- Belgien hat Reisen in die Genferseeregion und damit in die Kantone Waadt, Wallis und Genf untersagt.
- Die drei Kantone figurieren auf der roten Liste des Aussenministeriums Belgiens.
- Die Kantone reagieren mit Unverständnis.
Auf der Website des Föderalen Öffentlichen Dienstes Auswärtige Angelegenheiten Belgiens heisst es, dass Reisen in diese Kantone «nicht möglich oder nicht erlaubt» seien. Wer umgekehrt aus diesen Kantonen in Belgien einreisen will, wird zu Quarantäne und einem Covid-19-Test verpflichtet.
Einer der Gründe für den Entscheid in Brüssel sei, dass Ausgehlokale und Clubs in der Schweiz offen seien im Gegensatz zu Belgien, sagte Aussenminister Philippe Goffin gegenüber RTS.
Darbellay protestiert beim BAG
Der Entscheid sei unverständlich und schockierend, erklärte der Walliser Volkswirtschaftsdirektor Christophe Darbellay dazu am Sonntag gegenüber Radio RTS. Der Kanton Wallis handhabe Covid-19 gut. Die Situation in Genf sei um einiges alarmierender.
Darbellay erklärte weiter, er habe in der Sache bereits am Samstagabend beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) interveniert. Er sei guter Hoffnung, dass die Situation rasch geregelt werden könne.
Der Walliser CVP-Nationalrat Matthias Philipp Bregy twitterte seinerseits, der Entscheid sei sachlich nicht nachvollziehbar. Er appellierte an das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA): Es bestehe dringender Handlungsbedarf.
Auch die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz sagte gegenüber RTS, man sei wegen der Angelegenheit mit dem Aussendepartement in Kontakt und man verstehe nicht, welche Kriterien Belgien bei dem Entscheid angewendet habe.
Kein Verständnis für den Entscheid Belgiens hat auch der Waadtländer Volkswirtschaftsdirektor Philippe Leuba, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA erklärte. In den vergangenen 14 Tagen habe die Zahl der Neuinfektionen im Kanton Waadt 23 je 100'000 Einwohner betragen und im Wallis 10. Im Belgien liege der Wert mit 44 deutlich höher.
Leuba sagte weiter, er habe nach der Ankündigung Belgiens Kontakt mit den Bundesräten Guy Parmelin und Ignazio Cassis aufgenommen. Der Kanton erwarte eine schnelle Reaktion von Bern. Es gehe um den Tourismus, aber auch um einen Imageschaden.
EDA in Kontakt mit Belgien
Das EDA bestätigte auf Anfrage der SDA, dass die belgischen Behörden entschieden hätten, die drei Westschweizer Kantone ab dem 1. August auf eine rote Liste zu setzen.
Das EDA sei bereits vor dem Inkrafttreten dieser Massnahme mit dem belgischen Aussenminister in Kontakt getreten, auch um detaillierte Informationen darüber zu erhalten, welche epidemiologischen Kriterien angewendet würden.
Diese Kontakte bestehen nach EDA-Angaben weiterhin. Das EDA bleibe auch in Kontakt mit anderen europäischen Behörden, um schnell über allfällige Massnahmen, die die Schweiz beträfen, informiert zu sein, schreibt das Aussendepartement.
Erfolgreiche EDA-Intervention im Fall Tessin
Bis Mitte Juli hatte Belgien bereits die Quarantäne und den Test für Reisende aus dem Tessin vorgeschrieben. Der Kanton figurierte jedoch nur auf der orangen, nicht auf der roten Liste. Damals hiess es, auf der orangen Liste würden alle Regionen aufgeführt, welche mehr als doppelt so viele Ansteckungen wie Belgien aufweisen – und zwar pro 100'000 Einwohner.
Nach Kritik der Tessiner Regierung und des Kantonsarztes hatte das EDA in Belgien interveniert. Die belgischen Behörden strichen das Tessin daraufhin von der Liste.