Das Gefährt macht noch einen etwas wackeligen Eindruck. Der «Solar Butterfly», ein farbiger Anhänger mit aufgemalten Augen und Grinsemund, gleicht eher einem Fasnachts-, denn einem Wohnwagen. Doch: Der Luzerner Umweltaktivist Louis Palmer hat vor, damit die Welt zu umrunden und darin zu wohnen. «Ich will zeigen, dass es Lösungen gegen den Klimawandel gibt», sagt er.
«Solar Butterfly» mit Hochschule Luzern entwickelt
Das verspielte Äussere des Wagens täuscht über sein technologisch ausgeklügeltes Inneres hinweg. Das Gefährt und auch das vorgespannte Elektroauto sollen zu 100 Prozent mit Sonnenenergie betrieben sein. Um dies möglich zu machen, hat Palmer mit der Hochschule Luzern HSLU zusammengearbeitet. Studierende aus verschiedenen Abteilungen sind seit zwei Jahren am Tüfteln und Basteln.
Sie taten dies unter der Leitung von Stephen Wittkopf, Professor an der HSLU: «Das Projekt hat uns zur Interdisziplinarität gezwungen und genau das wollen wir unseren Studierenden mitgeben», sagt Wittkopf. Maschinentechniker konstruierten die Hülle des Gefährts, Innenarchitektinnen planten den Ausbau und Gebäudetechniker kümmerten sich um die Elektroversorgung.
Tiny-House als Anhänger
Das Resultat ist ein kleines, solarbetriebenes Häuschen auf Rädern – komplett mit Küche, Dusche und einem Büro. Für den Strom des Häuschens und des Elektroautos sorgen Solarpanels, die sich seitlich hochklappen lassen. Wie Flügel: Daher auch der Name «Solar Butterfly». Das Gespann werde mit reiner Sonnenenergie täglich bis zu 300 Kilometer zurücklegen können, so die Angaben der Entwickler.
Die Flügel, die später automatisch hochgehen sollen, müssen aktuell von Hand ausgeklappt werden. Auch sonst gibt es noch einiges zu werkeln am Häuschen, bevor es auf die Strasse kann. Etwas Zeit bleibt noch: Louis Palmer will erst in einem guten Monat losfahren – am 23. Mai.
Aufmerksamkeit für Klimaschutz
Zunächst geht es auf eine Schweizer-Tour, gefolgt von einer Europa- und schliesslich einer Weltreise durch fünf Kontinente. Palmer nimmt sich vier Jahre Zeit dafür. Das eigentliche Ziel sei nicht, das Gefährt technisch zu perfektionieren, so der Umweltaktivist. Er will damit verschiedene Klimaschutzprojekte rund um den Globus besuchen. Die Medienwirksamkeit seines Gefährts soll diesen mehr Aufmerksamkeit bescheren. «Wir wollen zeigen, dass die Lösungen gegen den Klimawandel eigentlich bereits existieren», so Palmer.
Er macht ein Beispiel: «Im Kanton Graubünden gibt es ein Haus, das aus Stroh und Holz gebaut ist. Darin ist es das ganze Jahr so warm, dass es keine Heizung braucht. Das muss man sich mal vorstellen: Durch den Bündner Winter ohne Heizung.» Solche innovativen Projekte hätten mehr Beachtung verdient und er wolle ihnen dabei helfen.
Louis Palmer, schon lange ein Solar-Pionier
Die Reise mit dem solarbetriebenen Wohnwagen ist nicht das erste solche Projekt von Louis Palmer. Vor gut 14 Jahren umrundete er den Erdball mit dem sogenannten «Solartaxi», das auch solarbetrieben war. Palmer legte knapp 55'000 Kilometer zurück und chauffierte rund 1000 Personen – unter anderem fuhr der damalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon im kleinen Gefährt mit. Ziel war auch damals, auf erneuerbare Energien aufmerksam zu machen.
Dieses Mal will Louis Palmer das «Solar Butterfly»-Projekt mit einem Videoblog begleiten, im Büro des Anhängers wird dafür eigens ein Schnittplatz eingerichtet. Die gesamte Technik und auch die vierjährige Reise werden per Crowdfunding und mithilfe diverser Sponsoren finanziert.