Die Städteinitiative Sozialpolitik hat 14 Schweizer Städte untersucht, darunter Grossstädte wie Basel und Zürich, aber auch kleinere wie Wädenswil und Schlieren. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede: So nahm die Zahl der Sozialhilfefälle etwa in Basel und Lausanne sogar ab, während sie in der Tourismusstadt Luzern stark zunahm.
Insgesamt aber zeigten die Zahlen, dass das Schweizer Sozialsystem gut funktioniere, auch in der Krise, wie der Winterthurer Sozialvorsteher Nicolas Galladé betont. «Wir sind sehr gut durch die Pandemie gekommen – gerade auch im Vergleich mit anderen Ländern.»
Nur ein halbes Prozent mehr Fälle
Im Durchschnitt ist die Zahl der Sozialhilfefälle in den untersuchten Städten im Corona-Jahr 2020 nur gerade um ein halbes Prozent gestiegen. Dies ist überraschend wenig, wie Galladé, der auch Präsident der Städteinitiative Sozialpolitik ist, sagt. Diese vertritt die Interessen von 60 Schweizer Städten und hat die Untersuchung in Auftrag gegeben.
Den Grund dafür, dass die Sozialhilfefälle im vergangenen Jahr nicht in die Höhe schnellten, sieht Galladé in den Corona-Hilfen der Kantone und des Bundes. Er erwähnt dabei Kurzarbeitsentschädigung oder Unterstützung für Selbständigerwerbende. «Dank der Unterstützung mussten Betroffene nicht zur Sozialhilfe», so Galladé.
Im Shutdown reicht es dann nicht mehr
Trotzdem hat auch Galladé eine Einschränkung: Es sei nicht alles gut in der Schweiz – so habe er die Bilder der Menschen immer noch im Kopf, die im letzten Jahr in Schweizer Städten Schlange standen, um bei Hilfswerken Lebensmittel abzuholen. «Das zeigt, dass eine neue Armut da ist.» Betroffen seien Menschen, die sich in normalen Zeiten «gerade so durchschlängeln».
«Im Falle eines Shutdowns kommen sie dann aber an die Oberfläche.» Dabei handle es sich oft um Menschen mit prekären Arbeitsbedingungen oder in befristeten Anstellungen, habe man in der Studie herausgefunden.
Corona-Hilfen wenn nötig weiterführen
Die Städte seien gefordert, diesen bedürftigen Menschen zu helfen, denn noch sei die Pandemie nicht vorbei. Deshalb betont Galladé als Vertreter der Städte, dass die Corona-Hilfen des Bundes und der Kantone nicht zu früh beendet werden dürften. Man müsse das Herunterfahren der Hilfen vom Verlauf der Pandemie und der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig machen, sagt er. Alles andere sei «fahrlässig».
Denn schliesslich habe die Bundeshilfe vieles abgefedert. Wenn sie auslaufe, könnten viel mehr Menschen bei der Sozialhilfe landen. Deshalb befürchten die Städte, dass die Zahl der Sozialhilfefälle noch stark steigen könnte.