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Spektakuläre Bilder In Graubünden wurde eine Eisenbahnbrücke gesprengt

  • Am Vormittag ist im Schanfigg in der Gemeinde Arosa (GR) ein Viadukt der Rhätischen Bahn (RhB) gesprengt worden.
  • Bei der Sprengung der 91 Meter langen und 53 Meter hohen Eisenbahnbrücke verlief alles nach Plan.
  • Die neue Brücke, die nebenan gebaut wurde, wird nun in den nächsten Tagen eingeschoben, damit der Bahnverkehr gegen Ende Mai wieder normal rollen kann.

Das alte Castielerviadukt ist Geschichte. 105 Jahre lang leistete es zwischen Untersax und Lüen-Castiel seinen Dienst. 2019 wurden bei einer Inspektion allerdings gravierende Materialschäden an der Stahlkonstruktion festgestellt. Deshalb wurde das alte Viadukt umgehend verstärkt und gleichzeitig ein Neubauprojekt gestartet. Das alte Viadukt wurde am Montagvormittag gesprengt.

«Die Sprengung hat zwei Hauptvorteile», sagt Angelo Berweger, Leiter Brücken bei der RhB. «Der erste ist die Sicherheit. Bei einem konventionellen Rückbau hätten wir die Brücke in kleine Teile schneiden und wegtransportieren müssen. Da wären immer Leute auf der noch bestehenden Brücke gewesen. Der zweite Vorteil ist der Zeitdruck. So können wir die Sperre für die Bahnreisenden möglichst kurz halten.» Die Streckensperre dauert vom 11. bis zum 26. Mai.

Pfeiler fallen nicht zur Seite, sondern «falten»

Bei der Sprengung verlief alles nach Plan. «In die Pfeiler wurden zwei Keile reingesprengt, wie wenn man einen Baum fällt», erklärt Sprengmeister Walter Weber. «So falten sich die Pfeiler zusammen und fallen nicht zur Seite.» Nun liegen rund 2000 Tonnen Schuttmasse im Tobel – das Resultat von rund 100 Kilogramm Sprengstoff, 176 Zünder wurden verbaut.

Die Planung für die Sprengung startete Anfang Jahr. Acht Mitarbeitende bereiteten rund eine Woche vor Ort die Detonation des Sprengstoffs vor. Nicht alltäglich für den Sprengmeister Walter Weber: «Aufgrund der Herausforderung ist es sicher ein grösseres Projekt. Aufgrund der Dimension nicht unbedingt. Aber mit einem solchen Ergebnis macht das Freude.»

Die neue Brücke wurde nebenan gebaut und soll jetzt in den nächsten Tagen eingeschoben werden. Seit letztem Jahr laufen die Arbeiten während des normalen Bahnbetriebs. Die Erschliessung der Baustelle sei selbst für «RhB-Verhältnisse» komplex, heisst es.

Die Bahnlinie zwischen Chur und Arosa befindet sich weit unterhalb der Kantonsstrasse in der Nähe des Flusses Plessur. Grundsätzlich ist die Baustelle nur zu Fuss, per Schiene oder über die Luft erreichbar. Deshalb gelangten die Baumaterialen grösstenteils über die Schienen zum Castielerviadukt – ein- bis zweimal pro Woche, nachts.

Zug fährt über eine Brücke in einer Bergschlucht mit Bauarbeiten.
Legende: Während dem laufenden Bahnbetrieb wurde eine neue Brücke neben der alten gebaut. Der Neubau wird nun nach der Sprengung eingeschoben. Die neue Brücke soll in wenigen Wochen betriebsbereit sein. ZVG/Bänziger Partner AG

Bei der Projektierung des Neubaus kamen mehrere Probleme auf: Auf der Seite Chur liegt das Fundament im Calfreiser-Rutsch, die neue Konstruktion müsse in der Lage sein, die Hangbewegungen über die nächsten 100 Jahre mitzumachen, teilt die RhB mit. Das heisst: Die neue Brücke verkürzt sich selbst um eineinhalb Meter über die Jahrzehnte.

Auf der anderen Seite führt das Bahntrassee direkt in einen Tunnel in einer senkrechten Felswand. Dort wurde ein neuer Betonpfeiler errichtet. Neu werden die Gleise auch in einem sogenannten Schottertrog geführt und nicht mit einer offenen Fahrbahn. Dadurch gewinne das Gleis an Stabilität.

Regionaljournal Graubünden, 13.5.2024, 17:30 Uhr ; 

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