Das Gebiet der ehemaligen Sondermülldeponie Kölliken (SMDK) wurde für 800'000 Franken an Pro Natura und die Gemeinde Kölliken verkauft.
Aus der ehemals «grössten Altlast der Schweiz» soll ein Vorzeigeprojekt werden, mit Rückzugsgebieten für bedrohte Arten.
Im Januar 2024 starten die Vorbereitungen der Rekultivierung. Bis 2030 soll das Projekt abgeschlossen sein.
Damit geht eine lange Geschichte zu Ende, die 1978 ihren Anfang nahm, als die Sondermülldeponie in Kölliken eröffnet wurde.
Acht Jahre dauerte es, bis die 600'000 Tonnen Material aus der Deponie in Kölliken ausgebaggert waren. 2015 wurde die knapp 900 Millionen Franken teure Sanierung abgeschlossen. Weitere vier Jahre dauerte der Rückbau der verschiedenen Hallen und Gebäude.
Legende:
Die Bagger und Baumaschinen sollen den letzten Teil der Grube in den kommenden Jahren noch auffüllen.
SRF/Andreas Brandt
Mit dem Status «Grube leer» kam die Frage auf: Was passiert mit der frei gewordenen Fläche von knapp zwölf Fussballfeldern? Die Landwirte und Landwirtinnen wollten einen Grossteil der Fläche für sich beanspruchen, die Bevölkerung wünschte sich vor allem Wald und Spazierwege und Naturschutzorganisationen setzten sich für mehr Biodiversität ein.
Kompromiss als Lösung
Jetzt haben die Beteiligten einen Kompromiss gefunden: Rund zwei Drittel der Fläche wird zu Landwirtschaftsland umgezont. Auf dem restlichen Gelände der ehemaligen Sondermülldeponie soll die Natur Einzug halten, wie das Konsortium SMDK, die Gemeinde Kölliken und Pro Natura am Freitag an einer Medienkonferenz bekannt gaben.
Das Konsortium SMDK
Box aufklappenBox zuklappen
Das Konsortium «Sondermülldeponie Kölliken» wurde Mitte der 1970er-Jahre gegründet.
Mit je 42 Prozent sind die Kantone Aargau und Zürich beteiligt. Je 8 Prozent gehören der Stadt Zürich und der Basler Chemie.
Die Sanierungskosten von rund 900 Millionen Franken wurden den Anteilen entsprechend aufgeteilt. Der Bund steuerte 215 Millionen Franken bei.
Geplant sind Magerwiesen, Tümpel und Teiche, einheimische Wild- und Niederhecken sowie eine Vielzahl von Kleinstrukturen wie Trockenmauern. Ein Teil des Gebiets soll bewaldet werden.
Legende:
Ein bisschen Grün ist bereits zu sehen. Bis 2030 sollen hier Landwirtschaft betrieben und Biodiversitätsflächen geschaffen werden.
SRF/Andreas Brandt
Auch bedrohte Arten sollen künftig auf dem Gelände Platz finden. Man wolle das ehemalige Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung wieder zu neuem Leben erwecken, sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura. «Auf dem Gebiet wird ein nationales Vorzeigeprojekt für ein Miteinander von Landwirtschaft und Naturschutz entstehen.»
Es war ein guter Kauf.
Auch der Kölliker Gemeindeammann Mario Schegner ist zufrieden mit der Lösung: «Hier entsteht eine wunderbare Naturoase». 800'000 Franken kostet das Land. Je zur Hälfte zahlen die Gemeinde und Pro Natura. Das sei ein guter Kauf, betont Schegner.
Renaturierung dauert Jahre
Im Januar 2024 wird das Baugesuch eingereicht und mit den Vorbereitungen begonnen. Bis 2030 sollen auf dem Gelände der ehemaligen Sondermülldeponie Landwirtschaft und Natur nebeneinander Platz finden – dies rund 50 Jahre nach der Eröffnung der Deponie, die sich zur grössten Altlast der Schweiz entwickelte.
Jetzt kann im wahrsten Sinne des Wortes «Gras darüber wachsen».
Die Geschichte der Sondermülldeponie Kölliken
1 / 14
Legende:
Bedenken vor der Eröffnung
Gegen ein Baugesuch im «Landanzeiger» für eine «Kehrichtdeponie» in Kölliken gehen Einsprachen aus der Bevölkerung ein – aus Angst vor Lärm und Gestank. Trotzdem bewilligt die Gemeinde das Projekt. Auch eine Beschwerde beim Aargauer Regierungsrat kann die Deponie nicht verhindern.
KEYSTONE
2 / 14
Legende:
Eröffnung der Sondermülldeponie Kölliken
Trotz Einsprachen und Beschwerden aus der Bevölkerung wird die Sondermülldeponie Kölliken am 16. Mai 1978 eröffnet. Auf dem Gelände war zuvor eine Tongrube der Tonwerke Keller AG.
KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str
3 / 14
Legende:
Sondermüll statt Kehricht
Schon kurz nach der Eröffnung ist klar: Aus der Kehrichtdeponie ist eine Sondermülldeponie geworden. Man habe sich «falsch verstanden», heisst es. Trotzdem ist der Widerstand in der Bevölkerung noch gering. Man glaubte den Behörden: Die Tongrube sei dicht und sicher und die Deponie ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.
KEYSTONE/Str
4 / 14
Legende:
Der Widerstand wächst
Anwohnerinnen und Anwohner beklagen sich über Gestank und Staub. Viele leiden unter Kopfschmerzen. Die Sonderabfälle lagern teilweise unter freiem Himmel. Später gelangen giftige Stoffe in den Dorfbach, es kommt zu einem Fischsterben.
KEYSTONE/Str
5 / 14
Legende:
Kritik am Betrieb der Deponie
Die Kontrollen am Eingang der Sondermülldeponie werden als dilettantisch beschrieben. Der Arbeiter bei der Eingangskontrolle habe keine Ahnung von Chemie. Er kontrolliere die Farbe und den Geruch der Lieferung – mehr nicht.
SRF1, 27.03.1979
6 / 14
Legende:
Deponiestopp wegen Umweltbelastung
Verschiedene Sanierungsmassnahmen werden getroffen wie Abluftanlagen und Tanks für flüssige Abfälle. Als dann 1985 im Dorf die Angst grassiert, das Trinkwasser könnte verseucht sein, verfügt der Gemeinderat einen provisorischen Deponiestopp.
KEYSTONE/Michael Kupferschmidt
7 / 14
Legende:
Erste Untersuchungen des Sondermülls
Erstmals werden Proben des Giftmülls ausgegraben und untersucht. Derweil pochen die Aargauer Regierung und die Industrie darauf, die Deponie wieder eröffnen zu können. Denn: Wohin sonst mit dem Abfall?
DRS Aktuell, 03.10.1985
8 / 14
Legende:
Die Suche nach den Schuldigen
Trotz des Verdachts, dass falsch deklarierte Abfälle in Kölliken entsorgt wurden, verlaufen die Ermittlungen im Sand. Derweil explodieren die Kosten. Denn auch wenn die Deponie geschlossen ist, braucht es Sanierungs- und Schutzmassnahmen.
KEYSTONE/Michael Kupferschmidt
9 / 14
Legende:
Die Sondermülldeponie muss weg
Die Aargauer Regierung hat entschieden: Die Deponie kann nicht mit vernünftigem Aufwand gesichert werden. Alt Regierungsrat Peter Beyeler (rechts) und Jean-Louis Tardent, Geschäftsführer der Sondermülldeponie, geben am 10. September 2001 bekannt: Alles Gift soll ausgebaggert und fachgerecht entsorgt werden.
KEYSTONE/Michele Limina
10 / 14
Legende:
Letzte Vorbereitungen für die Sanierung
2007 erfolgt der Spatenstich für die Sanierung der Sondermülldeponie Kölliken. Damals geht man davon aus, dass das Projekt 2012 abgeschlossen ist. Für die Sanierung wurde über der Deponie eine riesige Halle gebaut. Sie ist luftdicht und in ihrem Innern herrscht ein Unterdruck.
KEYSTONE/Urs Flueeler
11 / 14
Legende:
Gefährlicher als gedacht
Tausende Giftfässer werden ausgegraben. Das Personal arbeitet mit Schutzanzügen und Sauerstofftanks. Alle Fahrzeuge sind luftdicht. Der Rückbau ist allerdings gefährlicher als gedacht: Wegen eines Brandes unter dem Hallendach werden die Arbeiten ein halbes Jahr lang unterbrochen.
KEYSTONE/SMDK
12 / 14
Legende:
Länger als gedacht
Die Sanierung im riesigen Hallenbau zieht sich hin und ist teurer als gedacht. Das, weil die Abfälle heikler sind als angenommen und eine hohe Brandgefahr besteht. Anfangs rechnete man mit 350 Millionen Franken. Heute weiss man: Es kam fast dreimal so teuer.
KEYSTONE/Alessandro Della Bella
13 / 14
Legende:
Der letzte Dreck ist weg
Am 29. Oktober 2016 feiert die Sondermülldeponie Kölliken das Ende der Sanierung – vier Jahre später als geplant. Am Anfang war die 33'000 Quadratmeter grosse Halle bis zu Decke voll mit Material. Jetzt kann die Phase des Rückbaus starten.
SRF
14 / 14
Legende:
Der Rückbau ist beendet
Im Juli 2018 werden in Kölliken die letzten Stahlbögen demontiert, an denen das Dach der Halle über der Deponie aufgehängt war. Der Sondermüll ist weg, verbrannt oder richtig eingelagert. Das riesige Loch ist mit Schutt vom Bau des SBB-Tunnels durch den Eppenberg aufgefüllt.
KEYSTONE/Georgios Kefalas
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr
Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht.
Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger
Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?
Meistgelesene Artikel
Nach links scrollenNach rechts scrollen
Social Login
Für die Registrierung benötigen wir zusätzliche Angaben zu Ihrer Person.
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht. Es können keine weiteren Codes erstellt werden.
Mobilnummer ändern
An diese Nummer senden wir Ihnen einen Aktivierungscode.
Diese Mobilnummer wird bereits verwendet
E-Mail bestätigen
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Ein neues Passwort erstellen
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Ihr Account wurde deaktiviert und kann nicht weiter verwendet werden.
Wenn Sie sich erneut für die Kommentarfunktion registrieren möchten, melden Sie sich bitte beim Kundendienst von SRF.