Bangkok, Hongkong oder Los Angeles: Auf diesen Langstrecken kommt bei der Swiss der Flugzeugtyp Boeing 777 zum Einsatz. Auf diesen Flügen muss die Kabinencrew nun mit noch weniger Personal auskommen. Von Juli bis September 2022 sind neu nur noch 12 Flight Attendants an Bord.
Normal wären 14, aufgrund der Pandemie wurde auf 13 gekürzt, jetzt eben auf zwölf. Die entsprechenden Crewmitglieder erhalten für den Mehraufwand eine finanzielle Entschädigung und es werden Service-Anpassungen in der Economy-Class vorgenommen. Gestrichen werden der Apéro und ein Getränke-Nachservice.
Erneut steigende Belastung
Beim Kabinenpersonal, das seit Wochen über schlechte Arbeitsbedingungen und Überlastung klagt, sorgt diese erneute Reduktion für Ärger, wie langjährige Flight Attendants gegenüber SRF erzählen. «Die Belastung steigt noch einmal stark. Die Service-Anpassungen sind nur minimale Entlastungen, die individuellen Kundenwünsche steigen so eher noch», so ein Mitglied der Swiss-Kabinencrew.
Die Swiss sagt: «Wir sind uns der herausfordernden Situation für unsere Cabin-Crew-Member bewusst. Diese Massnahmen wurden so mit den Sozialpartnern vereinbart.»
Kritik am Swiss-Management
Dass jetzt akuter Personalmangel herrscht, liegt vor allem daran, dass die Swiss letzten Sommer 334 Flight Attendants entlassen hat. Trotz Kurzarbeit. «Wir haben unsere Entscheidungen von über einem Jahr mit den damaligen Annahmen, mit den damaligen Rahmenbedingungen getroffen», sagt Oliver Buchhofer, Leiter Flugbetrieb bei der Swiss. «Aus heutiger Sicht würden wir das nicht mehr so machen. Aber zum damaligen Zeitpunkt war die Entscheidung richtig.»
Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers widerspricht: «Das war ein völlig unnötiger Schritt. Im Konsultationsverfahren haben wir davor gewarnt, so viele Leute zu entlassen», sagt Sandrine Nikolic-Fuss, Präsidentin von Kapers. Die Geschichte wiederhole sich: «Schon 2000 nach dem Grounding und auch 2005 und 2006 wurden Leute entlassen und dann ein paar Monate später wieder zurückgeholt. Das Management scheint nichts aus der Geschichte gelernt zu haben.»
Im Laufe des Jahres will die Swiss nun wieder Kabinenpersonal im dreistelligen Bereich einstellen.