Wer ins Spital muss, möchte so rasch wie möglich gesund nach Hause zurückkehren. Seit rund zehn Jahren geht man davon aus, dass dabei nicht nur Ärzte, Pflegende, Angehörige und die Patientinnen einen Beitrag dazu leisten, sondern auch die Architektur.
Wenn Spitäler Neubauten planen, wie der sich im Bau befindende Neubau des Kantonsspitals Baden, der geplante Neubau des Kantonsspitals Aarau oder das neu eröffnete Bürgerspital Solothurn, dann spielt heilende Architektur inzwischen eine grosse Rolle. Das Spitalgebäude soll Patientinnen und Patienten beim Gesundwerden unterstützen.
Im 18. Jahrhundert, als die ersten Krankenhäuser aufkamen, waren diese zur Versorgung der Unterschicht gedacht. Wer damals reich war, holte den Arzt zu sich nach Hause. Das ist längst anders. Bei schweren Krankheiten und Unfällen erhält man im Spital die richtige Versorgung.
Im alten Gebäude gab es Stationen, wo sich 12 Patienten eine Dusche teilten.
Die meisten Spitäler in der Schweiz wurden in den 70er-Jahren gebaut, zur breiten medizinischen Versorgung, mit Vierbettzimmern, Etagenduschen, ohne gross an die Wünsche der Kundschaft zu denken. So auch das Bürgerspital Solothurn. «Im alten Gebäude gab es Stationen, wo sich 12 Patienten eine Dusche teilten. Das will man heute nicht mehr», sagt Urs Studer, Leiter Infrastruktur des Bürgerspitals.
Architektur, die den Heilungsprozess unterstützt
Neu soll ein Spital ein Zuhause sein, mit Sitzecken, Zweibettzimmern, flexibel, mit viel Grün, eine Art Wohlfühlspital, statt nur Ort der medizinischen Versorgung. Dieser Architekturgedanke galt auch beim am Dienstag eröffneten neuen Bürgerspital Solothurn.
Statt endlosen, dunklen Gängen gibt es viel Tageslicht, Blick nach aussen für beide Patienten im Doppelzimmer, Parkettboden und den Blick in Richtung Jura und Alpen. Die Basler Architekten Gmür haben sich für das Bürgerspital einiges ausgedacht. Auch Ärztinnen und Pfleger durften ihre Bedürfnisse miteinbringen. «Die Architektur soll ihren Beitrag zur Heilung leisten. Die Forschung dazu hat schon in den 80er-Jahren angefangen. Es gibt Studien, welche die Wirkung belegen», sagt Architekt Reto Gmür.
Das zehnstöckige Bürgerspital ist das grösste Bauprojekt, das der Kanton Solothurn je umgesetzt hat: 340 Millionen Franken wurden für den Neubau gesprochen. Seit 2014 war die Grossbaustelle in Betrieb. Die langersehnte Eröffnung des Neubaus verzögerte sich aber; unter anderen gab es Probleme mit den neuen Parkettböden. Sie mussten zum Teil neu verlegt werden.
240 Betten hat das neuste Spital der Schweiz. Es bedient ein Einzugsgebiet von rund 120'000 Personen. Nun ist der Bau offiziell in Betrieb. Abteilungen wie beispielsweise die Radiologie, Radioonkologie oder das Ambulatorium waren schon etwas früher eingezogen. Wenn alle umgezogen sind, werden rund 150 Ärztinnen und Ärzte und 1000 Mitarbeitende hier tätig sein.
Das Bürgerspital Solothurn hat den renommierten Architekturpreis «best architects award» erhalten und gilt auch als schweizweit erstes Minergie-Eco-Spital. «Besuchende und Patienten sollen sich zu Hause fühlen. Das wird sehr geschätzt», ist Infrastrukturleiter Urs Studer überzeugt. Ein modernes, flexibles Spital sei zeitgemäss.
Mit der Eröffnung des Bürgerspitals Solothurn ist das Zeitalter für eine neue Art von Spitälern eingeläutet. Weitere werden folgen: Der Neubau des Kantonsspitals Baden soll 2022 fertig sein, jener des Kantonsspitals Aarau 2024. Beide werden nach dem Prinzip der «Healing Architecture» gebaut.
Das Einzugsgebiet des Bürgerspitals Solothurn beträg rund 120'000 Personen.