Varaha Venkata Giri (Indien) 1970
Über mehr als 100 Jahre gab es in der Schweiz keine Ansprachen auswärtiger Redner im Rahmen von Parlamentssitzungen. Erstmals wurde dieses Privileg 1970 dem indischen Staatspräsidenten Varaha Venkata Giri zuteil. Weshalb das alte Tabu damals gebrochen wurde, ist nicht überliefert.
Giri trat im Rahmen seines Staatsbesuchs auf. In seiner zehnminütigen Rede sprach er bewundernd über die Schweizer Demokratie und hob den Beitrag hervor, den die Schweiz durch ihre Neutralität und Indien durch seine Blockfreiheit für den Weltfrieden leisten würden.
Vaclav Havel (Tschechische und Slowakische Föderative Republik) 1990
Als zweites ausländisches Staatsoberhaupt hielt der Präsident der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik, Vaclav Havel, 1990 eine Rede im Schweizer Parlament. Nach dem Mauerfall und der Wende in Osteuropa ein Jahr zuvor weckte der Auftritt grosses Medieninteresse. Der Parlamentsbesuch fand ausserhalb einer Session statt und nimmt daher eine Sonderstellung ein.
Havel wurde im Ständeratssaal empfangen, wo ihn etwa 50 Mitglieder beider Kammern erwarteten.
Eduardo Frei (Chile) 1995
25 Jahre nach dem indischen Staatspräsidenten wurde 1995 mit dem chilenischen Präsidenten Eduardo Frei wieder ein Präsident offiziell im Rahmen einer Sitzung im Nationalratssaal begrüsst. Frei hatte Schweizer Vorfahren. Fünf Jahre vor dem Besuch hatte Chile nach Jahren der Diktatur von Augusto Pinochet wieder zur Demokratie zurückgefunden. Der Besuch war begleitet von Kritik der Ratslinken an der mangelnden Aufarbeitung der Ära Pinochet.
1998: Oscar Luigi Scalfaro (Italien) / Roman Herzog (Deutschland) / Thomas Klestil (Österreich) / Fürst Hans-Adam II. (Liechtenstein)
Zur 150-Jahre-Jubiläumsfeier des modernen Bundesstaats traten 1998 nebst anderen Gästen gleich vier Staatsoberhäupter vor dem Schweizer Parlament auf.
Der italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro, der deutsche Bundespräsident Roman Herzog, der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil und Fürst Hans-Adam II, Staatsoberhaupt von Liechtenstein vertraten die Nachbarländer. Im Namen von Frankreich war Senatspräsident René Monory anwesend.
Arpád Göncz (Ungarn) 1999
Letztmals sprach 1999 mit dem ungarischen Präsidenten Arpád Göncz ein Staatsoberhaupt in den Eidgenössischen Räten. Anlass war das 50-jährige Bestehen des Europarates.