Der sogenannte «grüne Wandel» muss um einiges schneller gehen. Das zeigt der Weltklimabericht auf, der diese Woche erschienen ist. Eine Belastung für die Umwelt sind Schiffe, die oft mit Dieselmotoren betrieben werden. Sie verursachen gut drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses. Zudem wird Diesel zu grossen Teilen aus Ländern wie Russland importiert.
Der Druck erhöht sich also für die Schifffahrt. Gerade in der EU werde Druck auf die Schifffahrt gemacht, um die Klimaziele zu erreichen. Das weiss Christina Nakhle. Sie ist Nachhaltigkeitsexpertin an der ETH Zürich und hat an einer Studie mitgearbeitet, die 2019 – im Auftrag einer deutschen Reederei – Wege zu einer nachhaltigeren Schifffahrt aufgezeigt hat.
EU will Veränderung
Im letzten Jahr seien in der EU Vorschläge für Vorschriften und für die Förderung von sauberen Treibstoffen gemacht worden. «Zum Beispiel wurde vorgeschlagen, die Schifffahrt im Emissionshandelssystem einzubeziehen oder eine CO2-Abgabe auf die Treibstoffe einzuführen», sagt Christina Nakhle. Es bewegt sich was – doch zu langsam. «Zum Thema gibt es viel Forschung, doch die Implementierung der Technologien geht viel zu langsam.»
Zum Thema gibt es viel Forschung, doch die Implementierung der Technologien geht viel zu langsam.
Zudem sei es auch heute noch schwierig, wirklich umweltfreundlichere Energien zu haben, um Schiffe zu betreiben. Es sei zwar möglich, Schiffe mit Strom aus erneuerbarer Energie, grünem Wasserstoff und grünem Ammoniak, zu betreiben. Das funktioniere eher bei kleineren Schiffen und kürzeren Strecken. «Das Problem liegt aber eher bei grösseren Schiffen, die längere internationale Strecken fahren. Und da stecken 90 Prozent der Emissionen», sagt die Nachhaltigkeitsexpertin.
Zudem bringe die Nutzung von grünem Wasserstoff oder grünem Ammoniak verschiedene Herausforderungen mit sich:
- Grosse Mengen erneuerbarer Energie für die Herstellung von Wasserstoff: Diese steht in Europa momentan nicht zur Verfügung.
- Technologien noch in der Entwicklungsphase: beispielsweise die Brennstoffzellen und die Speicherung an Bord.
- Speicherung von Wasserstoff an Bord: Diesel braucht im Vergleich drei- bis achtmal so wenig Platz an Bord für die Speicherung. Man verliert Platz für Fracht, was kostet.
- Infrastruktur: Lieferung der Mengen von Wasserstoff und Ammoniak an die Häfen.
Trotz dieser und weiterer Herausforderungen will auch die Schweizer Schifffahrt ganz oder teilweise auf Elektromotoren setzen. Vom Greifensee über den Zürichsee bis zum Bodensee will die Schifffahrtsgesellschaft ihre Schiffe umbauen oder neu bauen. Ob das sinnvoll ist, könne man nicht pauschal entscheiden, sagt Christina Nakhle. Man müsse jedes Schiff einzeln betrachten.
«Das kommt darauf an, ob man ein Schiff renoviert oder ob es ein neues Schiff ist. Es ist auch abhängig von der Fahrtstrecke, der Grösse des Schiffes, des Strompreises, des Fahrplans. Hat man genug Zeit, um die Schiffe an den Ladestationen aufzuladen?», nennt Nakhle einige Faktoren.
Sinnvoll wäre es jedenfalls, auf Schweizer Seen mit Elektromobilität zu beginnen, sagt die Expertin. «Das haben auch andere Länder untersucht. Es hat sich gezeigt, dass es technisch, ökonomisch und auch ökologisch sinnvoll ist.»
Hat es in der Schweiz überhaupt genug sauberen Strom, wenn man alle Schiffe elektrifiziert?
Jedoch müsse man dabei das ganze Bild betrachten: «Hat es in der Schweiz überhaupt genug sauberen Strom, wenn man alle Schiffe elektrifiziert? Viele Industrien sind auf dem Weg zur Elektrifizierung. Und alle brauchen erneuerbaren Strom. Da stellt sich die Frage, woher das alles kommen soll.»