Es war eine Premiere: Statt in den Klosterhof in St. Gallen pilgerten die Gäste für die Festspiele auf den Tannenboden in den Flumserbergen. Grüne Wiesen und imposante Berggipfel ergänzten die künstlerische Kulisse bei der Oper «The Fairy-Queen».
Das Experiment «Flumserberg» steht aber nach der Durchführung auf wackligen Beinen. Die Besucherzahlen sind ernüchternd und die Hälfte der sechs Vorstellungen musste abgesagt werden.
Wetter spielte grosse Rolle
An den drei verbleibenden Vorstellungen waren die Zuschauerränge halb leer. Die Auslastung lag bei knapp 60 Prozent. Pro Vorstellung waren es gut 400 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das sind halb so viele wie im letzten Jahr, als die Festspiele in St. Gallen stattgefunden haben.
Das Wetterpech zeigte sich schon am Tag der Premiere: Kurzfristig mussten die Veranstalter die Vorführung absagen. Die Gäste, die zum grössten Teil bereits angereist waren, liess man aber nicht ganz im Regen stehen. Die Künstlerinnen und Künstler gaben eine abgeänderte Form der Vorstellung in einem Restaurant zum Besten.
Ich bin jammertraurig über die abgesagten Vorstellungen.
Dem Wetter fielen zwei weitere Vorstellungen zum Opfer. Ein harter Schlag für den Direktor von Konzert und Theater St. Gallen, Jan Henric Bogen: «Ich bin jammertraurig über die abgesagten Vorstellungen.»
«Natürlich sind wir mit der Auslastung in diesem Jahr nicht zufrieden», betont Bogen. «Wenn man aber das Rahmenprojekt in St. Gallen mit Tanz, Schauspiel und Konzerten dazuzählt, liegen wir gesamthaft doch bei über 80 Prozent.»
Auch wenn der Kassensturz noch nicht gemacht ist: Schon jetzt ist klar, dass die Festspiele nicht genug Einnahmen generiert haben. «Finanziell wird das schon weh tun», so Jan Henric Bogen. Klarheit gebe es nach dem Jahresabschluss Ende Juli.
Gibt es eine Zukunft am Flumserberg?
Wie weiter nach der ernüchternden ersten Ausgabe am Flumserberg? Bogen lässt sich nicht in die Karten schauen. Er betont: «Jetzt einen neuen Standort zu suchen, ist definitiv nicht mein Lieblingsszenario.» Man werde die Situation genau analysieren, mit welchem Ergebnis, lässt er offen.
Ähnlich sieht das die St. Galler Regierungsrätin Laura Bucher, die als Vizepräsidentin auch im Verwaltungsrat von Konzert und Theater St. Gallen vertreten ist. «Es ist unser Wunsch, dass man jetzt alles nochmals genau anschaut.»
Über die Bücher gehen möchte man in Flums hingegen nicht: «Es soll nicht eine einmalige Sache sein», betont Mario Bisin, CEO der Bergbahnen Flumserberg. Das habe man von Anfang an so kommuniziert. «Das Festival soll ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender werden.»
Die Oper hat den Leuten die Seele geöffnet.
Bisin ist kein Opernkenner, wie er zugibt. Aber er ist überzeugt: «Die Oper hat den Leuten die Seele geöffnet.» Vom Wetter abgesehen, sei es für alle schön gewesen, am Flumserberg so etwas zu erleben. Auch Jan Henric Bogen ist mit der künstlerischen Leistung der Opernfestspiele zufrieden.
Jetzt will Bogen mit den Beteiligten nochmals reflektieren. Sollten die Festspiele auch 2026 am Flumserberg bleiben, müsse man über bessere Schlechtwettervarianten nachdenken. «Eine Möglichkeit ist, dass wir einen Ort in der Region finden, wo wir bei schlechtem Wetter eine halbszenische Vorführung bieten könnten.»
Ob es eine zweite Durchführung am Flumserberg gibt, ist also noch unklar. Im 2025 finden die Festspiele auf jeden Fall wieder planmässig im Klosterhof St. Gallen statt.