Seit Jahren steigen die Gesundheitskosten in der Schweiz an. Sie tun dies wohl auch im kommenden Jahr. Bis Ende 2026 dürften sie pro Kopf bei fast 11'600 Franken zu liegen kommen, wie ein Bericht der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich zeigt. Laut dem Bericht treibt aber nicht nur die Tatsache, dass wir immer älter werden, die Kosten in die Höhe. Auch unsere Anspruchshaltung, rasch einmal einen Arzt oder eine Ärztin beizuziehen, ist dafür verantwortlich.
Weil es uns verhältnismässig finanziell immer besser gehe, würden wir auch schneller eine ärztliche Abklärung suchen und viel Geld für unsere Gesundheit ausgeben, sagt Stefan Felder, Gesundheitsökonom der Universität Basel. Sein Lehrstuhl «Health Economics» wird durch die forschende Pharmaindustrie und ihren Verband Interpharma finanziert.
Mehr Gesundheitsausgaben wegen höheren Einkommen
In den letzten 30 Jahren sei das Einkommen um 60 Prozent gestiegen, so Felder weiter. «Man erfährt eine gewisse Sättigung in den klassischen Konsumgütern und entwickelt sich dann in Richtung gesunde Ernährung, Fitness und beansprucht eben auch Leistungen, die in der Medizin sind.» Der beste Hebel, um das von den Patientinnen und Patienten verursachte Kostenwachstum auszubremsen, wären höhere Mindestfranchisen.
In der Wintersession hat das Parlament entschieden, die Mindestfranchisen zu erhöhen. Der Bundesrat muss nun festlegen, um wie viel sie ansteigen soll. Die Erhöhung sei dringend nötig, findet Felder, da die Mindestfranchise seit Jahren unverändert geblieben sei: «Die hat man seit 2004 nicht angepasst, sie ist immer noch bei 300 Franken.»
Erhöhung der Mindestfranchise wird auch kritisiert
Felder weist auch darauf hin, dass Anreize zum Sparen nicht mehr greifen, sobald die Franchise erreicht worden ist: «Bei jemandem, der schon mal im Spital war, wirkt die Franchise nicht mehr, weil der dann schon Kosten über dem Deckel hat.»
Die Erhöhung der Franchisen wird jedoch auch kritisiert. Die SP befürchtet, dass dadurch vor allem chronisch Kranke leiden würden. SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider hat bereits klargemacht, dass die Erhöhung der Franchise moderat ausfallen werde. Eine aktuelle Studie der Krankenkasse Helsana zeigt allerdings, dass eine Mindestfranchise von beispielsweise 500 Franken ein jährliches Einsparpotenzial von bis zu 1.2 Milliarden Franken hätte.