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Sozial- und Umweltprojekt Retour in die Arbeitswelt – und dabei Lebensmittel retten

Der Basler Verein Malian rettet Lebensmittel vor dem Kübel und bietet Integrationsjobs. Patin steht eine Gastro-Gruppe.

In Reih und Glied stehen appetitliche Konfitüren- und Chutney-Gläser am Stand des Vereins Malian neben der Basler Barfüsserkirche und verlocken zum Degustieren. Der Holz-heimelige Stand sieht aus wie viele am Weihnachtsmarkt – doch wer dort einkauft, unterstützt ein ungewöhnliches Unternehmen: Der Verein bietet Jobs zur Arbeitsintegration und rettet mit seinen Produkten Lebensmittel vor dem Abfall.

2.8 Mio. Tonnen Foodwaste pro Jahr in der Schweiz

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Der Verein Foodwaste.ch schätzt, dass in der Schweiz rund ein Drittel aller Lebensmittel über die gesamte Verwertungskette verloren geht. Unter dem Strich summiere sich das laut Bundesamt für Umwelt zu 2.8 Millionen Tonnen pro Jahr.

Dazu gezählt werden in der Landwirtschaft zum Beispiel aussortierte Früchte, im Grosshandel etwa Lagerungsverluste, in der Gastronomie etwa zu grosse Portionen, im Detailhandel etwa abgelaufene Waren sowie in den Haushalten Essensreste. Nicht mitgezählt werden hingegen nicht essbare Teile, wie etwa Bananenschalen.

In der ganzen Schweiz bemühen sich diverse Organisationen und Unternehmen, diese gigantische Verschwendung zu verkleinern. In Basel zum Beispiel verkauft ein Backwaren-Outlet-Laden am Vortag produziertes Gebäck aller Art, das sonst weggeworfen würde. In Luzern verwandelt «Apéro-Perlen» nicht perfektes Brot in Snacks. In Zürich und St. Gallen stellt «Gartengold» Apfelsaft von ungenutzten Bäumen her.

Zu den Grossen dieser Bewegung gehört die «Schweizer Tafel». Diese Organisation verteilt täglich rund 16 Tonnen überschüssige, einwandfreie Lebensmittel an soziale Institutionen oder Abgabestellen für Armutsbetroffene. Sie hat Standorte in der ganzen Deutschschweiz und in der Romandie.

Überschüssiges Gemüse, um seine Produkte herzustellen, bekommt der Verein Malian etwa von Detail- und Grosshändlern. Oder Früchte von Landwirten, zum Beispiel zu kleine oder zu grosse Äpfel, auch solche mit ungewöhnlicher Färbung. «Weil die grossen Supermärkte solche nicht einkaufen, werfen die Bauern sie sonst weg oder lassen sie verrotten», sagt Sven Schorer am Marktstand.

Besucher auf einem Weihnachtsmarkt vor einem dekorierten Holzhäuschen.
Legende: Marktfähige Produkte aus nicht mehr marktfähigen Rohstoffen am Malian-Marktstand. zVg Verein Malian

Sven Schorer verkauft diese Produkte nicht ohne Stolz, denn er hat sie auch selber mitproduziert. Seit drei Monaten ist er bei Malian – dieser Job soll ihm den Weg zurück ins normale Arbeitsleben ebnen. Er war 21 Jahre lang Koch, bis ihn ein Unfall und eine lange Krankschreibung aus der Bahn warfen.

Nach dem Integrationsprozess bei Malian sollen sie eine solide Anschlusslösung finden.
Autor: Christoph Widmer Geschäftsführer Verein Malian

Ziel des Vereins sei, Menschen zu begleiten und ihnen eine sinnstiftende Arbeit zu geben, sagt Geschäftsführer Christoph Widmer: «Sie sollen wieder zu einer sogenannten Arbeitsmarktfähigkeit gelangen. Nach dem Integrationsprozess bei Malian sollen sie eine solide, nachhaltige Anschlusslösung finden.»

Dazu entwickelte der Verein nach der Gründung 2020 ein Konzept für eine «Manufaktur». Dann lancierte er einen Basislehrgang in Hotellerie und Gastronomie für Sozialhilfe Beziehende in Zusammenarbeit mit der Branchen-Ausbildungsorganisation «Hotel & Gastro Formation Schweiz». Malian übernahm mehrere Schulkantinen, die Cafeteria einer Fakultät der Uni sowie zwei Kantinen der Industriellen Werke Basel.

Mehr Warenangebote als Kapazitäten

Seit letztem Jahr produzieren bis zu acht IV- oder Sozialhilfe Beziehende in der «Manufaktur»-Küche besagte Konfitüren oder Chutneys für den Verkauf, oder auch einmal Limoncello, wenn gerade zwei Paletten Zitronen hereinkommen. Insgesamt dürften heuer mehrere Tonnen Rohwaren gerettet werden.

Produkteliste von Malian
Legende: Von der breiten Produktepalette ist nicht alles permanent verfügbar. zVg Verein Malian

Manchmal lehnen sie auch Angebote ab, weil ihre Küchenkapazitäten nicht reichen. Dafür fördere es die Kreativität, sich für die Angebote Rezepte einfallen zu lassen und diese auszuprobieren, um bei der Anlieferung bereit zu sein.

Viele Konsumentinnen hätten gerne ein fixes Sortiment.
Autor: Philippe Sobotkiewicz Co-Betriebsleiter

Für den Verkauf indes sei es eine Herausforderung, dass das kaum planbare Rohstoffangebot auch die Produktepalette volatil mache, sagt Co-Betriebsleiter Philippe Sobotkiewicz: «Viele Konsumentinnen hätten gerne ein fixes Sortiment, bei dem sie sich darauf verlassen können, dass sie das ganze Jahr durch zum Beispiel Zwetschgen-Konfitüre kaufen können.»

«Foodwaste zu verarbeiten ist zum Teil eine niederschwellige, repetitive Arbeit», erklärt Christoph Widmer. Kundschaft findet Malian nicht nur saisonal auf dem Weihnachtsmarkt, sondern laufend auch via Hotels, Restaurants oder Läden. 2025 soll ein eigener Webshop online gehen.

Spitzenrestaurant im Boot

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Hinter dem Verein Malian steht die Wyniger-Gruppe, zu der unter anderem das Basler Hotel-Sternerestaurant «Teufelhof», das Hotel-Restaurant «Waldhaus» in Birsfelden und die Confiserie Beschle gehört. Geschäftsführer Raphael Wyniger ist Malian-Vizepräsident. Christoph Widmer leitet die Geschäfte des Vereins und ist Mitglied der Geschäftsleitung der Gruppe.

Der Verein ist jedoch separat organisiert – die Wyniger-Gruppe zieht nach eigenen Angaben keinen Profit aus der Arbeitskraft der Mitarbeitenden, die via IV oder Sozialhilfe an Malian vermittelt werden.

Malian begleitet jährlich rund 25 versicherte Personen. Der Verein beschäftigt rund 35 Mitarbeitende im Job-Coaching, in Schulbistrots und Kantinen sowie der Manufaktur und der Logistik.

Eine Chance, direkt Kundschaft zu bewirten, bietet auch die neue eigene Produktionsküche in einem historischen Bau gegenüber dem Fussballstadion St. Jakob-Park. Künftig will der Verein den Garten jenes Ex-Restaurants zeitweise wieder öffnen.

Regionaljournal Basel Baselland, 19.12.2024, 17:30 Uhr ; 

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