Im Herbst und Winter sind Spitäler und Arztpraxen tendenziell voller als in anderen Jahreszeiten. Grund ist die Grippe. In diesem Jahr kommt das Virus Covid-19 dazu. Die Lage bei den medizinischen Leistungserbringern wird sich in den kälteren Monaten zwangsläufig zuspitzen.
Um Engpässe zu verhindern, raten die Behörden, sich gegen den Grippevirus impfen zu lassen. Dies, damit möglichst wenig Kranke sich abklären lassen müssen. Schon in anderen Jahren haben sich rund eine Million Personen in der Schweiz gegen das Influenza-Virus impfen lassen. Dieses Jahr dürften sich noch mehr Menschen dafür interessieren, sagt die Berner Kantonsärztin, Linda Nartey.
«Viele wollen Ausfälle vermeiden»
«Die Menschen wollen sich impfen lassen, wegen der Erfahrungen mit Covid-19. Es sind zwei Krankheiten gleichzeitig in der Bevölkerung unterwegs. Viele wollen Ausfälle vermeiden und sich schützen.» Zudem empfiehlt die Kantonsärztin, dass ganz besonders die Risikogruppen sich mit einer Grippe-Impfung impfen lassen sollen. Also Personen über 65 Jahre, Schwangere, Menschen mit Vorerkrankungen und Personen regelmässig Kontakt zu Risikogruppen haben.
«Es ist wichtig, dass genügend Impfstoff vorhanden ist, um die Risikopersonen impfen zu können und auch die Personen, die mit diesen zu tun haben. Dafür muss man jetzt Impfstoff beschaffen, so viel möglich», so die Kantonsärztin.
Keine Zahlen zu zusätzlichen Dosen
So viel wie möglich beschaffen – das Bundesamt für Gesundheit (BAG) versucht im Moment, Impfdosen bei den Herstellern zu kaufen. Allerdings mit mässigem Erfolg. Zahlen möchte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung BAG an der Pressekonferenz nicht bekannt geben. Nur so viel: «Es ist schwierig. Es ist schwierig zusätzliche Dosen in die Schweiz zu bringen.»
Auch das BAG ist sich bewusst: Im Winter, wenn es zu einer weiteren allfälligen Covid-Welle kommt, möchte man «die Vermischung zwischen Influenza und Covid-19 möglichst nicht haben», so Mathys.
Alle Länder wollen mehr
Bereits gesichert sind jene 1.2 Millionen Impf-Dosen, welche die Schweiz normalerweise in anderen Jahren zum Impfen braucht. In den meisten Kantonen sind es die medizinischen Leistungserbringer, die diese Dosen beschaffen. Das Problem liegt bei den zusätzlichen Dosen, die die Schweiz beschaffen muss.
Auf dem internationalen Markt scheint diese Beschaffung schwierig, die die Produktionsleistung der Nachfrage hinterherhinkt. «Wir sind nicht das einzige Land, das die Strategie hat, möglichst viele Influenza-Impfungen zu machen», sagt Mathys.
Vorläufig keine neue Impfstrategie
Auch fordern die Kantone, man möge beim BAG sagen, wer genau und in welcher Reihenfolge geimpft werden solle. «Wir möchten wissen, wie die Impfstrategie genau ist», sagt Nartey.
Doch so lange das BAG nicht mehr Grippe-Impfdosen beschaffen kann, kann das Bundesamt kaum eine andere Strategie vorgeben als in anderen Jahren. Denn klar ist, jeden Preis wird die Schweiz für weitere Dosen nicht zahlen wollen.