Welche Schule will die Schweiz? Die Stiftung Mercator Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, die «Bildungsvision Schweizer Eltern» mittels einer Befragung in Erfahrung zu bringen. Konkret ging es darum, generelle Haltungen der Bevölkerung und auch die Prioritäten und Sensibilitäten von Eltern von Schulkindern in Bezug auf den Bildungsprozess besser verstehen und einordnen zu können. Fast 8000 Menschen wurden bei der Studie befragt. Nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse.
Ideale Schule
Geht es um die Vorstellung einer idealen Schule, sprich was die Kinder vor allem lernen sollen, gab an der Spitze der meistgenannten Antworten eine doch eher überraschende Antwort: Mit 78 Prozent am meisten genannt wurde Toleranz und Respekt.
Der Punkt ist den Befragten sogar noch wichtiger als Lesen (76 Prozent) sowie Zusammenhänge begreifen (76 Prozent). Bloss im Mittelfeld landet Disziplin und Leistungsbereitschaft; etwas, was man vor paar Jahren in der Priorisierung noch deutlich weiter oben gesehen hätte.
Tagesschule
Eine Mehrheit (71 Prozent) ist für Tagesschulen. Das Thema ist aber umstritten, schaut man sich die einzelnen Untergruppen etwas genauer an.
Bei den Parteizugehörigkeiten ist die Differenz deutlicher. Während links die Zustimmung 86 Prozent beträgt, liegt sie bei Befragten mit Parteizugehörigkeit auf rechter Seite bei 67 Prozent. Auch bei den über 55-Jährigen, welche in der Tendenz eher Enkel als noch kleine Kinder haben, liegt die Zustimmung für Tagesschulen höher, so die Studienautoren.
Noten abschaffen
Die Diskussionen darüber, das Notensystem zu überdenken oder zu ändern, werden immer lauter. Schaut man sich aber das Studienresultat an, dann fällt auf, dass eine Mehrheit bei der Primarschule und Oberschule die Noten beibehalten möchte. Frauen sind tendenziell offener als Männer, die Noten abzuschaffen.
Anhänger rechter Parteien lehnen die Abschaffung deutlicher ab als solche linker Parteien. Interessanter Nebenaspekt ist, dass mehr als die Hälfte der Eltern von Kindergarten- und Primarschulkindern dafür sind, Noten abzuschaffen.
Hausaufgaben
Neben den Noten erfreuen sich auch Hausaufgaben sowie die leistungsabhängige Selektion einer grösseren Beliebtheit in der Schweiz. Auch hier zeigt sich, dass man am bewährten System festhalten möchte. Die Mehrheit (57 Prozent) möchte, dass an den Schulen auch weiterhin Hausaufgaben zu erledigen sind. Bei den befragten Männern sind es 77 Prozent, bei den Frauen befürworten nur 49 Prozent ein Festhalten an den Hausaufgaben.
Wie bei den meisten Kategorien ist ein deutlicher Unterschied zwischen Anhängern des linken und rechten Spektrums zu sehen. Anhänger linker Parteien befürworten zu 45 Prozent Hausaufgaben, bei Anhängern rechter Parteien sind es 76 Prozent.
Zudem spricht sich eine klare Mehrheit von zwei Drittel für die leistungsabhängige Selektion nach der Primarschule aus.
Mitbestimmung
Allgemein zeigt sich bei der Befragung, dass die Erwartungen an die Schulen gross sind, so die Studienautoren. Rund zwei Drittel der Eltern möchten, dass Schulen transparenter sind und mehr Informationen bereitstellen. Ebenso viele wünschen sich mehr Unterstützung durch die Schule bei Hausaufgaben oder beim Lernen. Eine vertiefte Analyse zeigt, dass vor allem Eltern mit Kindern auf Primarschulstufe mehr Mitbestimmung einfordern.