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Wie die Waadtländer Polizei gegen Pädokriminelle vorgeht
Aus Rendez-vous vom 22.12.2022. Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
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Steigende Zahlen So macht der Kanton Waadt Jagd auf Pädokriminelle im Netz

Die Waadtländer Polizei ermittelt auch undercover im Internet. Kinderschutz Schweiz sähe das lieber auf Bundesebene.

Im Gestell der beiden Spezialistinnen für Cyber-Pädokriminalität stehen Computer, Laptops, Kisten voller Festplatten und Memorysticks. Es ist die Ausbeute einer gross angelegten Aktion gegen Kinderpornografie im Netz.

Dabei wurden fast 100 Personen einvernommen. Zwei kamen in Untersuchungshaft, wie die Kantonspolizei Anfang Dezember mitteilte.

15 Prozent selbst minderjährig

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15 Prozent der Einvernommenen waren selbst minderjährig. Bei Ihnen wurde Kinderpornografisches Material aus dem Internet festgestellt. Die Kantonspolizei Waadt erinnert deshalb daran, dass Inhalte auch dann illegal sind, wenn sie «zur Belustigung» oder als Warnung gespeichert oder geteilt würden.

Auf dem Tisch der Spezialistin Florence (ihren Nachnamen will sie aus Sicherheitsgründen nicht medial verbreiten) liegt eine Festplatte. Zuerst scannt ein Programm die Inhalte. «Viele kinderpornografische Inhalte aus dem Internet tauchen immer wieder auf», sagt sie. Danach sichtet die Spezialistin Dateien: «Neue Bilder und Videos bedeuten neue Opfer, die Hilfe brauchen.»

Zahl der Rapporte hat sich verdoppelt

Wie oft sie neues Material findet, kann die Spezialistin nicht sagen. Und ganz generell tappt schnell im Dunkeln, wer nach exaktem Zahlenmaterial zu Pädokriminalität im Internet sucht. Die Untersuchungen im Kanton Waadt basieren auf Verdachtsmeldungen aus den USA.

Internetgiganten wie Facebook und Google melden verdächtige Inhalte einer US-Organisation für Kinderschutz. Danach kommen die Verdachtsmeldungen ans Fedpol. Das Bundesamt für Polizei prüft, ob die Inhalte gegen Schweizer Recht verstossen.

Ist das der Fall, erhält die zuständige Kantonspolizei einen Rapport. Gesamtschweizerisch verschickte das Fedpol letztes Jahr knapp 1400 Rapporte, doppelt so viele wie noch zwei Jahre davor. Im Kanton Waadt münde fast jeder Fedpol-Rapport in eine Strafverfolgung, erklärt Spezialistin Florence.

Jahr US-Verdachtsmeldungen Rapporte an Kapo
2021 7176 1399
2020 7852 1166
2019 8028 693

Die Fedpol-Rapporte sind im Kanton Waadt nur ein Teil der Aufgabe der Spezialistinnen. Wenn immer Zeit bleibt, gehen sie undercover online. Sie kennen die Jagdgründe der Pädophilen aus ihren Ermittlungen.

Auszüge aus Chatprotokoll.
Legende: Auszüge aus dem Chatprotokoll in einem bei Jugendlichen beliebten Chatprogramm. SRF

Wenn Florence sich unter Pseudonym in ein bei Jugendlichen beliebtes Chatprogramm einloggt, geht es nur wenige Sekunden, bis erste Nachrichten eingehen: «Lust einen 45-jährigen Mann kennenzulernen?»

Die Polizistin hat strikte Vorgaben für diese Arbeit. Sie darf keine Aussagen provozieren, muss sofort schreiben, dass sie minderjährig sei. «Ich weiss nicht. Ich bin erst 14», antwortet sie und fügt an: «Aber warum nicht?».

Dickpicks und Rendez-vous

Die Polizistin schreibt wie eine Jugendliche. Der Kontakt kann sich über mehrere Tage und Wochen hinziehen. Sie sichert dabei den Chatverlauf – inklusive Beweismittel, wie beispielsweise Fotos von erigierten Gliedern.

Wenn einer ein Treffen vorschlägt, lässt sie sich darauf ein. Im besten Fall kann die Polizei zuschlagen. Wie oft das gelingt, behält die Polizei für sich.

Der Kinderschutz Schweiz befürwortet grundsätzlich, wenn entschiedener gegen Pädokriminalität im Netz vorgegangen wird. Regula Bernhard Hug erinnert aber daran, dass allein in Europa drei Millionen Bilder in Umlauf seien.

«Diese Inhalte machen weder vor Landes- noch Kantonsgrenzen halt», sagt sie. Und stellt deshalb infrage, ob es sinnvoll sei, diesen Inhalten auf Kantonsebene nachzuforschen.

Was tun, wenn man illegale Bilder erhält?

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Verboten sind in der Schweiz pornografische Darstellungen von sexuellen Aktivitäten mit Kindern oder Tieren sowie Anwendung von Gewalt. Wer solche Bilder speichert, macht sich strafbar. Bei clickandstop kann man sie anonym melden. https://www.clickandstop.ch/de/startseite-1.html

Auch der Bundesrat muss die Frage beantworten, wie gut die Schweizer Strafverfolgung im Cyberspace funktioniert. Ein entsprechender Vorstoss aus dem Parlament ist hängig.

Rendez-Vous, 22.12.2022, 12:30 Uhr

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