Die Dächer der Bauernhäuser in Nidwalden, Obwalden und Luzern sind ausladend – und damit gross genug, dass Walter Odermatt sie von Bauern mieten kann, um darauf seine Solarzellen zu montieren. «Wir mieten Dachlandschaften und bauen dort grössere Photovoltaik-Anlagen zur Produktion von Sonnenstrom», erklärt er.
Der Bau der Anlagen kostet eine Stange Geld und lohnt sich nur, weil Odermatt Geld vom Staat bekommt. Genauer gesagt: Er bekommt Geld für den Solarstrom, den er verkauft; so viel Geld, dass er Gewinn macht. Noch läuft das Geschäft glänzend. Aber der Ständerat will voraussichtlich, dass bald Schluss ist mit dem Förderprogramm – dann kann auch er keine Solaranlagen mehr montieren.
«Die Dachvermieter sind sehr skeptisch, wenn sie sich mit einem Mietvertrag an mich binden und sich nicht in Sicherheit wiegen können. Das ist etwas hemmend zum heutigen Zeitpunkt», sagt Odermatt. Nicht nur die Vermieter sind skeptisch, inzwischen sagen auch Vertreter der Solarbranche den Kunden ganz offen, dass sie nicht mehr mit dem staatlichen Förderprogramm für Solarstrom rechnen sollen.
Fördertöpfe für Solarenergie bald leer
Einer von ihnen ist Thomas Scherrer von der BE Netz AG: «Es besteht die Chance, dass bei der aktuellen Förderpolitik eine Zusage gar nicht mehr eintrifft, weil die Gelder schon vorher aufgebraucht sind.» Was aber bedeutet das für all jene, die gerne Solaranlagen hätten?
Nicht viel, meint Kurt Lanz. Er ist Energiefachmann beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse – einem Verband, der dafür ist, dass das Förderprogramm bald ausläuft: «Wir sind überzeugt, dass bereits heute eine Vielzahl der Anlagen realisiert wird. Nicht wegen der Subventionen, sondern weil der Eigentümer einfach Freude daran hat, dass er aus Sonne Energie gewinnen kann.»
Für die Solarbranche und ihre Kunden ist ein anderer Punkt indes viel wichtiger: Denn auch wenn es für die Produktion von Solarstrom bald keine Fördergelder mehr geben sollte, bekommen kleine Solaranlagen – Anlagen, die immerhin auch mehrere zehntausend Franken kosten – weiterhin Geld vom Staat. Und zwar übernimmt der Bund bis zu 30 Prozent der Kosten für deren Installation. Diese kleinen Anlagen eignen sich für alle, die den selber produzierten Solarstrom auch vollständig selber nutzen wollen, statt ihn zu verkaufen. Anders gesagt: Odermatts Geschäftsmodell funktioniert mit diesen Beiträgen an die Investitionskosten nicht.
Trotz vieler kleiner Anlagen weniger Strom
Und das ist ein Problem, sagt David Stickelberger, Geschäftsführer des Verbands Swissolar: «Wir sehen bereits in der Markterhebung für das vergangene Jahr, dass es eine massive Verschiebung von Grossanlagen zu Kleinanlagen gibt.»
Sollte der Ständerat das Förderprogramm für Solarstrom tatsächlich auslaufen lassen, wird sich der Trend von den grossen Anlagen hin zu den kleinen noch verstärken. Für Stickelberger ist das ein Problem, weil viele kleine Anlagen weniger Sonnenstrom produzieren als einige grosse. Dann, so seine Befürchtung, wird es die Schweiz mit Energiewende und Atomausstieg schwer haben.