Die Spitzenmedizin bleibt aufgrund der Infrastruktur und Kompetenz den Universitätskliniken vorbehalten. Seltene Operationen werden auf wenige Spitäler konzentriert, damit dort die Routine erhalten bleibt und nicht zu viele Standorte Kosten generieren.
Eine der Spitzendisziplinen ist die Lebertransplantation. Die Kosten zwischen 60'000 und 80'000 Franken deckt die Grundversicherung. Seit 15 Jahren haben dieselben drei Unispitäler dafür die Zulassung von der Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK.
Neu will sich das Universitätsspital Basel USB ein Stück vom Kuchen abschneiden. Dieser ist mit 120 bis 150 transplantierten Lebern im Jahr klein.
Argumentieren vor GDK-Entscheid
Zentralisierung auf die besten Spitäler sei richtig, sagt Beat Müller, Chefarzt für Viszeral-Chirurgie am Clarunis, dem universitären Bauchzentrum des Basler Unispitals. Aber wenn die bisherigen Anbieter nicht hinterfragt und neue aus Prinzip ausgeschlossen statt seriös angeschaut würden, dann sei das ein Kartell.
Müller sagt, Qualität hänge auch von den Spezialistinnen und Spezialisten ab, und diese könnten in ein anderes Spital wechseln oder in Rente gehen. Solche Faktoren müsse man doch berücksichtigen, sagt er, ohne Namen zu nennen. Tatsächlich ist am Unispital Zürich der führende Kopf der Viszeral- und Transplantationschirurgie Anfang 2023 pensioniert worden. Seither sind zwei Spezialisten von Zürich nach Basel gewechselt.
Das Basler Unispital hat die nächste Zulassungsrunde im Visier, bei der es grünes Licht von der GDK für fünf Jahre bekommen will. Die GDK stützt sich jeweils auf eine Empfehlung ihres Fachgremiums.
Dieses Gremium sagt wegen des laufenden Zulassungsverfahrens nichts zum Unispital Basel, aber grundsätzlich setzt Präsidentin Barbara Tettenborn auf Zentralisierung: «Wenn ein Team damit vertraut ist und Erfahrung hat, ist sicherlich die Qualität besser, als wenn das sehr selten ist.»
Vorwurf: Spenderlebern zu wenig genutzt
Beat Müller lässt das Fallzahlargument nicht gelten: Ein vierter Standort für Lebertransplantationen in Basel sei für die Schweiz sinnvoll, denn heute gebe es immer mehr Spenderlebern, die Zahl der Transplantationen nehme aber ab. «Offenbar können die zur Verfügung stehenden Organe mit den bisherigen Spitälern nicht ausreichend transplantiert werden.»
Zudem würden in Basel bereits viele Organe entnommen. Wenn man diese vor Ort transplantiere, fiele der Transportweg weg. Man spare wertvolle Zeit. Zudem verfüge das USB auch über die Technik, Spenderlebern zu optimieren – darin sei es schweizweit führend. Dies wiederum könnte die Zahl der Lebertransplantationen erhöhen, wenn auch Basel solche durchführen dürfte.
Die Versorgung muss bedarfsgerecht sein.
Angesichts steigender Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien gibt es aber auch kritische Stimmen. Die Basler SP-Nationalrätin, Finanzkommissions-Präsidentin und Gesundheitspolitikerin Sarah Wyss sagt, dass Spitäler gerne mehr Leistungen erbringen wollten, speziell lukrative. Aber: «Die Versorgung muss bedarfsgerecht sein.»
Müller kontert: «Die Basler bezahlen die höchsten Krankenkassenprämien in der Schweiz, müssen aber für eine Lebertransplantation nach Zürich, Bern oder Genf reisen und dort auf die Warteliste gehen.» Am Ende ist es ein politischer Entscheid, den die GDK zu den Spitzenmedizin-Zulassungen fällen muss.