Wer hat sich in einer solchen Situation nicht schon mal an den Kopf gegriffen: Ein neuer Bau wird eröffnet und kaum ist er in Betrieb, zeigen sich erste Mängel, etwa Türen, die nicht richtig schliessen oder Gänge, die viel zu schmal sind.
Genau solche Planungsfehler will das Swiss Center of Design and Health (SCDH) in Nidau BE verhindern. Seit 2022 baut das Unternehmen Spitalzimmer, Wartebereiche oder Operationssäle nach und testet diese aus. Das Ziel: Die Räume so zu gestalten, dass sie angenehmer und gesünder für die Menschen sind. Und: Denkfehler beim Design schon vor Baubeginn aufdecken.
Aktuell testet das SCDH ein Ambulatorium für das Spital Bülach. In einer riesigen Halle wurde dieses 1:1 nachgebaut. Manche Objekte sind auf die Wände oder den Boden projiziert, andere sind echt. «Egal ob real oder simuliert – wichtig ist, dass alle Geräte im Raum vorhanden sind», sagt Geschäftsleiter Stefan Sulzer.
Realitätsnahe Szenarien nachspielen
Sobald die Simulationsfläche bereit ist, kommt der Realitätscheck: «Pflegende, Ärzte und Chirurginnen spielen realitätsnahe Szenarien nach und geben uns Rückmeldungen», erklärt Sulzer und fügt an: «Diese fliessen dann in den Planungsprozess ein.»
Und natürlich geht es bei den Simulationen auch um Patientinnen und Patienten. Beim Ambulatorium etwa habe man rasch gemerkt, dass sich der Empfang nicht für Menschen im Rollstuhl eigne, weil die Theke zu hoch sei. «Darum ist eine Testphase beim Bauen eines komplexen Gebäudes sehr wichtig», sagt Sulzer.
Test von Farben, Licht und Materialien
In einem anderen Teil der Halle wird noch detaillierter getestet. Konkret geht es um die Ausstattung der Räume. So gibt es dort Zimmer mit Möbeln, Fenstern, bunten Wänden und Dekoartikeln. «Hier testen wir, wie Leute auf verschiedene Materialien und Farben reagieren», sagt Sulzer. Auch die Haptik spiele eine grosse Rolle.
Die Arbeit des SCDH ist aufwändig und zeitintensiv. Entsprechend viel müssen Kundinnen und Kunden investieren, wenn sie dessen Dienste in Anspruch nehmen. Ein Tag Simulation auf der Fläche des erwähnten Ambulatoriums kostet mehrere Zehntausend Franken, inklusive Vorbereitungen.
Das sei nicht wenig, räumt Geschäftsführer Stefan Sulzer ein, aber: «Wenn man die Gesamtsumme eines Neubaus betrachtet, dann sprechen wir von Promillesätzen, die Unternehmen bei uns investieren.» Schliesslich erhoffe man sich durch die Tests, grössere Baufehler und dadurch auch Kosten zu verhindern. Das SCDH selbst finanziert sich über Beiträge von Bund, Kanton Bern und privaten Partnern.