Viele Pannen und Ausfälle begleiteten bislang die neuen Fernverkehr-Doppelstockzüge der SBB. Auch die unruhigen Fahreigenschaften der «FV-Dostos» gaben öfters zu reden. Knapp zehn Jahre nach Anschaffung der Züge will die SBB sie umbauen. Weitgehend auf eigene Kosten.
Die neuen Doppelstockzüge, die die SBB im Fernverkehr einsetzt, standen von Anfang an unter einem schlechten Stern: Die SBB selbst sprach von einer Zangengeburt. Der Hersteller lieferte mit grosser Verzögerung. Es folgten Pannen und Ausfälle. Und auch der Fahrkomfort liess zu wünschen übrig.
Wie der FV-Dosto zu seinem Beinamen kam
Einen Kaffee im Speisewagen, ein wenig Arbeiten während der Fahrt – wacklige Angelegenheiten. Unter anderem auf der Stammlinie von St. Gallen über Zürich und Bern nach Genf. Wegen starkem Rütteln hat der wichtigste Zug der SBB-Fernverkehrsflotte bei Reisenden und Medien bis heute den Beinamen: Schüttelzug.
Ziel ist, dass der Zug ruhiger fährt.
Der Fernverkehr-Doppelstöcker sei zwar inzwischen zuverlässiger, müsse aber noch ruhiger werden, sagt die SBB selbst. «Ziel ist, dass der Zug ruhiger fährt, dass das Schütteln und Schwanken, wie man es zum Teil wahrnimmt, nicht mehr oder zumindest deutlich weniger da wäre», sagt SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg. Der Zug soll einen ähnlichen Fahrkomfort bieten wie andere Doppelstockzüge der SBB.
Von Wankkompensation und Drehgestellen
Einen grossen Schritt in Richtung verbesserten Fahrkomfort hat die SBB bereits vor zwei Jahren bekannt gegeben. So verzichtete sie auf eine eigens entwickelte Technologie, die sogenannte Wankkompensation. Diese war eingebaut worden, damit sich der Zug neigen und schneller durch die Kurven fahren kann.
Da habe sich aber gezeigt, dass die Laufruhe durch diese Wankkompensation ebenso wie der Fahrkomfort zu wenig gut seien. «Deshalb schauen wir jetzt, wie wir das Drehgestell ohne diese Wankkompensation optimieren können, um die Laufruhe und damit auch den Fahrkomfort des Zugs erhöhen zu können», erklärt Schellenberg weiter.
Entwicklung und Umbau: Wer zahlt?
Nun will die SBB alle Drehgestelle der 62 FV-Dostos um- und die Wankkompensation ausbauen. Zusammen mit dem Hersteller Alstom entwickelt die Bahngesellschaft die Drehgestelle der Züge weiter und baut Prototypen mit einer neuen Konstruktion.
Pikant: Die Entwicklung der verbesserten Drehgestelle trägt Hersteller Alstom im Rahmen einer Vereinbarung mit der SBB noch mit. Den Umbau allerdings nicht. Dieser ginge auf Kosten der SBB, wie Sprecherin Schellenberg bestätigt. «Sollte die SBB sich entscheiden, die gesamte Flotte umzubauen, würde das im Rahmen des Unterhalts dieses Zuges passieren», so Schellenberg weiter. Die genauen Kosten will die SBB derzeit nicht bekannt geben.
Der Prototyp des ruhigeren Zugs soll in einem Jahr auf die Schiene kommen. Wenn sich der Prototyp bewähre, könnten die Züge bis 2030 fertig umgebaut sein, erklärt die SBB.