Es ist ein trauriger, gleichzeitig aber auch ein schöner Moment. Ein Sarg auf einem Gestell rollt aus einem Zimmer und durch die Gänge des Hospizes in Brugg AG. Hinter dem Sarg gehen der Mann der verstorbenen Frau, die erwachsene Tochter und alle Angestellten, die gerade im Hospiz sind. Sie begleiten die Angehörigen bei diesem schweren Gang.
Im Hospiz wird nicht nur gestorben.
«Das ist unser letztes Geleit, weil da unsere Reise mit dem Menschen endet», erklärt Katja Zubler, Mitglied der Geschäftsleitung von Hospiz Aargau. Als Beobachter spürt man, dass den Angestellten der Tod nahe geht. Bei aller Professionalität sei die Nähe zu den Sterbenden ein Thema: «Es bleibt eine menschliche Beziehung, die für uns wichtig ist», sagt Zubler.
«Wir lachen aber auch wahnsinnig viel», betont Katja Zubler. «Im Hospiz wird nicht nur gestorben, es wird vor allem zu Ende gelebt und dabei ist noch viel möglich, viel Freude, auch leichte Momente.»
Idee aus den USA
Lachen und Trauern, lustige und traurige Momente gehört im Hospiz Aargau zum Alltag und das seit 30 Jahren. Der Verein, der hinter dem Hospiz steht, wurde vor 30 Jahren gegründet und leistete damit in der Schweiz Pionierarbeit.
Die Idee für das Aargauer Hospiz hatte Luise Thut. Sie war dabei, als eine an Krebs erkrankte Freundin ihre letzten Tage in einem Hospiz in den USA verbrachte. In Florida absolvierte Luise Thut die Ausbildung zur Hospizleiterin und gründete schliesslich den Aargauer Hospiz-Verein.
«Es war alles andere als ein Todeshaus», erinnerte sich die mittlerweile verstorbene Luise Thut später an das amerikanische Hospiz. «Die Atmosphäre war fröhlich, es wurde gesprochen und über alle Probleme diskutiert.»
Der Start in der Schweiz war nicht einfach, denn zu Beginn wurde die Sterbebegleitung oft mit der Sterbehilfeorganisation Exit verwechselt. Dabei geht es im Hospiz nicht um assistierten Suizid, sondern darum, die Sterbenden und die Angehörigen nicht alleine zu lassen und einen möglichst würdevollen Abschied zu ermöglichen.
Finanzen als Dauerproblem
Während sich die Pflegerinnen und die freiwilligen Helfer um die Sterbebegleitung kümmern, kämpft die Hospizleitung auch 30 Jahre nach der Vereinsgründung mit den knappen Finanzen. Denn nach wie vor ist die Finanzierung in den allermeisten Kantonen eine Herausforderung. Bloss im Kanton Wallis gibt es eine kostendeckende Tagespauschale für Hospize.
Im Aargau übernimmt beispielsweise der Kanton 20 Prozent der Kosten, die Patientinnen und Patienten zahlen 40 Prozent, der Rest wird über Spenden finanziert. «Es gehört sehr viel Idealismus, sehr viel Leidenschaft dazu, in der Schweiz ein Hospiz zu führen», sagt Geschäftsführer Dieter Hermann. «Ausser im Kanton Wallis sind alle Hospize sehr defizitär unterwegs.»
Patienten kommen aus Spitälern
Das Hauptproblem sei, dass Hospize wie ein Pflegeheim finanziert seien, sagt Hermann. Allerdings kämen 80 Prozent der Patientinnen aus Spitälern. «Wir bekommen Menschen in einem hochkomplexen, instabilen Zustand», erklärt Hermann. Denn die Spitäler möchten die Patienten nicht länger dort behalten als vorgesehen, weil sich das finanziell nicht lohne.
30 Jahre nach der Gründung des Aargauer Hospizes gibt es zwar nicht mehr grundlegenden Widerstand gegen Sterbebegleitung in der Schweiz. Dafür kämpfen die Hospize seit Jahren um eine solide finanzielle Grundlage.