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Sterbetourismus Schweiz Ausländische Sterbewillige: Kanton Solothurn mit neuer Lösung

Wenn Ausländer sich mit Schweizer Freitod-Organisationen das Leben nehmen, belastet das die Kantonskasse. Was tun?

In der Schweiz haben im Jahr 2022 knapp 1600 Menschen Sterbehilfe in Anspruch genommen. Aus diesen Zahlen nicht ersichtlich sind Ausländerinnen und Ausländer, die dafür in die Schweiz reisen. Das passiert regelmässig. Hier ist nämlich «Beihilfe zum Suizid aus uneigennützigen Gründen» erlaubt. In anderen Ländern nicht.

Sterbetourismus kostet die Kantone Geld. Nun hat der Kanton Solothurn eine Lösung gefunden, wie er Kosten senken kann. Er setzt auf Videobeweise und wälzt Kosten auf die Verursacher ab.

Im Kanton Solothurn operiert in Nunningen seit Februar eine Organisation mit dem Namen Pegasos.

Es ist ein Basler Verein, der Sterbewillige in einem ehemaligen Landgasthof im Solothurner Jura in den Freitod begleitet. Per Infusion wird hier eine tödliche Dosis Natrium Pentobarbital verabreicht.

3000 Franken für jeden Todesfall

Freitodbegleitungen bescheren dem Kanton Solothurn Kosten von rund 3000 Franken pro Fall. Da es sich beim assistierten Suizid um einen aussergewöhnlichen Todesfall handelt, wird jeder von der Staatsanwaltschaft untersucht. Es braucht Polizei, Staatsanwaltschaft, Obduktion – der Kanton rechnet mit jährlichen Kosten von 660'000 Franken.

Wer ist Pegasos?

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Infusion
Legende: Pegasos findet, das Sterben per Infusion sei sanft. Die sterbewillige Person muss selber am Rad der Infusion drehen. Das wird neu auf Video festgehalten. SRF
  • Pegasos ist gemäss eigenenen Angaben ein Verein für selbstbestimmtes freiwilliges Ausscheiden aus dem Leben mittels Freitodbegleitung mit Sitz in Basel.
  • Präsident der Pegasos Swiss Association ist Ruedi Habegger. Er ist der Bruder von Erika Preisig , die Ärztin, die die Sterbehilfe-Organisation Eternal Spirit im Kanton Baselland betreibt.
  • Eine Freitodbegleitung kostet bei Pegasos gemäss Angaben auf der Website 10'000 Franken.
  • Gestorben wird bei Pegasos mit Natrium Pentobarbital, einem Anästhetikum, per Infusion.
  • Die Zeitung «Reformiert» sprach kürzlich von den «ungeliebten Nachbarn von Nunningen»; eine Petition fordert, dass die Sterbehilfefirma in ein unbesiedeltes Gebiet umzieht. Pegasos scheint im Dorf bei der Bevölkerung nicht gerade willkommen.

Die Sterbehilfe-Organisation Pegasos zählt gemäss Zeitung «Schweiz am Wochenende» zwei Menschen pro Woche, die in Nunningen sterben. Die Organisation ist erst seit Februar aktiv. Künftig rechnet sie mit 220 Todesfällen pro Jahr.

Der Kanton Solothurn hat nun eine Absichtserklärung als Lösung für die Kosten gefunden. Diese Erklärung haben Polizei, Staatsanwaltschaft, Institut für Rechtsmedizin und Pegasos unterschrieben. Neu meldet Pegasos weiterhin jeden Todesfall der Polizei, aber diese fährt nicht mehr jedes Mal auf das Anwesen für einen Augenschein und Befragungen.

Videobeweis und freiwillige Kostenübernahme

Pegasos dokumentiert den Freitod neu per Video und schickt es der Staatsanwaltschaft. Das Video soll zeigen, wie Sterbewillige selbst am Rad der Infusion drehen. Zudem fährt Pegasos die Verstorbenen selbst in die Rechtsmedizin nach Basel. Dort wird der Leichnam untersucht. Die Kosten trägt neu Pegasos, freiwillig.

Die Suizide erfolgen immer am gleichen Ort und mit der gleichen Methode.
Autor: Sophie Baumgartner Medienbeauftragte Solothurner Staatsanwaltschaft

Stellt sich die Frage, ob Videos nicht gefälscht werden könnten? «Dass man Videos manipulieren kann, ist uns natürlich bewusst. Die Videolösung ist sinnvoll und verbessert die Beweislage der Strafverfolgungsbehörden in jedem Fall.»

Die Strafbehörden erhalten das Video per verschlüsselter E-Mail oder via Webtransfer. Der Datenschutz sei gewährleistet.

Stichproben möglich

Man werde die Erfahrungen der neuen Abläufe fortlaufend auswerten. Die Staatsanwaltschaft kann jederzeit Stichproben im Sterbezimmer machen.

Bisher war die Abwälzung der Kosten nicht möglich, wie eine Debatte im Nachbarkanton Basel-Landschaft zeigte. Hier gibt es mehrere Sterbehilfe-Organisationen und auch Sterbetourismus, wie Zahlen des Kantons zeigten. Von 340 Freitodbegleitungen im Jahr 2023 waren 284 Personen aus dem Ausland. Strafverfahren müsse jeweils der Staat berappen, so wolle es die Strafprozessordnung, hielt die Baselbieter Sicherheitsdirektion nach Vorstössen aus dem Parlament fest.

Sterbehilfe Symbolbild
Legende: Sterbehilfe ist in der Schweiz legal. Keystone/Martin Rüetschi

Pegasos ist seit Februar 2024 nicht mehr im Kanton Basel-Landschaft, sondern im Kanton Solothurn aktiv. Hier hat man nun ein Modell gefunden, das die Kosten anders verteilt. Gut möglich, dass andere Kantone nachziehen.

Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe

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Erwachsene: Dargebotene Hand/Sorgentelefon

  • Telefon (rund um die Uhr): 143
  • Mail und Chat:  www.143.ch

Kinder und Jugendliche: Pro Juventute

  • Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
  • Mail und Chat:  www.147.ch

Weitere Informationen

Regionaljournal Aargau Solothurn, 30.11.2024, 17:30 Uhr ; 

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