Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat kündigte am Mittwoch die Impfoffensive an.
- Je nach Kanton sind die niederschwelligen Impfangebote jedoch unterschiedlich erfolgreich.
- Besonders erfolgreich ist dabei der Kanton Solothurn. Zu verdanken haben die Solothurner ihren Erfolg ihrer Impf-Strategie, die sich von anderen Kantonen unterscheidet.
Im Berner Grosshöchstetten fährt ein riesiger Impf-Truck vor. Die Mission: Mit dem niederschwelligen Impfangebot möglichst viele Leute von der Impfung zu überzeugen.
Die Tagesbilanz fällt jedoch mehr als bescheiden aus. «Es hätte sicher Potenzial gehabt, um deutlich mehr Leute zu impfen. Wir waren nun bei ziemlich genau 140 oder 141 Impfungen, hätten aber Kapazität für gut 500 gehabt», sagt Thomas Fehlmann, Einsatzleiter des Impf-Trucks Kanton Bern.
Dies bestätigt auch die kantonale Gesundheitsdirektion. Die Nachfrage nach Impfungen nehme im Kanton Bern immer mehr ab.
Stärkere Verbundenheit mit Gemeinde als Kanton
Anders klingt es im Kanton Solothurn. Das Impf-Mobil der Solothurner ist zwar wesentlich bescheidener, ihr Erfolg dafür umso grösser.
Dies dank ihrer besonderen Impf-Strategie. Statt in Impf-Trucks zu impfen, fährt im Kanton Solothurn das Impf-Mobil in zahlreichen Gemeinden vor, um vor Ort in kommunalen Räumlichkeiten zu impfen. So auch im Gemeindezentrum der Solothurner Gemeinde Trimbach.
Die Nähe zu den Leuten und der persönlichere Rahmen seien wichtige Faktoren für ihren Erfolg, weiss Peter Eberhard, Leiter des Gesundheitsamts in Solothurn. «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Menschen viel stärker mit ihrer Gemeinde identifizieren als mit dem Kanton. Es ist deshalb wichtig, dass es nicht der Kanton ist, der impft, sondern, dass es ein Angebot in der Gemeinde gibt, in einer vertrauten Umgebung mit kurzen Wegen.»
Impfen im Gemeinde-Gebäude, wo man sich sonst auch treffe, habe also eine viel grössere Wirkung, als wenn man sich in einem grossen, anonymen Truck auf dem Dorfplatz piksen lassen solle, sagt Eberhard weiter.
Erfolgreich auch in Gemeinden mit tiefer Impfquote
Mit ihrem Angebot erreichen die Gemeinden zudem die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. «Jüngere, Ältere, verschiedene Nationalitäten – wir erreichen wirklich die durchschnittliche Bevölkerung. Das ist sehr erfreulich», erzählt Peter Eberhard.
Zudem gelang es ihnen, auch in Gemeinden mit sehr tiefer Impfquote viele Leute zu mobilisieren. «Gesamthaft haben wir seit Mitte August 14'000 Impfungen gemacht!»
Jetzt müssen Kantone alles geben
Der Bundesrat wünscht sich mehr solche Erfolgsgeschichten. 96 Millionen sollen in die Impfoffensive fliessen. Die Kantone müssen also nochmals Gas geben. Diese Meinung vertritt auch Rebecca Ruiz, Vize-Präsidentin der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz.
«In mehr als der Hälfte der Kantone gibt es bereits mobile Angebote. Das, was der Bund zur nun Verfügung stellt, wird zweifellos weitere Kantone ermutigen, sich auf diese Art von Experiment einzulassen.»
Der Startschuss für die Impfoffensive ist gefallen – Luft nach oben gibt es jedoch noch. Ein Ansatz könnte eine enge Zusammenarbeit zwischen Kantonen und Gemeinden sein. Mit den Gemeinden fühlen sich Bürgerinnen und Bürger verbunden. Und sie sind es, die möglicherweise noch den einen oder anderen von der Impfung überzeugen können.