Monate statt Tage auf ISS - Festsitzende Astronauten: «Es scheint, als mache es ihnen Spass»
Barry Wilmore und Suni Williams hätten eigentlich acht Tage im All sein sollen. Nun sind es knapp zehn Monate. Die Rückhohlmission am Mittwoch scheiterte – vorerst. Ein Überblick.
Die Vorgeschichte: Eigentlich hätte der Ausflug von Astronaut Barry Wilmore und Astronautin Suni Williams zur Internationalen Raumstation ISS acht Tage dauern sollen. Nun sind es mittlerweile fast zehn Monate. Die Raumkapsel, mit der sie ins All flogen, hatte technische Defekte, weshalb die Kapsel unbemannt zurück auf die Erde kehrte und die beiden auf der ISS bleiben mussten. Wilmore und Williams sollen nun abgelöst und zurückgeholt werden. Doch seit Mittwoch ist klar: Sie müssen sich gedulden – schon wieder.
Die News: Wilmore und Williams sollten eigentlich mit der «Crew Dragon» von SpaceX zur Erde zurückkehren. Dieser eigentlich für Mittwochabend (Ortszeit) geplante bemannte Flug wurde aber kurz vor dem Start gestoppt. Grund sei ein technisches Problem am Boden gewesen, teilte das private Raumfahrtunternehmen mit. Ein neuer Starttermin existiert noch nicht.
Warum wurden die beiden noch nicht zurückgeholt? Gäbe es einen Notfall, könnten sie zurück. Denn im September flogen zwei weitere Astronauten des Teams zur ISS – mit zwei Astronautinnen weniger als geplant, damit im Notfall alle vier Weltraumpilotinnen und -piloten zurückkehren könnten. Würden Williams und Wilmore zu zweit zurückfliegen, hätten die beiden anderen Astronauten im Notfall keine Kapsel für den Rückflug. Und extra eine neue Raumkapsel auf die ISS zu schicken, wäre zu aufwändig und zu teuer.
Zeitstrahl der Ereignisse
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6.6.24: Barry Wilmore und Suni Williams dockten mit der «Starliner»-Raumkapsel an der ISS an.
21.6.24: Nasa und Boeing verschoben die Rückkehr der «Starliner» wegen technischer Probleme an Raumkapsel, die Astronauten kommen nicht vor Juli zurück.
7.8.24: Die Nasa konnte weiterhin kein festes Rückkehrdatum festlegen, die Astronauten mussten sich auf mehrere weitere Monate einstellen. Zwei Optionen: Entweder werden die technischen Probleme behoben oder die «Starliner» fliegt ohne Crew zurück. Letzteres hätte bedeutet, dass sie erst im Februar 2025 mit der «Crew Dragon» zurückkehren könnten.
24.8.24: Der definitive Entscheid fiel auf die zweite Option.
30.8.24: Die Nasa teilte mit, dass bei der Folgemission Ende September zwei Astronautinnen einer geplanten Viererbesatzung nicht zur ISS mitfliegen werden, um Platz für die Rückkehr von Wilmore und Williams zu machen. Die beiden übernehmen die Arbeit der zuhause gebliebenen Astronautinnen.
7.9.24: Die «Starliner»-Kapsel dockte ohne Besatzung von der ISS ab und setzte sechs Stunden später in der Wüste von New Mexico auf.
21.9.24: Nach «Starliner»-Problemen wurde der Spartenchef bei Boeing ausgewechselt.
28.9.24: Mit zwei Kolleginnen weniger an Bord als geplant sind zwei Astronauten auf dem Weg zur ISS gestartet.
18.12.24: Der Start der vierköpfigen Ablöse-Crew wird sich bis mindestens Ende März 2025 verspäten. Die Kapsel sei ganz neu und noch nicht bereit für die Mission, so die Nasa.
12.2.25: Williams und Wilmore können nun doch auf eine Rückkehr Mitte statt Ende März hoffen. Die Nasa entschied, eine bereits im Einsatz gewesene «Dragon»-Kapsel anstelle der neuen zu verwenden.
13.3.2025: Die Rückhohlmission verzögert sich erneut: Der geplante Flug der Ablöse-Crew wurde kurz vor dem Start wegen eines hydraulischen Problems am Boden gestoppt.
Wie geht es den beiden? Gegenüber dem US-Sender CNN sagte Suni Williams heute Donnerstag, es gehe ihnen «verdammt gut». Sie hätten Essen, Kleidung und grossartige Crew-Mitglieder. Natürlich sei ihr Aufenthalt etwas länger als erwartet. Doch sie hätten trainiert, auf der ISS zu leben und zu arbeiten. Barry Wilmore ergänzte, sie fühlten sich auch nicht verlassen oder gestrandet.
Legende:
Für acht Tage geplant, nun seit fast zehn Monaten im All: Barry Wilmore und Suni Williams. (10.7.2024)
NASA via AP
Biologin Magdalena Herova, die im schweizerischen Support-Zentrum der europäischen Weltraumagentur ESA arbeitet und regelmässig mit der ISS-Crew in Kontakt ist, vermutet, dass ihnen der längere Aufenthalt im All Spass mache. Sie sagte aber auch, dass psychische und physische Probleme mit einem Arzt oder Psychologen vertraulich besprochen würden. Guido Schwarz, Gründer des Swiss Space Museum, ergänzte: «Der durchgetaktete Tagesablauf helfe, dass keine grossen psychischen Probleme auftreten.»
Versorgung wie «auf einer Schweizer Alphütte»
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Thomas Zurbuchen, Astrophysiker und ehemaliger Forschungsdirektor der Nasa, erklärte es in einem Interview mit SRF im August so: «Die Versorgung der ISS funktioniert ähnlich wie die einer Schweizer Alphütte, die mit einem Helikopter beliefert wird. Regelmässig werden Nahrungsmittel und andere notwendige Güter zur Station gebracht. Diese Versorgungsflüge sind so geplant, dass immer genügend Vorräte vorhanden sind, selbst wenn die Aufenthaltsdauer unerwartet verlängert wird.»
Was machen die beiden da oben? Da die beiden nicht zurückkehren konnten und im September zwei Astronautinnen deswegen auf der Erde geblieben sind, übernehmen Wilmore und Williams gewissermassen ihre Aufgaben. Das sei sehr anspruchsvoll, sagte Guido Schwarzer. Denn sie müssten Experimente ab Handbuch durchführen, für die sie nicht vorbereitet waren.
Was vermisst die Astronautin? «Mein Mann macht einen guten Milchkaffee», sagte Suni Williams an einer Medienkonferenz Anfang März. Sie freue sich auch sehr, ihre Familie wiederzusehen, ihre Hunde, und darüber, ins Meer zu springen – und die Erde so wieder zu spüren.
Mitarbeit: Dominik Brand, Martina Koch, Yves Kilchör des Podcast-Teams von News Plus und FabioFlepp.
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