- In einem Lager einer christlichen Jugendorganisation im Kanton Graubünden haben sich sieben Personen mit dem Coronavirus angesteckt. Es gibt zudem mehrere Verdachtsfälle.
- Das kantonale Gesundheitsamt schreibt, es sei am Montag über die Infektionen informiert worden und habe rasch Massnahmen eingeleitet.
- Am Lager nahmen rund 100 Personen teil – vorwiegend in Graubünden wohnhafte Jugendliche zwischen 9 bis 13 Jahren und mehrere Betreuer.
Es war ein siebentägiges Musiklager, das letzte Woche im Grossraum Chur mit rund 100 Kindern, Jugendlichen und Betreuungspersonen stattgefunden hat. 80 von ihnen wohnen im Kanton Graubünden. Rudolf Leuthold, Leiter des Gesundheitsamtes Graubünden, sagt: «Wir haben im Nachgang zu diesem Lager festgestellt, dass eine Person positiv getestet wurde. In der Folge haben wir alle Personen, die daran teilgenommen haben, in Quarantäne gesetzt und alle, die Symptomen aufwiesen, zum Test geschickt.»
Im Rahmen dieser Tests hätten bis heute sieben Personen ein positives Testresultat erhalten, so Leuthold. Diese Zahl könne aber noch steigen. Man kläre weitere Verdachtsfälle ab. Das Contact Tracing sei intensiviert worden.
Virus in weiteres Lager getragen?
Es gibt noch ein Problem: Einige Teilnehmende des Jugendlagers zogen, noch bevor sie Symptome zeigten, weiter in ein anderes Ferienlager. Auch diese 30 Personen wurden in Quarantäne versetzt und das Ferienlager abgebrochen.
So sind nun insgesamt 170 Personen im Zusammenhang mit diesem Lager in Quarantäne, darunter auch 42 Besucherinnen und Besucher eines Konzertes, das im Musiklager stattfand. Die Lagerveranstalter hatten ein Schutzkonzept.
Die christliche Jugendorganisation Adonia bestätigte, dass ihr in Parpan durchgeführtes Lager von den Infektionen betroffen war. Alle Krankheitsfälle seien milde verlaufen, sagte Mediensprecher Patric Neeser auf Anfrage. Die Organisation führe alle in diesem Jahr geplanten Lager durch. Sie habe aber beschlossen, die bestehenden Schutzkonzepte durch eine Maskenpflicht bei den Konzerten zu ergänzen.
Veranstalter tragen die Verantwortung
Das Bundesamt für Gesundheit kann sich im Moment nicht zum Fall äussern. Man habe zu wenig Informationen, heisst es auf Anfrage. Das Bundesamt für Sport teilt mit, der aktuelle Fall habe keinen Einfluss auf das Rahmenschutzkonzept des Bundes. Dieses würde allerdings bloss Leitlinien für Sportveranstaltungen und Jugendlager definieren. Verantwortlich seien die jeweiligen Veranstalter. Diese müssten konkrete Konzepte individuell umsetzen.
In einem solchen Lager finden Kontakte statt, das lässt sich nicht verhindern.
Hat also in diesem Fall das Schutzkonzept versagt? Es gebe keinen hundertprozentigen Schutz, sagt Leuthold. «In einem solchen Lager finden Kontakte statt, das lässt sich nicht verhindern. Daraus folgt, dass in so einem Lager die Ansteckungsgefahr grösser ist, als wenn jemand zuhause ist.»
Lageranbieter beobachten die Lage
Für andere Lager im Kanton habe der aktuelle Fall momentan keine Konsequenzen. Die Frage sei, «wenn jetzt diese Meldung die Runde macht, ob Teilnehmer anderer Lager sich aufgrund dieses Vorfalls sagen, das sei ihnen zu gefährlich. Das wissen wir nicht», so Leuthold.
Drei grosse Veranstalter von Sommerlagern in der Schweiz – Jungwacht Blauring, Pfadi und Cevi – kommentieren diesen Fall in Graubünden alle sehr ähnlich: Er habe keine Konsequenzen für die eigenen Lager. Man beobachte die Situation genau, sehe aber im Moment keinen Grund für Anpassungen. Und viele Lager seien bereits vorbei, ohne dass es Probleme gegeben hätte.