Rund 80 Zentimeter Schnee liegen derzeit im Skigebiet Madrisa, im Tal in Klosters sind es 40 Zentimeter. Für Skifans ist das wenig, aber Claudius Bösiger kommt das ganz gelegen: Seine Firma Planeco soll dort auf 2000 Metern Höhe eine Solaranlage bauen, und loslegen kann man erst, wenn der Schnee weg ist – frühestens ab Mai.
19'000 Hochleistungssolarmodule, 100 Wechselrichter, 900'000 Laufmeter Kabel: Die Solaranlage am Südhang wird sehr gross. Und dieses Projekt des Schweizer «Solarexpress» soll Ende 2027 fertig sein.
Madrisa Solar ist das zweitgrösste der Solarexpress-Projekte, das eine Baubewilligung hat. Nach jenem in Sedrun ist es auch erst das Zweite, das gebaut wird; zwei andere liegen mangels Wirtschaftlichkeit auf Eis.
Gewaltigen Kräften zu trotzen ist teuer
Gross-Solaranlagen hoch in den Bergen müssen enormen Windkräften und Lawinenmassen widerstehen. Vorbilder gibt es weltweit kaum. Daher können neue Erkenntnisse Kalkulationen über den Haufen werfen, so auch bei Madrisa Solar. Die Gemeindepolitik in Klosters ist beunruhigt, weil die Gesamtkostenschätzung auf 70 Millionen Franken gestiegen ist, bei einem abgesegneten Kostendach von 45 Millionen.
Dieser Tage hat die Bauherrin Madrisa Solar AG, an welcher die Zürcher EKZ, die Bündner Repower und Klosters zu je einem Drittel beteiligt sind, den Zuschlag für den Bau bekannt gegeben. Er ging an eine Photovoltaik-Firma weitab der Alpen: an Planeco in Münchenstein BL, die 2025 ganz von den Industriellen Werken Basel übernommen wird.
Bauzuschlag an Firma im tiefen Unterland
Für Planeco mit 85 Angestellten ist das der grösste Auftrag bisher. Dennoch könne ihn das Photovoltaik-Unternehmen mit eigenen Fachkräften stemmen, sagt Mitgründer Bösiger. Seit dem Firmenstart 2011 seien sie gewohnt, ihr Personal selber zu schulen – den Schweizer Fachlehrgang für PV-Installation gibt es erst seit 2024.
Vor Ort arbeiten sie mit Partnern zusammen, die auch Aufträge erhielten, etwa für Stahlkonstruktionen. Sogenannte «Tische» mit PV-Modulen werden vormontiert und per Helikopter zum Montageort geflogen. Schon wegen dieser Transporte ist diese Baustelle aussergewöhnlich, kann doch das Bergwetter Flüge verhindern.
Verzögerungen kann sich das Projekt aber kaum leisten: Das Fördergelder-Regime des Bundes schreibt vor, dass bis Ende 2025 mindestens zehn Prozent der Anlage am Netz sein müssen.
Man lernt unglaublich viel mit solchen Projekten.
«Diese spezielle Herausforderung peppt den Arbeitsalltag auf», sagt Bösiger. «Man lernt unglaublich viel, wenn man ein wenig die Komfortzone verlässt, und das tut man mit solchen Projekten.»
Lohn der Anstrengung: Die Aussicht bei der Arbeit sei auf der Madrisa etwas ganz anderes als bei der üblichen Arbeit auf einem Industriedach, sagt Planeco-Geschäftsführer Thomas Wahl.
Planeco hatte im vergangenen Jahr die grosse PV-Anlage an der Muttsee-Staumauer im Kanton Glarus montiert. Dieser Erfahrung sowie lokaler Vernetzung in Graubünden sei der Zuschlag wohl zu verdanken, schätzt Bösiger – Referenzen seien vertrauensbildend. Die Madrisa-Anlage ist sechsmal so gross wie jene am Muttsee.
Überdies hätten sie offenbar einen guten Preis offeriert. Beziffern dürfe er den Auftrag jedoch nicht – Stillschweigen sei vereinbart. Auch nichts sagen mag Bösiger zu den heissen Kostendiskussionen auf politischer Ebene in Klosters; ihr Job sei, die technische Lösung zu realisieren, sobald der Schnee geschmolzen ist.