Geld.
Es ist einfach so, dass sie an unseren Bedürfnissen vorbeifahren.
Zala führt aus: «Die Norm, welche den Standard kreiert, was gute Forschung ist, wird nicht von den Geisteswissenschaften definiert, sondern von Naturwissenschaften.» Das sorgt gemäss dem Geschichtsprofessor in der Community für grosse Aufruhr. Die Projekte seien zudem in den Geisteswissenschaften oftmals kleiner, und das werde vom Nationalfonds nur ungenügend berücksichtigt.
Auch eine ungenügende Nachwuchsförderung wird bemängelt
«Wir alle in der Forschung schätzen enorm die Tätigkeit des Nationalfonds. Es ist einfach so, dass sie an unseren Bedürfnissen vorbeifahren,» meint Zala. Sein Wunsch wäre eine situationsgerechte Anpassung für die unterschiedlichen Disziplinen. Dafür müssen seinen Ansichten zufolge neue Instrumente konzipiert werden. Beispielsweise sollen mehr Langzeitprojekte unterstützt werden, diese seien in den Geisteswissenschaften wichtig.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Nachwuchsförderung. Zala fordert eine bessere Förderung der jungen Geisteswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen. An den Universitäten sei diese ungenügend. Angelika Kalt kann mit der Kritik nur wenig anfangen: «Ich war eigentlich sehr erstaunt, weil wir sehr viele gute geistes- und sozialwissenschaftliche Projekte fördern. Wir verwenden ungefähr 30 Prozent unserer Mittel für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Das ist im internationalen Vergleich sehr viel.»
Flexible Vergabe der Forschungsgelder
Der Nationalfonds sei zudem flexibel bei den Forschungsgeldern. Kalt führt aus: «Man kann alleine arbeiten, man kann in der Gruppe arbeiten, mit und ohne internationale Beteiligung.» Zudem gebe es auch ein spezielles Format für kleine Projekte. Während eines Jahres würden Ideen mit bis zu 100'000 Franken gefördert.
Der systematische Einbezug der betroffenen Kreise kann verbessert werden.
Im Gegensatz zu Sacha Zala sieht Angelika Kalt keine systematische Benachteiligung der Geisteswissenschaften. Der Nationalfonds überprüfe gemäss der Direktorin die Förderinstrumente regelmässig. Kalt sieht vor allem ein Verbesserungspunkt: «Der systematische Einbezug der betroffenen Kreise kann verbessert werden. Das ist auch geplant.»
Trotz allem hofft Zala, dass seine Kritik ernst genommen wird. Die Schweizer Forschungslandschaft ist allerdings ein komplexes Umfeld. Mit Bund, Nationalfonds, Kantonen, Universitäten und den Fachhochschulen mischen viele Akteure mit. Das führt zu einem komplexen und schwerfälligen System. Trotzdem hat Sacha Zala jetzt einmal an diesem Baum gerüttelt.