Lässig wirft sie ihre blonden Haare in die Luft, während sie zwischen Magnolienbäumen vor einer Kirche spaziert. Dann kramt die Influencerin einen Lippenstift aus ihrem rosa Täschchen, schreibt damit einen Namen auf die Kameralinse und räkelt sich an einem der alten Magnolienbäume.
Szenen wie diese findet man in den sozialen Medien viele. Meist sind es Influencer, die von einem Fotospot zum nächsten reisen. Seit die Magnolien blühen, hat sich die Basler Pauluskirche zu einem solchen Fotospot entwickelt.
Das grosse Interesse an den blühenden Bäumen freut die Kirchenverantwortlichen zwar. Dennoch wollen sie nicht, dass die Kirche ein Fotohotspot ist, auch nicht zur Blütezeit der Magnolien. Viele Influencer belassen es nämlich nicht bei Spaziergängen zwischen den Bäumen, sondern klettern auf die alten Magnolien.
Dagegen wehren sich nun die Verantwortlichen der Pauluskirche. «Damit unsere Magnolien noch lange leben: Niemals auf die Bäume und Äste klettern, sonst kann es durch Risse und Pilzbefall zum Absterben führen», warnen sie auf ihrer Webseite. «Deshalb den altehrwürdigen Naturikonen auch beim Fotografieren immer mit Respekt und Sorgfalt begegnen», heisst es weiter.
Zwischen den Bäumen hat die Basler Stadtgärtnerei zudem Tafeln aufgestellt, die das Klettern auf den Magnolien verbieten. In der «Basler Zeitung» doppelt ihr Leiter nach: «Trotz der bodennahen Äste sind die Magnolienbäume ungeeignet, um darauf zu klettern. Das Holz ist sehr brüchig, und es dauert lange, bis die Bruchstellen und Risse wieder mit Holz überwuchert werden.» Schuld am Problem seien soziale Medien, vermutet er.
Drohung mit Verunstaltung
Ob Influencer sich daran halten? Immerhin eilen einige von ihnen von Ort zu Ort, um ein Bild nach dem anderen zu machen.
Bei der Stadtgärtnerei scheint man sich jedenfalls nicht auf das Einsehen der Influencer zu verlassen. In der Zeitung droht ihr Leiter: «Falls es nicht anders geht, müssen wir unter den Magnolien während der kurzen Blütezeit provisorisch einen Holzzaun aufstellen.»
Eine Drohung, die Wirkung zeigen könnte: Ein Zaun verunstaltet das Bild – die Höchststrafe für jene, die auf der Suche nach dem besten Fotosujet sind.
Allerdings: Ausgerechnet der Kanton lockt Influencer zur Kirche. Auf seiner Tourismusseite listet er die Pauluskirche als einen von «Instagram-Hotspots» auf.
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Bild 1 von 2. Während die Stadtgärtnerei damit droht, die Bäume mit einem Zaun vor Selfie-Begeisterten zu schützen, lockt die Tourismusseite des Kantons Influencer zur Pauluskirche. Bildquelle: Screenshot Kanton Basel-Stadt.
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Bild 2 von 2. Die Pauluskirche ist einer von elf Orten in Basel, die sich laut dem Kanton besonders gut für Instagram-Fotos eignen. Bildquelle: Screenshot Kanton Basel-Stadt.