Wer sich bei Politikerinnen und Politikern von anderen Parteien umhört, wer denn nun die Favoritin sei, Eva Herzog oder Elisabeth Baume-Schneider, hört Verschiedenes: Es gibt diejenigen, die klar die Baslerin Eva Herzog nennen; andere sagen, das Rennen sei offen; und ein bürgerlicher Ständerat nannte ohne zu zögern die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider als neue SP-Bundesrätin.
Was also spricht für die eine, was für die andere?
Eva Herzog hat den Vorteil, dass sie aus der Deutschschweiz kommt. Die FDP sagte im Vorfeld der SP-Nominierung klar und deutlich, dass die Deutschschweiz am Zug sei und sie keinen Grund sehe, eine vierte Person aus einem lateinischen Kanton in die Landesregierung zu wählen. Daran halten verschiedene kontaktierte Exponenten der FDP auch heute fest. Das gibt Eva Herzog einen Startvorsprung.
Es gibt aber auch Gründe, die für manche Politikerinnen und Politiker für Elisabeth Baume-Schneider sprechen. Sie wird von vielen als umgänglicher und offener beschrieben. Wenn der Bundesrat wieder besser als Team funktionieren soll, dürfte das auch ein Faktor sein.
Welche Faktoren auch noch eine Rolle spielen dürften
Am Schluss sind es die 246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die über die neue SP-Bundesrätin entscheiden. Bei vielen dürften noch ganz andere Faktoren eine Rolle spielen. Etwa: Kann man der SP eins auswischen, wenn sie mit zwei Romands in der Landesregierung in den Wahlkampf zieht? Oder: Kann man mit der Wahl einer Jurassierin andere mögliche, künftige SP-Bundesräte aus der Romandie von vornherein verhindern?
Genannt werden in diesem Kontext die SP-Schwergewichte Pierre-Yves Maillard oder auch Roger Nordmann. Und: Wie wichtig ist, dass eine Vertreterin eines wichtigen Wirtschaftskantons in der Landesregierung sitzt, der zudem erhebliche Summen in den nationalen Finanzausgleich einzahlt? Schliesslich: Wie präsentieren sich die Kandidatinnen bei den Hearings vor den anderen Parteien? Das dürfe nicht unterschätzt werden, sagen viele…
Am Schluss werden die 246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier bei all diesen Faktoren denjenigen für sich aussuchen, der ihnen am besten passt.
Nicht zu vergessen: Die SVP-Bundesratswahl
Wichtig ist natürlich auch, dass am gleichen Tag vor der SP-Wahl ein neuer SVP-Bundesrat gewählt wird. Dass die Berner SP-Regierungsrätin Evi Allemann ausgeschieden ist, erhöht grundsätzlich die Chancen vom Berner SVP-Mann Albert Rösti. Sollte er gewählt werden, kann man sich wiederum die Frage stellen, was das für die SP-Wahl bedeutet.
Fragen über Fragen. Beantworten kann man sie heute nicht. Und zu all dem muss auch in Erinnerung gerufen werden, dass im Schweizer Politbetrieb wohl nie so oft gelogen wird, wie vor Bundesratswahlen. Und überprüfen lässt sich das nicht, weil die Wahl geheim ist. Aber wenn die FDP macht, was sie sagt, hat Eva Herzog heute einen Startvorsprung.