Wenn Patientinnen und Patienten dies wünschen, kommen Ärzte und Pflegepersonal des Spitals Zollikerberg zu ihnen nach Hause und behandeln sie dort. Beispielsweise wenn sie eine Lungenentzündung haben, einen komplizierten Harnweginfekt oder eine Herzinsuffizienz. Wie im Spital selbst gibt es mehrere Visiten pro Tag. Wichtige Werte wie der Blutdruck oder der Puls werden digital überwacht.
Die ganzen Spitalprobleme wie Infektionsrisiken oder Verwirrtheit bei älteren Patienten fallen zu Hause weg.
Bereits seit drei Jahren bietet das Spital dieses Modell im Rahmen des Pilotprojekts «Visit» an. 200 Patienten pro Jahr würden so behandelt, sagt Christian Ernst, Projektverantwortlicher beim Spital Zollikerberg: «Der grösste Vorteil ist, dass die ganzen Spitalprobleme wie Infektionsrisiken oder Verwirrtheit bei älteren Patientinnen wegfallen.»
Hinzukomme, dass die Kosten gesenkt werden könnten. Christian Ernst geht von zehn Prozent aus, die pro Behandlung gespart werden können, da die 24-Stunden-Betreuung oder die Verpflegung im Spital wegfalle.
Konkrete Pläne mit anderen Spitälern
Dasselbe sagt Abraham Licht von Hospital at Home, einer Organisation, die von Spitälern wie beispielsweise der Klinik Hirslanden Aufträge bekommt, um Patientinnen und Patienten zu Hause zu behandeln. Das Angebot sei gefragt, sagt Abraham Licht. «Wir haben zahlreiche Gespräche geführt und es gibt konkrete Pläne mit anderen Spitälern im Kanton Zürich.» Das Behandlungsmodell stosse nicht nur im Kanton Zürich auf grosses Interesse, sondern in der ganzen Schweiz.
Auch die öffentliche Hand sieht die Vorteile der Behandlung zu Hause. Der Kanton Zürich unterstützt beide Projekte mit sechsstelligen Beträgen. Für Jörg Gruber von der Zürcher Gesundheitsdirektion muss sich erst zeigen, wie viel Geld mit dem neuen Modell tatsächlich eingespart werden könne: «Hausbesuche sind recht personalintensiv. Da muss man ein gutes Mass finden, damit die Qualität aufrechterhalten bleibt.»
Für eine Ausweitung müsse neben der Wirtschaftlichkeit also auch die Patientensicherheit gegeben sein, sagt Gruber. Erst wenn diese Bedingungen feststehen, lohne es sich für andere Spitäler.
Studie begleitet Pilotprojekt
Bis jetzt sieht es danach aus, dass die Pilotprojekte diese Anforderungen des Kantons erfüllten. Dies sagt Gesundheitsökonom Marc Höglinger von der Zürcher Hochschule ZHAW: «Die Behandlung zu Hause ist nicht die einzige Lösung, aber ein Baustein, der die Versorgung besser und offenbar auch etwas günstiger machen kann.»
Wie sicher und kosteneffizient das neue Modell wirklich ist, wird eine Begleitstudie zeigen, die noch nicht vorliegt. Die beiden Zürcher Pilotprojekte laufen weiter. Der Kanton unterstützt sie bis und mit 2026.