- Der Bundesrat hat für einmal nicht in Bern getagt, sondern «Extra muros» im Münstertal im Osten Graubündens.
- Nach der Bundesratssitzung am Vormittag im Kloster St. Johann in Müstair traf sich die Landesregierung bei einem Apéro mit der Bevölkerung.
- Die Idee hinter der Begegnung sei, «dass die Bevölkerung uns sieht, mit uns sprechen kann und uns ihre Visionen der Schweiz mitteilen kann», erklärte Bundespräsident Ignazio Cassis.
Offenbar entsprach das in der romanischsprachigen Region am äussersten Rand der Schweiz einem Bedürfnis. Zum Apéro auf dem Dorfplatz erschienen gegen 11:30 Uhr gemäss der Schätzung anwesender Journalisten 400 bis 500 Menschen – notabene in einer Talgemeinde mit gerade mal 1400 Einwohnern. Die Anwesenden zeigten wenig Scheu und verwickelten die Regierungsmitglieder sogleich in rege Gespräche.
Allerdings nahmen nur vier Bundesratsmitglieder am Bevölkerungsapéro teil. Ueli Maurer, Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin stiegen gleich nach der Bundesratssitzung wieder in einen Helikopter.
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Bild 1 von 4. Ein Bundesrat zum Anfassen: Ignazio Cassis stösst mit einer Besucherin in Müstair an. Bildquelle: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
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Bild 2 von 4. Auch die tierischen Begleiter kamen der Landesregierung nahe. Bundesrätin Karin Keller-Sutter zeigt in Graubünden ihr Herz für Tiere. Bildquelle: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
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Bild 3 von 4. Bundesrat Alain Berset posiert für ein Foto mit Chalandamarz-Kindern. Bildquelle: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
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Bild 4 von 4. Auch Viola Amherd geniesst den Austausch mit der Bevölkerung sichtlich. Bildquelle: (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller.
Wie aus dem Bundesratsumfeld zu erfahren war, mussten die drei Bundesräte an Konferenzen im Ausland «ihre Regierungstätigkeit weiterführen». Dass an einem «Extra muros» nicht der Gesamtbundesrat die Bevölkerung treffe, sei eine «absolute Ausnahme», hiess es. Für einen Ausgleich sorgte die Bündner Regierung, die in corpore erschien.
Realitäten in allen Landesteilen kennen
«Wir müssen die Realitäten in allen Landesteilen kennen, darum sind wir zu ihnen gekommen», sagte Cassis in einer kurzen Ansprache an die Bevölkerung. «Wir schätzen diese schöne Geste sehr», erklärte Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert. Die Herausforderungen in der Randregion würden immer grösser, insbesondere die Naturgewalten und die Abwanderung.
Der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff sprach von einem Zeichen der Wertschätzung für das Münstertal und ganz Graubünden. Er dankte Cassis für die Sensibilität, die dieser in seinem Präsidialjahr für die Minderheitensprachen Romanisch und Italienisch gezeigt habe. Cassis hatte das Münstertal als «Extra-muros»-Sitzungsort ausgewählt. «Die Randregionen sind für mich als Vertreter einer südlichen Randregion besonders wichtig», erklärte er.
Zur Wahl des Klosters St. Johann als Sitzungsort sagte Cassis: «Es vereinigt Governance und Spiritualität, das ist mir wichtig.» Das UNESCO-Welterbe-Kloster sei zu Beginn ein Verwaltungsort gewesen.
Mit Superpumas und Postauto angereist
Ins abgelegene Gebirgstal waren sechs Bundesratsmitglieder um 9 Uhr morgens mit zwei Superpuma-Helikoptern der Schweizer Armee angereist. Empfangen wurden sie von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, die bereits am Vorabend privat das Postauto genommen hatte. Nach einem kurzen Besuch der Klosterkirche zog sich die Regierung zur Sitzung ins Kloster zurück.
Die Bundesratssitzungen «Extra muros» seit 2010
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Bild 1 von 18. Bellinzona (TI), 23. Juni 2010. Da, wo alles begann: die erste «extra-muros»-Sitzung des Bundesrates in Bellinzona. Bildquelle: Keystone/ Karl Mathis.
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Bild 2 von 18. Delémont (JU), 24. November 2010. Mächtig was los war dann beim zweiten Treffen. Bundespräsidentin Doris Leuthard wurde von den Offiziellen des Kantons und der Bevölkerung überaus freundlich begrüsst. Bildquelle: Keystone/Georgios Kefalas.
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Bild 3 von 18. Altdorf (UR), 30. März 2011. Einen warmen Empfang gab es auch im Kanton Uri. Bildquelle: Keystone/Urs Flueeler.
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Bild 4 von 18. Siders (VS), 17. August 2011. Heiss war's im Wallis. Johann Schneider-Ammann pfiff auf die Etikette und flanierte im Anschluss an die Sitzung leger durch Siders. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 5 von 18. Basel, 19. Oktober 2011. Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey eröffnete zusammen mit dem Basler Regierungspräsidenten Guy Morin das Buffet. Bildquelle: Keystone/Georgios Kefalas.
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Bild 6 von 18. Schaffhausen, 28. März 2012 . Bundesrätin Eveline Evelyne Widmer-Schlumpf schien beim Treffen bester Laune zu sein – kein Wunder bei dem Präsentkorb. Bildquelle: Keystone/Steffen Schmidt.
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Bild 7 von 18. Nyon (VD), 24. April 2013. Als Geschenk gab's im Waadtland ein Plakat für den Bundesrat, die Stimmung war heiter. Bildquelle: Keystone/Laurent Gillieron.
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Bild 8 von 18. Schwyz, 16. April 2014. Selfies gehören zu den Auftritten des Bundesrates dazu. Ueli Maurer liess sich mit einer Gruppe Jugendlicher ablichten. Bildquelle: Keystone/Alexandra Wey.
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Bild 9 von 18. Freiburg, 25. März 2015. Ein Heimspiel hatte Bundesrat Alain Berset in Freiburg. So nahm er in einer Pause in einem Restaurant einen Kaffee. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 10 von 18. Lausanne (VD), 13. April 2016. Der Besuch in Lausanne wurde von ein paar Misstönen begleitet. Hinter Simonetta Sommaruga wurden Plakate gegen das Dublin-Abkommen in die Luft gehalten. Bildquelle: Keystone/Laurent Gillieron.
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Bild 11 von 18. Glarus, 31. August 2016. Die Sonne lachte dafür im Glarner Hauptort, was Doris Leuthard für einen Schwatz nutzte. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 12 von 18. Solothurn, 29. März 2017. Volle Strassen gab es auch in der Solothurner Altstadt. Ein Mann posierte für ein Selfie mit Didier Burkhalter. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 13 von 18. St. Gallen, 28. März 2018. Für Fotos zur Verfügung stand auch Doris Leuthard. Für einmal kam der Bundesrat nicht nur für die Eröffnung der Olma in die Ostschweiz. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 14 von 18. Zürich, 15. Mai 2019. Frauenpower: Die Bundesrätinnen Karin Keller-Suter, Simonetta Sommaruga und Viola Amherd trafen beim Apéro auf Regierungsrätin Jacqueline Fehr und Stadtpräsidentin Corinne Mauch. Bildquelle: Keystone/Walter Bieri.
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Bild 15 von 18. Luzern, 13. Oktober 2021. Nach einer coronabedingten Pause 2020 stiess Guy Parmelin im Verkehrshaus mit der Bevölkerung an. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 16 von 18. Meyrin (GE), 27. April 2022. Im Forschungszentrum CERN ganz im Westen der Schweiz gastierte die Landesregierung unter Bundespräsident Ignazio Cassis. Bildquelle: Keystone/Salvatore di Nolfi.
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Bild 17 von 18. Müstair (GR), 12. Oktober 2022. Im selben Jahr ging es auch noch ganz in den Osten der Schweiz. Auch dort waren Selfies mit Alain Berset gefragt. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
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Bild 18 von 18. Winterthur (ZH), 26. April 2023. Das Bad in der Menge gehört beim Besuch in den Regionen dazu. Albert Rösti schien es zu geniessen. Bildquelle: Keystone/Ennio Leanza.
Es war bereits das 17. Mal, dass der Bundesrat weit weg von Bern tagte. «Extra muros» bedeutet auf Lateinisch «ausserhalb der Mauern». Dieser Brauch wurde 2010 eingeführt. Die Landesregierung will damit «ihre grosse Verbundenheit mit den Regionen der Schweiz zum Ausdruck bringen». In Graubünden hatte der Bundesrat zuvor noch nie getagt.