Braunwald – ein autofreies Dorf in den Glarner Bergen, nur erreichbar über eine Standseilbahn. Vom Dorf führt eine Sportbahn in die Bergwelt, zum Wandern oder Skifahren.
Warme Winter und hohe Betriebskosten haben allerdings wiederholt zu grossen Verlusten geführt. Für diesen Winter haben Aktionäre der Sportbahnen ihr Kapital erhöht, die Anlagen sind in Betrieb. Jetzt werden Pläne für die Zukunft geschmiedet.
Idee mit Diskussionsbedarf
Der Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Braunwald AG, Richard Bolt, sagt: «Es geht nur, wenn alle mithelfen». Seine Idee: Pro Bett in einem Hotel oder einer Ferienwohnung sollen die Besitzer ein Jahresabo der Sportbahnen kaufen. Eine Idee, die unterschiedlich ankommt.
Wir sind offen für kreative Ideen, die Bedingungen müssten ausdiskutiert werden.
Die Besitzer eines der grössten Hotels von Braunwald, dem Märchenhotel mit 80 Betten, zeigen sich verhandlungsbereit. «Die Sportbahnen und die Skischule sind für das Hotel wichtig. Deshalb sind wir für kreativen Ideen offen», sagt Hoteldirektorin Nadja Vogel. Die Bedingungen müssten ausdiskutiert werden.
Das Märchenhotel habe sich auch diese Saison mit neuem Aktienkapital an den Sportbahnen beteiligt, sagt Nadja Vogel. Dieses Jahr mussten total 1.7 Millionen Franken für das Überleben der Sportbahnen zusammengetragen werden.
Sportbahnen sind systemrelevant.
Die Ferienwohnungsbesitzerinnen und -besitzer sind im Verein auswärtiger Liegenschaftsbesitzer (VAL) organisiert. Für jedes Bett ein Jahresabo zu kaufen, das werde kaum umsetzbar sein, vermutet VAL-Präsident Andreas Stehrenberger. Es brauche jetzt Diskussionen, in welcher Form die Idee zielführend wäre, sagt er gegenüber SRF.
Die Sportbahnen seien systemrelevant, betont auch Andreas Stehrenberger. Was aber sicher nicht gehe, seien personalisierte Jahresabos. Wenn schon, dann müssten es aus seiner Sicht neutrale Abos sein.
Ferienhausbesitzer retten auch Dorfladen
Ferienhausbesitzer sind auch für die Betreiber des Dorfladens wichtig. Sie haben ihn vor 17 Jahren vor der Schliessung gerettet. Der Laden habe damals Aktien in Umlauf gebracht, sagt Geschäftsführerin Daniela Huber. Die Aktien seien heute noch begehrt. Es gebe eine Warteliste. Es sei schon immer ein Miteinander gewesen, damit die Betriebe in Braunwald überleben können.
Für den VR-Präsidenten der Sportbahnen AG, Richard Bolt, hätte sein Modell «Pro Bett ein Abo» weitere Vorteile. «So könnten wir auch dem Problem der kalten Betten begegnen», sagt Bolt. Er erhofft sich eine längere Aufenthaltsdauer der Gäste in Ferienhäusern.
Ein prüfenswertes Modell mit Risiken
Dominik Knaus ist Dozent und Institutsleiter im Bereich Tourismus an der Fachhochschule Graubünden. Er findet die Idee «Pro Bett ein Abo» neu und interessant. «Es ist eine Art von Crowdfounding, das auf Solidarität basiert.» Es brauche aber sehr viel Solidarität vor Ort. Und es dürfe nicht nur in den Winter investiert werden.
In den Folgejahren ist es fraglich, ob die Solidarität immer noch spielt.
Für Knaus stellt sich vor allem die Frage der Nachhaltigkeit. Möglicherweise funktioniere das nur eine Saison lang. «In einem ersten Jahr wird es funktionieren. In den Folgejahren ist es fraglich, ob die Solidarität immer noch spielt.»
Diese Woche ist Generalversammlung der Sportbahnen Braunwald AG. Hier soll formal der Weg geebnet werden, dass Aktionäre jederzeit Geld in die Bahn einschiessen können.
Bis im Frühling soll ein Konzept vorliegen, wie die Bahnen zusätzlich zu Geld kommen – zum Beispiel eben über quasi Pflichtabos für Hotel- und Ferienhausbetten.