- Die St. Galler Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) tritt im zweiten Ständerats-Wahlgang nicht mehr an.
- Damit kommt es am 30. April zu einem Zweikampf zwischen Esther Friedli (SVP) und Barbara Gysi (SP) um die Nachfolge von Paul Rechsteiner (SP).
- Friedli erreichte im ersten Wahlgang 55'660 Stimmen, Vincenz-Stauffacher erhielt 26'938, Gysi 22'167 und Ryser 21'791 Stimmen.
Sie wolle mit ihrem Rückzug verhindern, dass sich die bürgerlichen Stimmen aufteilten, sagt Susanne Vincenz-Stauffacher gegenüber SRF News. Sie mache dies «angesichts ihres zweiten Platzes im ersten Wahlgang durchaus mit Wehmut».
Neue Ausgangslage
Klar ist, dass für die SVP Esther Friedli am 30. April nochmals antreten wird. Schon am Wahlsonntag nach der Auszählung der Stimmen hatte sich die Kandidatin der Grünen Franziska Ryser zurückgezogen, um die Stimmen aus dem links-grünen Lager zu bündeln.
Ich will verhindern, dass sich die bürgerlichen Stimmen aufteilen.
Entsprechend wird sich Esther Friedli im zweiten Wahlgang mit SP-Nationalrätin Barbara Gysi duellieren. Die SP nominierte Gysi offiziell am Dienstagabend. Die Partei habe einen Sitz zu verteidigen, hiess es von Gysi: «Ich verteidige den sozial-ökologischen Sitz im Ständerat und den kann man nicht kampflos aufgeben.» Schliesslich geht es um die Nachfolge des langjährigen SP-Ständerats Paul Rechsteiner. Mit dem Verbleib von Gysi im Wahlkampf hatte sich der Druck auf FDP-Kandidatin Susanne Vincenz-Stauffacher erhöht.
In der Folge gab Vincenz-Stauffacher ihren Verzicht für den zweiten Wahlgang bekannt. Die St. Galler Stimmbevölkerung habe sich am letzten Sonntag klar geäussert: Auf den Rängen 1 und 2 sind die bürgerlichen Kandidatinnen und jene von links-grün liegen auf den Plätzen 3 und 4. Dieses Ergebnis zeige, dass die St. Gallerinnen und St. Galler eine bürgerliche Ständerätin wollen, so Vincenz-Stauffacher.
Ich verteidige den sozial-ökologischen Sitz und den kann man nicht kampflos aufgeben.
Eine Stichwahl zwischen den beiden bürgerlichen Kandidatinnen wäre die konsequente Folge. Da SP-Nationalrätin Gysi im Rennen bleibe, sei diese Variante vom Tisch. Darum habe sie entschieden, sich zurückzuziehen: «Ich will verhindern, dass sich die bürgerlichen Stimmen aufteilen.»
SVP gegen SP
Rein rechnerisch hat Esther Friedli (SVP) die besseren Chancen auf eine Wahl als Barbara Gysi (SP). Friedli hat im ersten Wahlgang 44 Prozent der Stimme geholt, Gysi mit gut 17 Prozent massiv weniger. Auch wenn die Stimmen der Grünen Kandidatin Ryser im zweiten Wahlgang aufs Konto von Gysi gingen, wären es 35 Prozent. Um Friedli einzuholen, fehlten immer noch über 11'000 Stimmen oder knapp 10 Prozent.
Vincenz-Stauffacher konnte fast 21 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Ganz viele dieser bürgerlichen Stimmen dürften im zweiten Wahlgang zur SVP und damit aufs Konto von Friedli gehen. FDP und SVP machen im St. Galler Kantonsrat häufig gemeinsame Sache. Entsprechend hofft die SVP auf die Unterstützung der FDP.
Ihr Präsident Walter Gartmann sagt gegenüber SRF News: «Wenn die FDP eine Empfehlung für Esther Friedli abgibt, sollte es möglich sein, den Sitz für die SVP und für eine bürgerliche Mehrheit zu holen.» Die SP hofft auf Unterstützung von Gewerkschaften und Verbänden, heisst es auf Anfrage. Gespräche seien am Laufen.
Und weiter glaubt die SP an eine Überraschung, die sie schon bei der Wahl von Paul Rechsteiner erlebte. Dieser konnte sich 2011 - allen Unkenrufen zum Trotz - gegen den damaligen SVP-Nationalrat Toni Brunner durchsetzen. Und so geht die SP in die Offensive und will nicht nur für Gysi, sondern auch gegen die Kronfavoritin Friedli kämpfen.