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Rheinschifffahrt sucht junge Kapitäninnen und Kapitäne
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 26.10.2022. Bild: Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft
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Sorgen um den Nachwuchs Die Rheinschifffahrt braucht junge Kapitäninnen und Kapitäne

Vom Matrosen bis zur Kapitänin. Mit neuen Ausbildungslehrgängen soll der Nachwuchs auf dem Rhein gesichert werden.

Melanie Farner ist neu auf dem Rhein. Erst vor drei Monaten hat sie ihre Lehre begonnen. Die erst 15-Jährige hat sich für eine Ausbildung entschieden, die in der Schweiz doch eher ungewöhnlich ist. «Ich mache die Ausbildung zur Kapitänin, die dreieinhalb Jahre dauert. Derzeit bin ich auf einem Tankschiff unterwegs», erzählt sie mit Stolz.

Frau und Mann auf der Brücke
Legende: Melanie Farner auf der Brücke eines Rheinschiffs. Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft

Junge Menschen wie Melanie Farner, die sich in einem sogenannten nautischen Beruf ausbilden lassen wollen, sind aktuell sehr gesucht. Den Reedereien und Häfen geht nämlich langsam, aber sicher das Personal aus.

Sonst laufen wir Gefahr, dass Schiffe liegen bleiben, weil nicht genügend Personal da ist.
Autor: Florian Röthlingshöfer Direktor Schweizerische Rheinhäfen

«Die Situation ist angespannt, sodass nicht nur bei uns hier in der Schweiz, sondern auch in Deutschland, in den Niederlanden die Nachwuchsförderung jetzt greifen muss. Sonst laufen wir einfach Gefahr, dass Schiffe liegen bleiben, weil nicht genügend Personal da ist», sagt Florian Röthlingshöfer, Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen.

Die Gründe für die drohende Personalknappheit seien vielfältig. Einerseits habe in den letzten Jahren vor allem die Hotel-Schifffahrt einen enormen Aufschwung erlebt. Alleine aus der Schweiz seien mittlerweile über 200 Kreuzfahrtschiffe auf dem Rhein unterwegs. Aber auch die Frachtschiffe suchen nautische Fachleute.

Mann mit Kran auf Schiff
Legende: Nicht nur hinter dem Steuerrad werden Lernende gesucht. Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft

«In den nächsten Jahren werden wir wirklich zu wenig Personal haben», sagt Manuela van Zelst Stotz von der niederländischen Reederei Unibarge. Auch hier sei vor allem das Wachstum der Branche Hauptgrund für den drohenden Personalmangel. Kommt hinzu, dass viele der heute tätigen Geschäftsführerinnen und Matrosen bereits in einem fortgeschrittenen Alter seien, sagt Florian Röthlingshöfer von den Schweizerischen Rheinhäfen. «Es gehen sehr viele Binnenschiffer in den nächsten Jahre in den Ruhestand, diese Lücke müssen wir dringend füllen.»

In den nächsten paar Jahren werden wir wirklich zu wenig Personal haben.
Autor: Manuela van Zelst Stotz Reederei Unibarge

Man müsse deshalb vermehrt in die Ausbildung investieren. Eben erst habe man die Lehrgänge zum nautischen Fachmann und zur Kapitänin neu konzipiert. Diese Lehrgänge sollen jetzt attraktiver sein und dann vor allem auch die nautischen Berufe bekannter machen. Dazu brauche es aber auch noch eine grössere Werbepräsenz.

«Wir stehen natürlich in grosser Konkurrenz mit interessanten Logistik-Jobs hier in Basel. Insofern müssen wir als Verkehrsträger Binnenschifffahrt auch mit der gesamten Branche sehr viel mehr Werbung machen.», sagt Röthlingshöfer.

Dreiergruppe am Messestand
Legende: Der Basler SP-Nationalrat Mustafa Atici setzt sich für die Ausbildung von jungen Rheinschiffern ein. Daneben: Manuela van Zelst Stotz und Florian Röthlisberger von den Schweizerischen Rheinhäfen. Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft

Die Schweiz sei halt keine Seefahrer-Nation. Nur die wenigsten Leute wüssten, dass es auch bei uns solche Berufe gibt. Dies will die Schifffahrtsbranche ändern. Mit verschiedenen Initiativen, wie zum Beispiel einem Stand an Berufsmessen, werde man versuchen, auf die neuen Lehrgänge aufmerksam zu machen.

Es ist ein vielfältiger Beruf, man ist viel unterwegs und lernt viele Leute kennen.
Autor: Melanie Farner Kapitänin in Ausbildung

Röthlisberger ist zuversichtlich, dass man junge Leute für die Berufe auf dem Schiff begeistern kann, auch wenn diese gewisse Nachteile mit sich bringen. «Man kommt nicht jeden Abend wieder in Basel an, insofern muss man auch bereit sein, ins Ausland zu gehen oder mehrere Tage oder Wochen auf einem Schiff zu verbringen.»

Gerade dieses Fernweh reizt Melanie Farner an ihrem zukünftigen Job «Es ist ein vielfältiger Beruf, man ist viel unterwegs und lernt viele Leute kennen.»

Rendez-Vous, 26.10.2022; 12:30 Uhr ; 

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