Blauer Himmel, Sonnenschein und der erste Schnee – die Verhältnisse zur Produktion von Sonnenstrom sind ideal am Tag, an dem die Energieversorger Axpo und IWB den Schalter umlegen und die Anlage beim Muttsee mit dem Namen «Alpinsolar» erstmals Strom ins Netz speist.
3.3 Millionen Kilowattstunden sollen es künftig jedes Jahr sein. Und das mehr oder weniger gleichmässig übers Jahr verteilt – also nicht vor allem im Sommer, wie es bei Sonnenstrom im Mittelland der Fall ist, sondern auch im Winter.
Im August 2022 soll die Anlage fertiggestellt sein.
Laut Axpo realisierbar, aber kaum rentabel
Alpinsolar ist die grösste alpine Solaranlage der Schweiz. Entsprechend stolz bezeichnet der Chef des Energiekonzerns Axpo, Christoph Brand, die Inbetriebnahme als «Meilenstein». Er betont aber gleichzeitig, dass dieses Projekt vor allem Signalcharakter habe.
Im Vergleich zu Wasser- und Kernkraftwerken, die Axpo betreibt, ist die Leistung von Alpinsolar ein Klacks. Es sei hier vor allem darum gegangen, zu zeigen, dass solche Anlagen realisierbar seien, dass sie sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen aber eigentlich nicht rechnen. Denn: Fotovoltaik-Anlagen in den Bergen sind aufwendiger im Bau und deshalb rund doppelt so teuer wie vergleichbare Anlagen im Unterland.
Muttsee-Strom hält Denner-Glace kühl
Im Fall von Alpinsolar ist der Detailhändler Denner eingesprungen. Er kauft den Betreibern den Strom aus der Anlage während 20 Jahren zu einem fixen Preis ab. Denner-Chef Mario Irminger will nicht sagen, was dies sein Unternehmen genau kostet. Er ist aber überzeugt: Es lohnt sich.
Erstens, weil die Strompreise auf dem Markt langfristig steigen. Und zweitens, weil Denner seinen Kundinnen und Kunden so genau sagen kann, woher der Strom kommt, mit dem die Glace kühl gehalten und der Verkaufsladen beleuchtet wird.
Die 3.3 Millionen Kilowattstunden von der Muttsee-Staumauer decken nur einen Bruchteil des Strombedarfs des Grossverteilers, räumt der Denner-Chef ein. Er betont aber, sein Unternehmen verfolge weitere ähnliche Projekte.
Energieministerin hofft auf weitere Anlagen
Viel mehr solche Projekte wie dieses ganz hinten im Glarnerland fordert Energieministerin Simonetta Sommaruga. Viel zu lange hätten die Schweizer Energiekonzerne vor allem im Ausland Windräder und Fotovoltaik-Anlagen erstellt.
Investitionen in die Versorgungssicherheit kosten etwas, aber sie lohnen sich.
Diese lösten das Winterstromproblem der Schweiz aber nicht. Sie füllen die Lücke nicht, die entstehen könnte, wenn die Kernkraftwerke dereinst ausser Betrieb genommen werden – und gleichzeitig mehr Strom verbraucht wird, weil elektrische die fossilen Motoren ersetzen.
«Investitionen in die Versorgungssicherheit kosten etwas, aber sie lohnen sich», sagt die Bundesrätin an die Adresse der Energieversorger und deren Besitzer – meist Kantone und Gemeinden.
Politik und Wirtschaft sollen Beitrag leisten
Der Bundesrat schlägt dem Parlament einen sogenannten Winterstromzuschlag von 0.2 Rappen pro Kilowattstunde vor, um unter anderem Fotovoltaik in den Bergen zu fördern. Mitziehen müsse auch die Wirtschaft, in dem sie den Energieversorgern den Strom langfristig abkauft.
Sommaruga gibt sich zuversichtlich: «Alle müssen ihren Beitrag leisten. Dann schaffen wir es, in der Schweiz genügend erneuerbaren Strom zu produzieren für eine sichere Versorgung in der Zukunft.»