In Reih und Glied stehen appetitliche Konfitüren- und Chutney-Gläser am Stand des Vereins Malian neben der Basler Barfüsserkirche und verlocken zum Degustieren. Der Holz-heimelige Stand sieht aus wie viele am Weihnachtsmarkt – doch wer dort einkauft, unterstützt ein ungewöhnliches Unternehmen: Der Verein bietet Jobs zur Arbeitsintegration und rettet mit seinen Produkten Lebensmittel vor dem Abfall.
Überschüssiges Gemüse, um seine Produkte herzustellen, bekommt der Verein Malian etwa von Detail- und Grosshändlern. Oder Früchte von Landwirten, zum Beispiel zu kleine oder zu grosse Äpfel, auch solche mit ungewöhnlicher Färbung. «Weil die grossen Supermärkte solche nicht einkaufen, werfen die Bauern sie sonst weg oder lassen sie verrotten», sagt Sven Schorer am Marktstand.
Sven Schorer verkauft diese Produkte nicht ohne Stolz, denn er hat sie auch selber mitproduziert. Seit drei Monaten ist er bei Malian – dieser Job soll ihm den Weg zurück ins normale Arbeitsleben ebnen. Er war 21 Jahre lang Koch, bis ihn ein Unfall und eine lange Krankschreibung aus der Bahn warfen.
Nach dem Integrationsprozess bei Malian sollen sie eine solide Anschlusslösung finden.
Ziel des Vereins sei, Menschen zu begleiten und ihnen eine sinnstiftende Arbeit zu geben, sagt Geschäftsführer Christoph Widmer: «Sie sollen wieder zu einer sogenannten Arbeitsmarktfähigkeit gelangen. Nach dem Integrationsprozess bei Malian sollen sie eine solide, nachhaltige Anschlusslösung finden.»
Dazu entwickelte der Verein nach der Gründung 2020 ein Konzept für eine «Manufaktur». Dann lancierte er einen Basislehrgang in Hotellerie und Gastronomie für Sozialhilfe Beziehende in Zusammenarbeit mit der Branchen-Ausbildungsorganisation «Hotel & Gastro Formation Schweiz». Malian übernahm mehrere Schulkantinen, die Cafeteria einer Fakultät der Uni sowie zwei Kantinen der Industriellen Werke Basel.
Mehr Warenangebote als Kapazitäten
Seit letztem Jahr produzieren bis zu acht IV- oder Sozialhilfe Beziehende in der «Manufaktur»-Küche besagte Konfitüren oder Chutneys für den Verkauf, oder auch einmal Limoncello, wenn gerade zwei Paletten Zitronen hereinkommen. Insgesamt dürften heuer mehrere Tonnen Rohwaren gerettet werden.
Manchmal lehnen sie auch Angebote ab, weil ihre Küchenkapazitäten nicht reichen. Dafür fördere es die Kreativität, sich für die Angebote Rezepte einfallen zu lassen und diese auszuprobieren, um bei der Anlieferung bereit zu sein.
Viele Konsumentinnen hätten gerne ein fixes Sortiment.
Für den Verkauf indes sei es eine Herausforderung, dass das kaum planbare Rohstoffangebot auch die Produktepalette volatil mache, sagt Co-Betriebsleiter Philippe Sobotkiewicz: «Viele Konsumentinnen hätten gerne ein fixes Sortiment, bei dem sie sich darauf verlassen können, dass sie das ganze Jahr durch zum Beispiel Zwetschgen-Konfitüre kaufen können.»
«Foodwaste zu verarbeiten ist zum Teil eine niederschwellige, repetitive Arbeit», erklärt Christoph Widmer. Kundschaft findet Malian nicht nur saisonal auf dem Weihnachtsmarkt, sondern laufend auch via Hotels, Restaurants oder Läden. 2025 soll ein eigener Webshop online gehen.
Eine Chance, direkt Kundschaft zu bewirten, bietet auch die neue eigene Produktionsküche in einem historischen Bau gegenüber dem Fussballstadion St. Jakob-Park. Künftig will der Verein den Garten jenes Ex-Restaurants zeitweise wieder öffnen.