- Eigentlich hatten sich Politik und Pro Natura auf einen Wolfkompromiss geeinigt.
- Doch nun will die Umweltkommission des Ständerats erlauben, nicht nur Einzeltiere, sondern ganze Rudel abzuschiessen.
Der Steinbock hat eigentlich keine Feinde in der Schweiz. Deshalb wird das stolze Tier geschossen, auch wenn es geschützt ist. Dieses Modell will nun die zuständige Umweltkommission des Ständerats auch für den Wolf anwenden. Auch er hat keine natürlichen Feinde und verbreitet sich rasant.
Pro-Natura-Präsidentin Ursula Schneider-Schüttel hält von dieser Idee gar nichts: «Es geht relativ weit in dem Sinne, dass der Wolf wie der Steinbock während einer gewissen Phase des Jahres einfach gejagt werden kann. Das hat mit der Regulierung und mit der Schadensprävention wenig zu tun. Das bedaure ich.»
Denn die Naturschutzverbände haben sich unlängst an einem runden Tisch mit Jäger-, Förster- und Bauernverbandsvertretern darauf geeinigt, dass künftig Wölfe präventiv getötet werden können.
Also auch dann, wenn sie noch keinen Schaden verursacht haben. Allerdings nur dann, wenn Gefahr besteht, dass der Wolf Schaden anrichten könnte, betont die SP-Nationalrätin Schneider-Schüttel.
Vorschlag des Ständerats ist unlogisch
Auch die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB war am runden Tisch mit dabei. Auch sie steht dem Steinbockmodell kritisch gegenüber.
Die Regulierung muss im unmittelbaren zeitlichen und örtlichen Zusammenhang mit den Schäden eintreten können.
Für SAB-Direktor Thomas Egger ist der ständerätliche Vorschlag unlogisch: «Man dürfte also nur im Herbst regulierend eingreifen. Das ist falsch. Wir müssen auch in den Sommermonaten regulierend eingreifen können, wenn die Schäden auf den Alpen entstehen. Die Regulierung muss im unmittelbaren zeitlichen und örtlichen Zusammenhang mit den Schäden eintreten können.»
Hoffen auf die Korrektur des Nationalrats
Egger will also bei der Regulierung gar keine Schonzeit, geht hier also sogar noch einen Schritt weiter. Dennoch wird die neue Wolfsregelung im Ständerat wohl beschlossen werden.
So hoffen die Vertreterinnen und Vertreter der Berggebiete und der Umweltverbände, dass der Nationalrat korrigiert. Dieser dürfte sich wohl in der Wintersession wieder mit dem Wolf beschäftigen.