Ende 2022 hat es in der Schweiz rund vier Millionen Privathaushalte gegeben. Der Durchschnittshaushalt zählt 2.18 Personen. Schaut man sich genauer an, wie viele Leute unter demselben Dach wohnen, wird klar: Wir haben Jahrzehnte der Individualisierung hinter uns.
So wohnt die Schweiz
Die Zahl der Haushalte mit nur einer Person hat in den letzten Jahren nämlich stetig zugenommen und liegt nun bei 37 Prozent; mit 33 Prozent belegen die Zweipersonenhaushalte den zweiten Platz, in 13 Prozent der Haushalte wohnen 3 Personen, während in knapp 18 Prozent der Haushalte vier oder mehr Personen leben.
Das heisst aber nicht, dass ein Drittel alleine wohnt. Die vielen Kinder, WG- oder Lebenspartnerinnen und -Partner, sorgen dafür, dass das Verhältnis ausgewogener ist, wenn man sich nicht die Haushalte, sondern die Verteilung der Wohnbevölkerung nach Wohnungssituation anschaut.
Je knapp 30 Prozent der Haushalte umfassen Paare ohne Kinder und Paare mit mindestens einem Kind unter 25 Jahren.
In 73 Prozent der Paarhaushalte mit Kindern sind die Eltern Ehepaare. Bei einem Zehntel leben die Eltern in einer Konsensualpartnerschaft. Gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern stellen einen Anteil von 0.1 Prozent.
Viele Familienhaushalte in der Zentralschweiz
Bei der Wohnform sind je nach Gemeindetyp Unterschiede zu beobachten. Während in städtischen Gemeinden in 39.6 Prozent aller Privathaushalte nur eine Person lebt, liegt dieser Anteil in den ländlichen Gemeinden bei 32.4 Prozent. Am höchsten ist der Anteil an Einpersonenhaushalten in Städten mit einer Bevölkerung von mehr als 50’000 Personen (46.4 Prozent).
Am stärksten verbreitet ist die traditionelle Haushaltsform des verheirateten Paars mit einem oder mehreren Kindern in der Zentralschweiz. In der Westschweiz und im urbanen Kanton Basel-Stadt sind die nicht-traditionellen Haushaltsformen häufiger. Die meisten Eineltern-Haushalte weisen die Kantone Genf, Neuenburg und Waadt auf.
Dreimal mehr Einpersonenhaushalte als 1970
Seit 1970 hat sich die Zahl dieser Haushalte mehr als verdreifacht. Im gleichen Zeitraum blieb die Zahl der Haushalte mit Kindern unter 25 Jahren stabil. Gemäss Robert Weinert von der Immobilienberatungsfirma Wüst Partner liegt das am Megatrend Individualisierung. Dieser habe sich in den vergangenen Jahren noch beschleunigt.
Gemeinhin ist damit die jüngere, berufstätige Bevölkerung gemeint. Ein weiterer Grund für diese Entwicklung ist gemäss dem Experten aber auch die Überalterung. «Je älter die Bevölkerung wird, desto mehr Kleinhaushalte gibt es.»
Kommt Trendwende?
Das Bundesamt für Statistik geht davon aus, dass der Trend hin zu Einpersonenhaushalten auch in den kommenden Jahren weiter anhalten wird. Etwas, das auch in der Immobilienbranche unbestritten ist. «Die Wohnbautätigkeit müsste deutlich zunehmen, damit wir genügend Wohnraum haben», sagt Robert Weinert.
Doch der Immo-Experte sieht Zeichen einer Entspannung. «In den vergangenen beiden Jahren lässt sich eine Verlangsamung der Dynamik hin zu Ein- oder Zweipersonenhaushalten feststellen.» Der Grund dürfte das knappe Wohnungsangebot sein. «Wir haben weniger Leerstände und es wird weniger gebaut.» Das schwindende Angebot zwinge die Menschen wieder enger zusammenzurücken. «Man sieht einen Wandel am Wohnungsmarkt. Die Wohnungsknappheit beeinflusst die Nachfrage. Die Leute wohnen wieder vermehrt unter einem Dach.»