Ein Verdächtiger befindet sich schon seit Monaten in der Schweiz in Untersuchungshaft. Der Rumäne wurde im Sommer von Österreich ausgeliefert. Ein mutmasslicher Komplize sitzt in Dänemark in Haft, ein Auslieferungsgesuch der Schweizer Behörden ist hängig.
Diese Informationen bringt ein aktuelles Urteil des Bundesstrafgerichts zutage. Der Rumäne hatte sich gegen die Verlängerung seiner Untersuchungshaft gewehrt – ohne Erfolg.
Beute von fast 127'000 Franken
Die beiden Männer werden verdächtigt, Mitte Dezember 2019 in Sevelen im Kanton St. Gallen mit Sprengstoff einen Bancomaten gesprengt zu haben. Die Täter haben damals fast 127'000 Franken Beute gemacht.
Das Urteil führt zudem aus, wie die Ermittler dem Duo auf die Spur kamen: Auf zwei in der Nähe des Tatorts gefundenen Geissfüssen fand sich jeweils die DNA eines der beiden Männer. Die DNA des Komplizen wurde auch an einem weiteren gesprengten Bancomaten im Kanton Zürich gefunden.
Unveröffentlichte Zahlen des Bundesamts für Polizei Fedpol zeigen: In diesem Jahr haben kriminelle Banden 16 Mal in der Schweiz Automaten gesprengt oder es zumindest versucht. Die Zahl bleibt damit auf hohem Niveau – trotz Coronakrise und Einreisebeschränkungen. Letztes Jahr vermeldete der Bund mit 22 Fällen einen absoluten Rekord.
Mittlerweile wissen die Ermittler immer mehr über die Täter. «Sie agieren in Kleingruppen von drei bis vier Tätern. Sie stammen mutmasslich aus Osteuropa und französischen Banlieues», sagt Fedpol-Mediensprecher Florian Näf.
Wer sind die Hintermänner?
Welche Rolle spielten die verhafteten Männer bei anderen Sprengungen? Sind es gar Serientäter? Dazu und zu möglichen Spuren zu Hintermännern wollen sich Fedpol und die Bundesanwaltschaft nicht äussern.
Grundsätzlich sei die internationale Zusammenarbeit aber enorm wichtig, sagt Florian Näf: «Wenn an einem Tatort in der Schweiz eine DNA-Spur gefunden wird, kann es sein, dass sie hier unbekannt ist. Aber vielleicht in einem Verfahren im Ausland das entscheidende Puzzleteil ist, um die Ermittlungen voranzubringen.»