Wegen der Coronakrise wurde die Limite für kontaktloses Bezahlen mit der Karte auf 80 Franken erhöht. Man braucht nur noch die Karte an einen Terminal zu halten und schon ist die Rechnung bezahlt. Auch diverse Apps wie Apple Pay oder Twint ermöglichen es, schnell und kontaktlos zu bezahlen.
Das ist praktisch für die Kunden. In Restaurants hat dieser Trend aber Folgen für das Servicepersonal. Das kontaktlose Bezahlen geht so schnell, dass viele dabei schlicht vergessen, etwas Trinkgeld für Bedienung oder Küche draufzulegen. Teilweise fehlt auch die Möglichkeit, den Rechnungsbetrag um ein Trinkgeld zu erhöhen.
Gewerkschaft bestätigt Eindruck
Wer für den Bezahlvorgang noch seine PIN eingeben muss, denkt offenbar öfter dran, noch ein Trinkgeld zu geben. Eigene Beobachtungen sowie eine kleine, nicht repräsentative Umfrage von «Espresso» unter Serviceangestellten ergab: Weil mehr Kunden kontaktlos bezahlen, gibt es weniger Trinkgeld.
Wer bar bezahlt, rundet oft fast gewohnheitsmässig mindestens auf den nächsten Franken auf. Aber nach dem elektronischen Bezahlen extra noch Bargeld aus dem Portemonnaie zu klauben, ist anscheinend vielen Gästen zu mühsam.
Angela Thiele, bei der Gewerkschaft Unia zuständig für das Gastgewerbe im Kanton Graubünden, bestätigt diesen Eindruck: «Nach Rücksprache mit Mitgliedern bei uns kann ich dies bestätigen.» Das kontaktlose Zahlen mache die Zahlungsweise einfacher. «Leider leidet da aber das Trinkgeld darunter. Und das geht zulasten der Mitarbeiter im Gastgewerbe.»
Wirteverband: «Trinkgeld ist inbegriffen»
Der Wirteverband Gastro Suisse schreibt «Espresso», es lägen keine Zahlen zur Entwicklung des Trinkgelds vor. «Im Gastgewerbe ist das Trinkgeld im Preis inbegriffen; die Abgabe eines sogenannten Overtips ist eine freiwillige Angelegenheit», so Gastro Suisse weiter. Allerdings sind die Löhne im Gastgewerbe tief, so dass für das Personal das zusätzliche Trinkgeld durchaus von Bedeutung ist.