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Sterbebegleitung Kein «Todeshaus»: Im Hospiz Aargau wird viel gelacht

Im Hospiz in Brugg AG werden Menschen in den Tod begleitet. Seit der Gründung vor 30 Jahren hat sich zwar die Sicht auf die Sterbebegleitung verändert, ein Problem blieb aber.

Es ist ein trauriger, gleichzeitig aber auch ein schöner Moment. Ein Sarg auf einem Gestell rollt aus einem Zimmer und durch die Gänge des Hospizes in Brugg AG. Hinter dem Sarg gehen der Mann der verstorbenen Frau, die erwachsene Tochter und alle Angestellten, die gerade im Hospiz sind. Sie begleiten die Angehörigen bei diesem schweren Gang.

Im Hospiz wird nicht nur gestorben.
Autor: Katja Zubler Geschäftsleitung Hospiz Aargau

«Das ist unser letztes Geleit, weil da unsere Reise mit dem Menschen endet», erklärt Katja Zubler, Mitglied der Geschäftsleitung von Hospiz Aargau. Als Beobachter spürt man, dass den Angestellten der Tod nahe geht. Bei aller Professionalität sei die Nähe zu den Sterbenden ein Thema: «Es bleibt eine menschliche Beziehung, die für uns wichtig ist», sagt Zubler.

Zwei Personen vor dekorativer Wand.
Legende: Katja Zubler und Dieter Hermann sind beide in der Geschäftsleitung vom Hospiz Aargau. SRF/Alex Moser

«Wir lachen aber auch wahnsinnig viel», betont Katja Zubler. «Im Hospiz wird nicht nur gestorben, es wird vor allem zu Ende gelebt und dabei ist noch viel möglich, viel Freude, auch leichte Momente.»

Idee aus den USA

Lachen und Trauern, lustige und traurige Momente gehört im Hospiz Aargau zum Alltag und das seit 30 Jahren. Der Verein, der hinter dem Hospiz steht, wurde vor 30 Jahren gegründet und leistete damit in der Schweiz Pionierarbeit.

Die Idee für das Aargauer Hospiz hatte Luise Thut. Sie war dabei, als eine an Krebs erkrankte Freundin ihre letzten Tage in einem Hospiz in den USA verbrachte. In Florida absolvierte Luise Thut die Ausbildung zur Hospizleiterin und gründete schliesslich den Aargauer Hospiz-Verein.

Geschichte Aargauer Hospiz

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  • 1994 wird der Aargauer Hospiz-Verein gegründet.
  • In den ersten Jahren betreut der Verein die Sterbenden noch Zuhause.
  • 2005 eröffnet das erste stationäre Hospiz im Aargau. Es befindet sich in den Räumen des ehemaligen Klosters Gnadenthal in Niederwil.
  • 2010 zieht das Hospiz in das ehemalige Bezirksspital in Brugg.
  • 2017 wird das Hospiz auf 10 Betten erweitert.
  • Aktuell arbeiten 30 feste Mitarbeitende und 100 Freiwillige für das Hospiz.

«Es war alles andere als ein Todeshaus», erinnerte sich die mittlerweile verstorbene Luise Thut später an das amerikanische Hospiz. «Die Atmosphäre war fröhlich, es wurde gesprochen und über alle Probleme diskutiert.»

Ältere Frau im Anzug im Gespräch.
Legende: Luise Thut gründete den Aargauer Hospiz-Verein. Sie wurde 1928 in München geboren und starb 2023. SRF/Archiv

Der Start in der Schweiz war nicht einfach, denn zu Beginn wurde die Sterbebegleitung oft mit der Sterbehilfeorganisation Exit verwechselt. Dabei geht es im Hospiz nicht um assistierten Suizid, sondern darum, die Sterbenden und die Angehörigen nicht alleine zu lassen und einen möglichst würdevollen Abschied zu ermöglichen.

Finanzen als Dauerproblem

Während sich die Pflegerinnen und die freiwilligen Helfer um die Sterbebegleitung kümmern, kämpft die Hospizleitung auch 30 Jahre nach der Vereinsgründung mit den knappen Finanzen. Denn nach wie vor ist die Finanzierung in den allermeisten Kantonen eine Herausforderung. Bloss im Kanton Wallis gibt es eine kostendeckende Tagespauschale für Hospize.

Im Aargau übernimmt beispielsweise der Kanton 20 Prozent der Kosten, die Patientinnen und Patienten zahlen 40 Prozent, der Rest wird über Spenden finanziert. «Es gehört sehr viel Idealismus, sehr viel Leidenschaft dazu, in der Schweiz ein Hospiz zu führen», sagt Geschäftsführer Dieter Hermann. «Ausser im Kanton Wallis sind alle Hospize sehr defizitär unterwegs.»

Patienten kommen aus Spitälern

Das Hauptproblem sei, dass Hospize wie ein Pflegeheim finanziert seien, sagt Hermann. Allerdings kämen 80 Prozent der Patientinnen aus Spitälern. «Wir bekommen Menschen in einem hochkomplexen, instabilen Zustand», erklärt Hermann. Denn die Spitäler möchten die Patienten nicht länger dort behalten als vorgesehen, weil sich das finanziell nicht lohne.

Dekorierter Raum mit Holzbaum, Hasenfiguren und Leiter.
Legende: Im Hospiz geht es darum, die letzten Tage für die Sterbenden und die Angehörigen möglichst angenehm zu gestalten. SRF/aLEX MOSER

30 Jahre nach der Gründung des Aargauer Hospizes gibt es zwar nicht mehr grundlegenden Widerstand gegen Sterbebegleitung in der Schweiz. Dafür kämpfen die Hospize seit Jahren um eine solide finanzielle Grundlage.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 19.3.25, 17:30 Uhr ; 

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