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«Schüttelzug» SBB baut FV-Dosto-Züge um – «nicht nur für mehr Fahrkomfort»

Die SBB hat 2010 Alstom (früher Bombardier) mit der Beschaffung von 62 neuen Doppelstockzügen für den Fernverkehr beauftragt – für 1.9 Milliarden Franken. Die Einführung des Zuges war von zahlreichen technischen Pannen und Verzögerungen begleitet.

Nun geht die Geschichte des sogenannten «Schüttelzuges» weiter: Die SBB hat gestern einen FV-Dosto in die Revision nach Tschechien geschickt. Dort erhält der Zug neue Drehgestelle, ohne die sogenannte Wankkompensation – diese hatte das Schütteln verursacht.

Mara Zenhäusern

SBB-Mediensprecherin

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Mara Zenhäusern war vor ihrer Anstellung bei der SBB Sprecherin der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU.

SRF: Die SBB schicken einen Dosto-Zug nach Tschechien. Dort wird er umgebaut. Was erhoffen Sie sich von diesem Umbau?

Mara Zenhäusern: Wir erhoffen uns, dass die Tests erfolgreich sind und der Fahrkomfort für unsere Kundschaft weiter erhöht werden kann. Und zwar werden dort die sogenannten Wank­kom­pen­sations­aktuatoren ausgebaut. Das Drehgestell und die Federung werden angepasst, um den Fahrkomfort für die Kundschaft zu erhöhen, um diese Schüttelbewegungen abzudämpfen.

Die SBB hat schon einiges unternommen, um den Fahrkomfort mit dem FV-Dosto angenehmer zu machen. Warum soll es jetzt mit diesem Umbau besser werden?

Es werden statische und dynamische Tests durchgeführt, die zeigen werden, ob sich der Fahrkomfort erhöht. Im Sommer werden wir auch Tests in der Schweiz durchführen. Dort werden Streckenversuche für verschiedene Bogenradien stattfinden – sowie Geschwindigkeitstests auf gerader Strecke und bei den Weichen.

Mittlerweile gehört der FV-Dosto zu den zuverlässigsten Zügen der SBB.

Im Herbst dieses Jahr wird auch bekannt sein, ob die Zulassungskriterien für den Schweizer Markt erfüllt sind. Erst dann können wir entscheiden, ob wir die gesamte Flotte umbauen oder nicht. Wir sind zuversichtlich, dass wir den Fahrkomfort erhöhen können. In der Vergangenheit ist schon einiges passiert, um den Fahrkomfort zu erhöhen. Mittlerweile gehört der FV-Dosto zu den zuverlässigsten Zügen der SBB und bildet das Rückgrat des Fernverkehrs in der Schweiz.

Trotzdem werden die FV-Dosto-Züge nach Tschechien gebracht und dort umgebaut. Was kostet das?

Die Tests bis und mit Zulassung werden von Alstom finanziert. Darauf hat man sich letztes Jahr geeinigt. Wenn man sich im Sommer entscheiden würde, die gesamte Flotte umzubauen, würde das die SBB nach heutigem Stand einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Wir gehen aber davon aus, dass dann wiederum Unterhaltskosten eingespart werden könnten – mit den neuen Drehgestellen. Ein Umbau würde nicht nur für einen höheren Fahrkomfort sorgen, sondern auch wirtschaftlich sein.

Der FV-Dosto hat in der Anschaffung Milliarden gekostet, galt als ungemütlich und muss nun auch langsamer fahren als ursprünglich geplant. Wie zuversichtlich sind Sie, dass diese unrühmliche Geschichte mit den neuen Massnahmen ein Ende findet?

Das werden die Tests zeigen. Wir sind zuversichtlich, dass diese erfolgreich sind und der Fahrkomfort für unsere Kundinnen und Kunden weiter erhöht werden kann, nachdem dieser schon in den letzten Jahren durch verschiedene Massnahmen wie Softwareupdates oder das Weglassen von schnellen Kurvenfahrten erhöht werden konnte.

Das Interview führte Sandra Witmer.

SRF 4 News, 30.04.2025, 6:38 Uhr ; 

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