Pierre Maudet hat sein Schweigen gebrochen und die Flucht nach vorne angetreten. Im Interview mit dem Genfer Privatfernsehen Léman bleu gibt er zu, dass die umstrittene Reise nach Abu Dhabi im November 2015 auf offizielle Einladung des Kronprinzen der Vereinigten Arabischen Emirate erfolgt ist.
Ich muss heute eingestehen, dass ich den Genfern einen Teil der Wahrheit verschwiegen habe.
Der Scheich habe der fünfköpfigen Familie Maudet, den Businessclass-Flug, das Luxushotel und die Eintritte für den Formel-1-GP bezahlt. Dass er gelogen hat und die Reise als privat – bezahlt von einem vorgeschobenen libanesischen Geschäftsmann – deklariert hat, erklärt Maudet als «nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben».
Rücktrittsforderungen werden laut
Die Staatsanwaltschaft wird in zwei Wochen ein Strafverfahren eröffnen, sofern das Kantonsparlament die Immunität von Maudet aufheben wird. Strafrechtlich würde sein Verhalten vor allem dann schwer wiegen, wenn bewiesen werden könnte, dass es für die Einladung nach Abu Dhabi ein Gegengeschäft gegeben hat.
Schon jetzt werden die Stimmen lauter, die seinen Rücktritt fordern – vor allem von links. Maudet selber schliesst zum jetzigen Zeitpunkt kategorisch aus zurückzutreten.
Entschuldigung bei der Bevölkerung
Er will weiterkämpfen und versucht seine Haut zu retten. Er hat sich gestern bei der Genfer Bevölkerung auch entschuldigt – im TV-Interview und mit einem offenen Brief. Das ändert aber wohl kaum etwas daran, dass das Vertrauen in ihn gebrochen ist und immer mehr Genferinnen und Genfer finden, er sei als Regierungsrat nicht mehr haltbar.
Pierre Maudet ist tief gefallen: National hat er sich als Bundesratskandidat bei der Nachfolge von Didier Burkhalter einen Namen gemacht. Vor einem knappen halben Jahr wurde er als einziger im ersten Wahlgang mit einem Glanzresultat als Regierungsrat bestätigt. Die politische Karriere von Pierre Maudet könnte aber wegen dieser Affäre abrupt enden.