Die Justizvollzugsanstalt JVA Witzwil liegt mitten im Grossen Moos im Berner Seeland, in der Gemüsekammer der Schweiz. Aber: Die JVA ist nicht nur eine Strafanstalt, sondern auch ein Landwirtschaftsbetrieb – mit rund 730 Hektaren Land sogar der grösste der Schweiz.
Heute beschäftigt die JVA Witzwil rund 60 bis 80 Gefangene in der Landwirtschaft. Sie melken Kühe, helfen auf dem Kartoffelfeld oder beschäftigen sich mit der Fohlenaufzucht. Dazu kommen weitere Aufgaben, die indirekt mit der Landwirtschaft zu tun haben, etwa die Weiterverarbeitung von Früchten und Gemüse.
Diese Schweizer Strafanstalten setzen auf Landwirtschaft
«Gerade die Arbeit mit Tieren ist wichtig, da sie übers Jahr eine gleichbleibende Arbeitslast garantiert», sagt Balz Bütikofer, der Direktor der JVA Witzwil. Die Landwirtschaft sei deshalb der Kernpunkt für sinnvolle und sinnstiftende Arbeit, und das solle auch in Zukunft so bleiben. Aber mit deutlich weniger Land – das hat der Kanton entschieden.
Die JVA werde jedoch auch in Zukunft genügend Arbeitsplätze in der Landwirtschaft anbieten können, sagt Balz Bütikofer.
Landwirtschaft diente lange der Selbstversorgung
Die Geschichte der Landwirtschaft in der JVA Witzwil geht weit zurück. 1894 wurde in Witzwil die erste Kaserne für Gefangene gebaut – und seit dieser Zeit wird das Land rund um Witzwil bewirtschaftet. Vom ersten Direktor der bernischen Strafanstalt, Otto Kellerhals, erwartete der Kanton Bern, dass er die Anstalt aus den Erträgen der Landwirtschaft finanziert. Die Landwirtschaft diente weitgehend der Selbstversorgung des Betriebs – und der Beschäftigung der Gefangenen.
«Auch heute spielt die sinnvolle Beschäftigung eine zentrale Rolle», sagt Kurt Pfeuti. Er ist beim Bundesamt für Justiz verantwortlich für Baubeiträge an den Straf- und Massnahmenvollzug.
Denn: Im schweizerischen Strafvollzug gilt Arbeitspflicht. «Das heisst: Strafvollzugsanstalten müssen den Gefangenen ihren Fähigkeiten entsprechend Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.» Viele Strafvollzugsanstalten in der ganzen Schweiz setzten deshalb weiterhin auf Landwirtschaftsbetriebe, da diese verschiedene Arbeitsplätze mit unterschiedlichen Anforderungen bieten.
«Handarbeit» statt moderne Maschinen
Im Gegensatz zu früher steht dabei aber nicht mehr nur die hohe Produktion des Betriebs im Vordergrund, sondern es gehe darum, die Gefangenen auf die Zukunft vorzubereiten. Einige Strafanstalten verzichteten deshalb bei ihren Landwirtschaftsbetrieben auf eine hohe Modernisierung, wie sie in privaten Betrieben vorkommen.
Es bringt nichts, wenn man den Gefangenen zeigt, wie ein Melkroboter funktioniert.
Denn: «Viele Menschen in Schweizer Strafanstalten stammen aus dem Ausland und werden nach dem Absitzen ihrer Strafe ausgeschafft», so Pfeuti vom Bundesamt für Justiz. Es gehe deshalb darum, ihnen hier Grundlagen der Landwirtschaft zu vermitteln, die sie auch zu Hause anwenden können. Es bringe beispielsweise nichts, wenn man ihnen hier zeige, wie ein Melkroboter funktioniere. Deshalb setze die Landwirtschaft im Strafvollzug einen starken Fokus auf «Handarbeit».