Die Corona-Zahlen schiessen seit Tagen in die Höhe. Die Omikron-Variante BA.2 sorgt für neue Höchstwerte. Auch die Covid-Spitaleintritte steigen wieder an.
Was auffällt: Unter den positiv Getesteten sind viele vollständig Geimpfte und Geboosterte. Mittlerweile kennt praktisch jede Person in der Schweiz jemanden, der sich trotz Booster mit Omikron infiziert hat. Sogenannte Impfdurchbrüche erlitten jüngst auch viele Prominente wie die Bundesräte Alain Berset und Guy Parmelin oder die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli.
In den meisten Fällen verlaufen die Infektionen zwar mild, dennoch sorgen die steigenden Fallzahlen gerade bei geimpften Risikopatienten und Hochbetagten für Unbehagen.
Israel und Deutschland empfehlen zweiten Booster
In Deutschland und Israel wird die zweite Booster-Impfung für vulnerable Personen empfohlen – in der Schweiz ist das derzeit nicht vorgesehen. Die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) rät explizit vom zweiten Booster ab. Das Schweizerische Heilmittelinstitut (Swissmedic) hat ihn auch nicht zugelassen. «Im Moment braucht die Bevölkerung keine zusätzliche Impfdosis, auch nicht die älteren Menschen», sagt Ekif-Präsident Christoph Berger zu SRF News.
Im Moment braucht die Bevölkerung keine zusätzliche Impfdosis, auch nicht die älteren Menschen.
«Wir haben zwar hohe Fallzahlen, aber eben auch eine hohe Immunität in der Bevölkerung. Die Hospitalisierungen steigen nur moderat», so Berger. Wer zweimal für die Grundimmunisierung geimpft und einmal geboostert sei, habe einen guten Schutz vor schweren Erkrankungen. «Auch bei Menschen über 65 Jahre verzeichnen wir keinen nachlassenden Schutz.»
Berger wartet ab
Impf-Chef Berger geht davon aus, dass die Covid-Fallzahlen bald wieder sinken werden. Einerseits aufgrund der Sättigung durch die vielen Infektionen, anderseits auch wegen der Saisonalität. Somit werde sich die Frage des zweiten Boosters wahrscheinlich erst im Herbst stellen. «Wir sind sehr aufmerksam, wie sich die Lage entwickelt – auch mit neuen Varianten – und bereiten uns schon jetzt intensiv auf den Herbst vor», sagt Berger.
Wir geben den zweiten Booster nur, wenn es sinnvoll ist.
Müssen im Herbst alle zum zweiten Boostertermin? Eher nicht, prognostiziert Berger: «Wir geben den zweiten Booster nur, wenn es sinnvoll ist.» Entweder lasse der Schutz vor schweren Verläufen bei allen nach, dann sollte im Herbst die breite Bevölkerung nochmals antraben. Lasse der Schutz jedoch nur bei den Vulnerablen nach, dann sollten sich laut Berger nur Risikopersonen und zum Beispiel die Über-65-Jährige nochmals boostern lassen.
Grosse Hoffnung in antivirale Medikamente
Die Impfung ist laut Berger nicht der einzige Weg, um schwere Covid-Verläufe zu verhindern. Ebenso wichtig seien in Zukunft auch vorbeugende Antikörper-Therapien beispielsweise bei immunsupprimierten Menschen.
Grosse Hoffnung setzt Berger auch in antivirale Medikamente wie Nirmatrelvir mit Ritonavir. «Es wäre super, wenn auch in der Schweiz dieses bisher vielversprechende antivirale Medikament bald zugelassen würde. Dann hätten wir im Herbst – wenn die Fallzahlen wieder steigen – zusätzliche Ansätze, um die Pandemie zu bekämpfen.»