- Der internationale Ski-Verband (FIS) zahlt der Gemeinde St. Moritz 32 Millionen Franken für die Austragung der WM.
- Im Gegenzug verlangt er dafür, dass die WM-Sponsoren exklusive Rechte erhalten.
- Deshalb dürfen lokale Geschäfte während der Ski-WM nur Produkte der WM-Sponsoren verkaufen.
- Es ist ihnen auch verboten, im Aussenraum für eigene Produkte zu werben.
- Die Einheimischen ärgern sich über «Knebelverträge» und über den prominenten Auftritt ihres grössten Konkurrenten.
Grundsätzlich freuen sich die St. Moritzer auf die Ski-WM. Schliesslich schaut in den nächsten zwei Wochen die ganze Welt auf den noblen Skiort. In Zeiten der Frankenstärke und sinkender Gästezahlen kommt ihnen die Werbung gelegen.
Dass aber ausgerechnet Tirol Berg, der grösste Tourismuskonkurrent, mitten in St. Moritz dominant auftreten darf, stösst vielen sauer auf. Sie verstehen nicht, warum das WM-OK den Auftritt ermöglicht hat.
Ich halte das für einen Marketing-Supergau und für skandalös.
Highlights aus dem Sport-Dossier
OK-Präsident Hugo Wetzel entgegnet: St. Moritz hätte an den Ski-Weltmeisterschaften in den USA, Deutschland und Österreich gleichwertige Auftritte gehabt. «Wir haben dasselbe gemacht und hätten es wohl als kleinlich aufgefasst, wenn man uns in Schladming und Garmisch nicht hätte auftreten lassen.»
Produktezwang und Werbeverbote
Noch mehr ärgern die St. Moritzer Unternehmen die Sponsoring-Verträge. Während der WM bestimmt die FIS, was vor den Geschäften getrunken und gegessen werden darf.
Knebelverträge verbieten uns, auf dem eigenen Boden etwas auszuschenken. Das lähmt unseren Elan.
Das sei heute einfach Standard, gibt Wetzel zu bedenken. Das OK erhalte gutes Geld und müsse dafür sicherstellen, dass die Vertragspartner exklusiv berücksichtigt würden.
«In dem Veranstaltervertrag steht, dass wir von der FIS 32 Millionen Franken bekommen. Daran ist die Bedingung verknüpft, dass die Hoheit in dieser Zeit den Sponsoren gehört.» So darf beispielsweise nur ein ganz bestimmtes Kaffee-Rähmchen oder ein bestimmtes Bier ausgeschenkt werden.
Rechtmässigkeit angezweifelt
Die Rechtsgrundlage für den Vertrag zwischen Gemeinde und Ski-WM stehe allerdings auf wackeligen Beinen, sagt Rechtsanwalt Marco Biancotti, der viele Jahre im St. Moritzer Gemeindevorstand sass.
«Zwischen den beiden Parteien hat die Vereinbarung zum Produktezwang Gültigkeit. Aber sie tangiert auch Rechte von Dritten – und in diesem Punkt scheint sie mir nicht rechtens.»
OK appelliert an Solidarität
Das ist offenbar auch OK-Präsident Wetzel bewusst. Er appelliert jedenfalls an die Solidarität der Einheimischen, auch bei der Werbung für Produkte von Nicht-Sponsoren. Sie seien darauf angewiesen, dass die Gewerbetreibenden ihre Werbung drinnen, und nicht vor der Tür machten. «Sonst kriegen wir Probleme.»
Die Gemeinde St. Moritz ist auf das Verständnis der Gewerbetreibenden angewiesen.
Wie weit sich die St. Moritzer Unternehmer dem Produktezwang unterordnen, bleibt abzuwarten. Vor dem legendären Palace Hotel steht im Moment jedenfalls noch eine zwei Meter hohe Kühlerfigur der Luxus-Marke Rolls Royce, und die gehört nicht zu den WM-Sponsoren.