1976 wurde Jimmy Carter Präsident der Vereinigten Staaten. Genau im gleichen Jahr wurde auch Edwin Zeiter Präsident – von der Gemeinde Bister, ein 37-köpfiges Walliser Dorf gegenüber der Riederalp.
Es ist mir selbst ein Rätsel, wie ich das so lange ausgehalten habe.
48 Jahre lang hat Edwin Zeiter dieses Amt ausgeübt (Jimmy Carter vier Jahre). Ende Jahr hört er auf. So lange wie er hat in der Schweiz noch niemand ein solches Amt ausgeübt.
«Es ist mir selbst ein Rätsel, wie ich das so lange ausgehalten habe», sagt der 75-Jährige rückblickend. Ans Aufhören habe er nie gedacht – nicht zuletzt, weil seine ganze Familie hinter ihm stand. «Auch meine Frau wusste immer, was läuft, und hat viele administrative Aufgaben übernommen. Ohne sie wäre es nicht gegangen.»
Denn: Als Gemeindepräsident hat sich Edwin Zeiter um alles gekümmert, was im Dorf anfiel – Mitarbeitende hatte er keine. «Wenn nach einem Unwetter die Strasse blockiert war, habe ich die Stiefel angezogen», erzählt er. Und er betont: Die Bürokratie sei in kleinen Gemeinden genauso anspruchsvoll wie in grossen.
Lehrer, Bauer, Maler – Tausendsassa
Ursprünglich stammt Zeiter aus dem Obergoms. Nach Bister kam er in den 1970er-Jahren. Der Liebe wegen. Zusammen mit seiner Frau baute er dort ein Haus und gründete eine Familie.
Neben seiner Tätigkeit als Gemeindepräsident war er als Lehrer tätig. Daneben betreibt er bis heute eine Ziegenzucht – und er malt. «Beim Malen kann ich geistig auftanken», sagt er. Seine Motive sind hauptsächlich Berge, Tiere und alte Bauten mit Details wie Schlösser, Riegel und Türen.
Zeiter ist auch als Biobauer tätig, rund 80 Ziegen sind in seiner Obhut, vor allem Schwarzhals- und Angora-Ziegen. Ausserdem reist er leidenschaftlich, war früher als Reiseleiter in Frankreich tätig und unternahm Ausflüge nach Venedig, Rom und Norddeutschland.
Trotzdem blieb er stets heimatverbunden und plant, seine kommenden Jahre aktiv in Bister zu verbringen, wo er sich vermehrt dem Langlaufen und der Malerei widmen möchte.
Darum schaut er seinem Abtritt als dienstältester Gemeindepräsident der Schweiz nur mit einem lachenden Auge entgegen. «Ich freue mich, diese Bürde loszuwerden und nur noch meinen Interessen nachzugehen.»